• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Keine Lust mehr - Was tun?

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FastNinja

New member
Hallo,
ich möchte hier schreiben, da ich Rad brauche.
Kurz zu mir und meiner Partnerin: Ich, 34, habe eine Muskelerkrankung und kann noch ein paar Finger bewegen, und sitze im Rollstuhl. Sie, 41, sitzt ebenfalls seit einem Jahr im Rollstuhl wegen MS, kann aber noch alles selbst. Wir sind jetzt knapp acht Monate zusammen. Wir führen eine Fernbeziehung und sehen uns alle 2-3 Wochen. Am Anfang (die ersten 3 Monate) war unser Zusammensein geprägt von sehr vielen und erfüllenden sexuellen Begegnungen. Diese sind aber seit 2-3 Monaten immer weniger geworden. bzw. haben ziemlich abrupt aufgehört. Alle anderen wichtigen Dinge einer Beziehung sind unglaublich schön und wunderbar und vor allem auch sehr erfüllend, aber ohne sexuelle Begegnungen möchte ich nicht sein (das habe ich ganz am Anfang der Beziehung auch mit ihr gemeinsam kommuniziert)

Zu meiner Herausforderung, die mich sehr beschäftigt:
Im einem Telefonat vor kurzem sagte meine Partnerin: "Es ist furchtbar, ich bin momentan total asexuell, das gibt es gar nicht. Das ist total ätzend. ich habe mit meiner Freundin telefonieren und sie hat dauernd Lust. Das nervt mich den Hormonen unterworfen zu sein."
An dem Punkt weiß ich nicht weiter und ich fühle mich hilflos und sie weiß offenbar auch nicht so recht.
Die Sache ist die: In dem Moment wenn sie zum 1. Mal durch die Haustür kommt, spüre ich ein noch stärkeres Begehren und Verlangen nach ihr. Und wenn sie mich zum 1. Mal berührt durchzieht mich ein unglaubliches Kribbeln und Gänsehaut durch meinen ganzen Körper.
Ich habe in den letzten Wochen gelernt den Stellenwert von Sex nicht mehr so hoch anzusetzen und finde Kuscheln und sich nahe sein sehr schön. "Alles kann, nichts muss", dieses Motto beschreibt es ganz gut.
Meine Freundin hat bei dem Thema bereits einmal sehr sensibel auf Fragen und Bemerkungen reagiert. von daher bin ich mit dem direkten Ansprechen von Dingen noch etwas verhalten
Auch die innerliche Frage: "Liegt ihre wohl länger bestehende Lustlosigkeit an mir? Bin ich vielleicht nicht attraktiv genug oder kann ich ihr einfach nicht geben was sie braucht?", ist in meiner Lage sofort richtig schwerwiegend.
Ich möchte irgendwie mit ihr ins Gespräch kommen, was ich unbedingt möchte, da mir unendlich viel an der Beziehung liegt und Lustlosigkeit überwunden werden kann (so hoffe ich zumindest). Die Tatsache, dass sie mit einer Freundin darüber gesprochen hat zeigt mir, dass ihr das selbst immer bewusster wird. Ihr ist es wichtig, dass sie, wenn sie zum Beispiel Hand oder Mund angelegt, auch selbst Lust hat, was ja seit einiger Zeit nicht mehr der Fall ist. Und um überhaupt etwas anzufangen, wagen oder zu probieren sieht sie als Voraussetzung, dass sie selbst Lust hat. Ich würde so gerne irgendetwas tun können.
Vielleicht aus medizinischer Sicht noch zu erwähnen: Ihre Frauenärztin sagt sie sei in den Wechseljahren (meine Partnerin lehnt die Gabe von Hormonen ab), des weiteren weiß ich nicht inwieweit MS beteiligt ist (wobei sie in der Zeit unserer Beziehung keine Verschlechterung hatte) und sie ist (aber schon 10 Jahre) sterilisiert. Ich freue mich auf Gedanken und vielleicht Anregungen und Tipps.
Herzliche Grüße
 
Das ist aus der Ferne schlecht zu beurteilen. Klar ist, dass es unzumutbar ist, "Hand oder Mund anzulegen", wenn man selber keine Lust hat! Warum sie aber keine hat, können nur Sie herausfinden, und ja: Mit der Antwort müssen Sie fertig werden. Sagt sie, dass sie es auch nicht weiß, überlegen Sie zusammen, ob es irgendetwas geben könnte, was sie erregen könnte. Irgendetwas Neues, zuvor nicht Versuchtes.
Wichtig ist, gemeinsam auch asexuelle Nähe und Kuscheln zu genießen, ohne dass sie Sorge haben muss, dass Sie das eigentlich gar nicht wollen und nur auf eine Gelegenheit warten, sexuell zu werden.

LG, Dr. Höllering
 
Hallo,
deine Partnerin hat ja schon eine Idee an was es liegen könnte, an den Hormonen.
Es hat also nichts mit dir zu tun, denn das wüsste sie und hätte dann am Telefon nicht die Hormone erwähnt.

Das sie keine Hormone nehmen möchte ist verständlich, ich halte auch nicht so viel davon.
Trotzdem könnte man mit dem Gyn und/oder dem HA zusammen überlegen was es noch für Wichtig ist erst einmal nur eins: Das ihr miteinander redet, denn ohne das kannst du ihr nicht wirklich helfen.
 
Gut, natürlich hat sie eine Idee, So hatte ich das noch nicht gesehen.
Vielleicht eine ziemlich dumme Frage:
Über was sollten wir miteinander reden?
Ich habe noch nicht allzu viel Erfahrungen bezüglich Beziehungen, Natürlich auch bedingt durch meine Erkrankung-Hatte bisher noch keine ernsthaften Beziehungen.
Man hört zwar immer überall: Ihr solltet miteinander sprechen, aber was das konkret bedeuten kann sagt keiner.
Ich möchte nicht, dass sie sich unzulänglich oder schuldig fühlt oder gar unattraktiv. Vielleicht sogar weniger begehrenswert. Auch wenn wir eine Zeit nicht sexuell aktiv sind, ändert sich überhaupt nichts daran, dass ich sie liebe und begehre und auch unglaublich attraktiv finde.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bemerke ich, das sie sich selbst sexuelle Begegnungen wünscht, aber ihr momentan einfach die nicht vorhandene Lust in die Quere kommt.
 
Naja, das Reden hängt ja auch immer von den Charakteren ab.
Du solltest ihr signalisieren das du Verständnis hast, sie zu nichts drängen willst und klar kommst.
Ihr könntet darüber reden das ihr das Kuscheln beibehalten wollt, ohne Hintergedanken und vielleicht auch über sexuelle Phantasien die euch heiß machen und die umgesetzt werden könnten, oder über die Möglichkeit eines Gespräches mit einem Fachmann, wie man die Hormone ohne Hormone ins Lot bekommen kann.
Das Gespräch beginnt und endet mit euren Befindlichkeiten, also inwieweit ihr offen zueinander sein könnt ohne den anderen zu verletzen.
Es sollte viel Empathie rüber kommen und auch nichts so besprochen werden das es wie ein Drängen wirkt oder als Druck aufgefasst werden könnte.
 
Danke für den weiteren erhellenden Beitrag.
Allerdings:
"vielleicht auch über sexuelle Phantasien die euch heiß machen und die umgesetzt werden könnten"
Was ist damit gemeint? Könnten Sie mir das anhand eines konkreten Beispiels ein klein wenig näher bringen, das wäre nett.
Ich dachte eigentlich in einer Phase in der die Partnerin keine Lust hat, sollte man das eher nicht tun, aber vielleicht irre ich mich auch.
 
Ich dachte eigentlich in einer Phase in der die Partnerin keine Lust hat, sollte man das eher nicht tun, aber vielleicht irre ich mich auch.

Nein da irrst du dich nicht, es kommt auf den Gesprächsverlauf an und natürlich auch wie sich die Unlust gestaltet.
Man kann Unlust haben, aber Trotzdem Ideen zu dem was Lust machen könnte.
Z.B. das keine Lust auf normalen Sex vorhanden ist, durchaus auch wegen der Hormone, diese aber trotzdem in Wallung geraten wenn eine Verführung stattfindet.
Sicher sind das sensible Bereiche, wichtig ist das Gespür ob man sie ansprechen kann oder es lieber sein lässt.
 
Also es ist kein No-Go es mit,Verführung zu versuchen? Ich hätte dann nicht die Erwartung durch die Verführung auch sexuell aktiv zu werden, wenn es beim kuscheln bleibt ist das ebenso super.

Problematisch ist das ich von mir aus nicht aktiv werden kann, lediglich mit Worten. (was sie allerdings das ein oder andere Mal bereits zum Höhepunkt gebracht hat).

ich hatte jetzt die Idee beim nächsten Besuch mein Zimmer vorzubereiten, Kerzen (bzw. Teelichter) zu verteilen, ihre Lieblingsmusik hinterlegt bei einem Kaminfeuer Video abzuspielen, und sie zu fragen was sie davon hält sich gemeinsam hinzulegen und zu kuscheln und sich nahe zu sein.

Würde mich sehr über Gedanken dazu freuen.
 
Ich denke es hängt alles immer von den Personen ab, für die eine kann eine Verführung super sein, die andere fühlt sich an vermeintliche Pflichten erinnert.

Es sollte halt klar sein das es nicht um Sex geht, es den nur gibt wenn sie das auch will und sie sollte das auch wissen um sich entspannt aufs Kuscheln einlassen zu können.

Es gibt auch einen Ansatz wo Partner sich zum Gespräch verabreden und jeweils eine halbe Stunde Redezeit bekommen.
Das sollte es aber auch nur um den jeweiligen Redner gehen, also in der Ich-Form beschreiben wie es innen drin aussieht, was man wünscht, vermisst, wie man sich fühlt oder über was man sonst sprechen möchte.
Dabei sollte aber vermieden werden den anderen mit einzubeziehen, von wegen Vorwürfe, was er falsch macht, was er tun sollte etc.
Es geht nur um den der gerade redet und der andere hört zu ohne zu unterbrechen, danach wird gewechselt und wenn einer nicht sprechen mag wird halt gemeinsam geschwiegen.

Ich finde das ist ein ganz gutes Mittel um herauszufinden was im anderen vor sich geht, ohne das es zu einem Streitgespräch und Verletzungen kommen kann.

Alle Vorschläge sind natürlich auch stark von deiner Partnerin abhängig, was für ein Typ sie ist, womit sie was anfangen kann und womit nicht.
Da kannst nur du alleine entscheiden was auf sie passt, was ihr gefallen würde, wofür sie offen wäre.
 
Egal über was man spricht, ob über das simple Tagesgeschehen, aber auch über die Sorgen und Träume die man hat, die Ängste und die schönen Erlebnisse: Alles, was man teilt, bringt einen näher zusammen. Ich finde es am besten zu fragen und gut zuzuhören.
Diese romantische Planung ist ganz hübsch, muss aber ganz klar lassen, dass hier nicht Sex das Ziel ist, sondern einfach mal wieder körperliche Nähe.

LG, Dr. Höllering
 
Mir ist klar, dass klar sein sollte, dass eine sexuelle Begegnung nicht das Ziel ist, sondern dass es kein Ziel oder Hintergedanken gibt.
Doch ein Ziel gibt es, nämlich dass ich möchte, dass sie sich geborgen und wohl fühlt, das hat meiner Einschätzung nach nichts mit Sex zu tun.
Ob sich etwas durch die körperliche Nähe entwickelt oder nicht ist unwichtig. Wichtig ist nur die körperliche Nähe an sich.
Gibt es vielleicht noch weitere Ratschläge oder Tipps?
 
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