RE: KISS Syndrom / Behandlung in Berlin
Hallo zusammen,
in dem Text eines Hamburger Kinderorthopäden leitender Klinikarzt) auf meiner Website sind viele mögliche Ursachen für eine solche Auffälligkeit (korrekt heißt das Ganze wohl Schräglagedeformität) aufgeführt:
http://www.autismus-etcetera.de/Inh...Informationen/kiss-syndrom_informationen.html
Ich zitiere mal den hier wohl wichtigsten Abschnitt:
"...
Dass im Rahmen der Entstehung einer solchen Deformität gelegentlich auch einmal manualmedizinisch nachweisbare Probleme entstehen, ist denkbar. Solche Störungen sind jedoch immer sekundär und werden durch die krankengymnastische Behandlung in idealer Weise therapiert.
Verkürzte Muskulatur bedarf einer adäquaten [angemessenen, ihr gerecht werdenden] Dehnung und einer Stimulierung [Anregung] der Antagonisten [der Gegenspieler - jeder Muskel hat einen Gegenspieler, der für die Bewegung in die entgegengesetzte Richtung zuständig ist], um wieder eine regelrechte Funktion zu erreichen. Deshalb ist unbegreiflich, warum nach einer manualmedizinischen Behandlung die Krankengymnstik ausgesetzt werden soll.
Der muskuläre Schiefhals [muskulärer Schiefhals siehe auch hier], der angeblich durch eine Atlastherapie geheilt werden kann, ist nicht mit einer Schräglagedeformität gleichzusetzen. Hier handelt es sich um eine einseitige Fibrosierung [eine Gewebeveränderung] des M. sternocleidomastoideus [das ist der “Kopfwender” genannte Muskel im Hals], wobei die Ätologie [die Ursache für die Erkrankung] nicht sicher geklärt ist. Ich persönlich habe noch keinen Fall gesehen, in dem sich ein muskulärer Schiefhals durch Manualtherapie (Atlastherapie) hätte bessern lassen. Der muskuläre Schiefhals hat dann eine gute Prognose, wenn im ersten Lebensjahr eine Beseitigung der Muskelkontraktur [Versteifung, Beweglichkeitseinschränkung] gelingt. Auch für diese Erkrankungen gibt es keine gute Alternative zu einer fachgerecht durchgeführten krankengymnastischen Behandlung auf neurophysiologischer Grundlage.
Das Problem beim „KISS-Syndrom“ besteht nicht in der Behandlung, sondern in der Tatsache, dass Kindern ein Etikett zugeordnet wird, welches zu einer Kategorisierung führt, die möglicherweise eine weitere Diagnostik verzögert. Persistierende [weiterbestehende] Asymmetrien haben häufig handfeste Ursachen, z.B. Säuglingsskoliosen [durch die Lage in der Gebärmutter entstandene Verkrümmungen der Wirbelsäule beim Säugling], kongenitale Skoliosen [genetisch bedingte seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten an den beiden Seiten der Krümmung fortschreitend] , Klippel-Feil-Syndrom [hier sind einige Halswirbel miteinander verschmolzen], Sprengelsche Deformität [Schulterblatt-Hochstand], um nur wenige zu nennen. In solchen Fällen ist deshalb zunächst eine Abklärung erforderlich. Eine Röntgenaufnahme des okzipitozervikalen Übergangs [des Übergangsbereiches vom Hals in den Hinterkopf] a.p. ist für eine Diagnostik kongenitaler Anomalien [angeborener Fehlbildungen] in diesem Bereich nicht geeignet. Neben dem Begriff KISS-Syndrom muss deshalb auch die von vielen Manualtherapeuten propagierte Röntgenaufnahme a.p. abgelehnt werden, da sie eine nicht unbeträchtliche Strahlenbelastung der Orbita [Augenhöhle] erzeugt.
..."
Ich würde folglich ebenfalls raten, das Kind einem erfahrenen Kinderorthopäden vorzustellen, der vorsichtshalber eine Skoliose oder einen muskulären Schiefhals ausschließten sollte. Ansonsten scheint das wirklich *meistens* ein durch die Lage des Kindes in der Gebärmutter entstandene Verformung zu sein, die sich normalerweise tatsächlich im Laufe des ersten Lebensjahres auswächst (das habe ich auch den Aussagen anderer Kinderorthopäden entnommen).
Aber wenn es bisher nicht den Anschein hat, als täte sich da was, muss man natürlich genauer hingucken. In jedem Fall dürfte seriöse Krankengymnastik hilfreich sein.
In jedem Fall wünsche ich alles Gute für Mutter und Kind.
Gruß
Cornelia