RE: Kritisch Krank - Tagebuch
Hi Leuts,
habe mich heute nochmal mit der Frau länger unterhalten, die nach einer Blinddarm-OP für eine Weile im sog. Wachkoma war. War ja neugierig, gerade angesichts dieses Threads.
Sie sagte mir, sie habe in der Koma-Zeit sehr wohl viel mitbekommen, sei aber absolut nicht in der Lage gewesen, irgendwie zu reagieren. Irgendwann ging es wohl mit den Augen, mehr aber auch nicht. Ab da ging es auch aufwärts. Sie wusste genau, dass da täglich Ergotherapeuten bei ihr waren, sehr oft ihre Lieblingsmusik lief, sie merkte, wenn ihre Zwillingsschwester oder Freunde da waren - nur sie konnte halt nicht so reagieren, dass die anderen (außer der Schwester) etwas davon bemerkten.
Sie nahm ihre Umwelt allerdings nur in Ausschnitten wahr: Sie hörte Stimmen, verstand sie auch, konnte aber niemanden sehen, sie nahm teilweise Gerüche wahr, ganz sicher sowas wie Hunger, Durst, Schmerz, Angst und Berührungen.
Wir unterhielten uns u.a. auch über Terry, die man in den Staaten ja qualvoll verhungern und verdursten (verrecken) ließ. Die Frau sagte, jene Berichterstattung sei für sie noch viiiiiel schlimmer gewesen als die Tagebuchnotizen und Videos ihrer Schwester.
Übrigens habe ich heute erfahren, dass sie sich nicht nur weiterhin in der Ergotherapie, sondern jetzt auch in psychotherapeutische Behandlung (u.a. mit EMDR) unterzieht. Sie kommt mit allem nicht wirklich klar - trotz oder vielleicht gerade wegen dem, was sie im Tagebuch gelesen und in den Videos gesehen hatte. Sie sagte mir heute nur: "Ich wünschte, ich hätte mich niemals soooo gesehen, so erbärmlich hilflos mit dieser depperten Visage."
Das wollte ich hier nur mal zwecks zusätzlicher Erfahrung zum Besten geben. Genannte Frau steht grad hinter mir, und der Inhalt des Postings ist ihrer Ansicht nach okay.
Euch allen einen schönen Restmontag und liebe Grüße!
Monsti