RE: Juckreiz nach dem Sommer
Hallo Steffei,
Die Kopfhaut gehört zu den am häufigsten befallenen Stellen der Psoriasis vulgaris. Allerdings müssen Schuppen auf dem Haarboden nicht unbedingt eine Psoriasis bedeuten, manchmal kann auch ein Pilz das Problem sein. Deshalb sollte man diese Diagnose zuerst ausschliessen.
Bei der Kopfhautpso steht an erster Stelle steht die Vermeidung von Provokationsfaktoren. Patienten sollten den Kamm vorsichtig verwenden. Besser ist eine weiche Bürste, und auch der Fön sollte auf keinen Fall zu heiss eingestellt sein. Psoriasis ist eine reizbare Hautkrankheit und lässt sich provozieren. Wenn man versucht, die Schuppung herauszukämmen oder herauszukratzen, kann man die Krankheit erst recht verschlimmern. Gegen den bisweilen starken Juckreiz kann ein Antihistaminikum angezeigt sein.
Für eine effektive Behandlung muss die Kopfhaut zuerst entschuppt werden. Die Schuppen können mit salizylsäurehaltigen Präparaten in Form von Salizylöl oder Salizylcarbowachs oder Ölkappen aus den Haaren gelöst werden. Einige Quellen berichten von guten Erfahrungen mit der Lotio Decapans von Widmer. Ideal ist, diese Mittel über Nacht anzuwenden. Dabei wird ihre Wirkung verstärkt, wenn man sie unter einer Badekappe oder Baumwollmütze einwirken lässt, wodurch auch ein Verschmutzen des Kissens vermieden werden kann. Am nächsten Morgen werden beim Duschen oder Baden die Schuppen aus den Haaren gelöst. Günstig ist die Verwendung eines Shampoos mit Teer, Ketaconazol, Schwefel oder Zinkpyrithion.
Manchmal nützt auch eine Therapie gegen Hefepilze, die ein Provokationsfaktor der Kopfhautpsoriasis sein können, Shampoos mit Ketokonazol sind antimykotisch wirksam.
Nach dem Entschuppen folgt die eigentliche Therapie. Bei einer milden Kopfhautpsoriasis können sogar Ölpackungen mit Distelöl, Avocadoöl oder Olivenöl ausreichen. Ebenfalls mild und sehr bewährt sind Teerpräparate, die allerdings fast alle vom Markt genommen wurden, da eine krebserregende Wirkung diskutiert wird. Eine milde Wirkung haben auch Lotionen mit Hamamelis, einer Pflanze mit entzündungshemmender Wirkung. Ebenfalls bewährt sind Kopfpackungen die Salz aus dem Toten Meer, Urea oder mineralhaltigen Meerschlamm enthalten, eine Kombination davon wirkt sowohl schuppenlösend als auch feuchtigkeitspendend.
Gut geeignet zur Behandlung der Kopfhaut sind Vitamin-D-Derivate wie Daivonex, Curatoderm oder Silkis. Dabei muss bedacht werden, dass Salizylsäure Vitamin-D-Präparate rasch inaktiviert. Deshalb ist eine Auswaschphase von einigen Tagen bis zu einer Woche sinnvoll nach dem Entschuppen der Kopfhaut mit salizylhaltigen Mitteln.
Wichtig: Durch Alkohol kann das Jucken verstärkt werden, weshalb die richtige Zubereitungsgrundlage wichtig ist. Dabei scheint eine Lotion für die Behandlung der Kopfhaut am besten geeignet. Ebenfalls zweckmässig sind Cremen. Salben hingegen lassen sich nur schwer auswaschen.
Bei einer hartnäckigen Kopfhautpsoriasis bleibt nur die Anwendung von kortisonhaltigen Präparaten am Haarboden. Auch hier stehen alkoholische und nichtalkoholische Lösungen und Cremen in verschiedenen Wirkklassen zur Verfügung. Sinnvoll ist eine Lösung mit einem Salizylzusatz, der die Penetration des Kortisons verstärkt.
Kortison kann auf der Kopfhaut über längere Zeit angewendet werden, weil hier kaum je eine Verdünnung der Haut auftritt, wie sie etwa im Gesicht beobachtet werden kann. Ganz harmlos sind allerdings kortisonhaltige Präparate auch auf der Kopfhaut nicht. Deshalb sollten solche Mittel nicht länger als drei bis vier Tage pro Woche eingesetzt werden. An den übrigen Tagen ist es sinnvoll, ein Vitamin-D-Präparat anzuwenden. Vor allem in Kombination mit Kortison wirken diese sehr gut.
Eminent wichtig ist es, wie ein Präparat angewendet wird. Am besten macht man mit dem Kamm einen Scheitel, nimmt ein bisschen Lotion oder Creme auf den Finger und reibt sie entlang dem Scheitel ein. Dann kommt etwa eineinhalb Zentimeter daneben der nächste Scheitel, wo wieder mit dem Finger eingerieben wird.
Einfacher ist die Anwendung all dieser Mittel natürlich mit kurzen Haaren. Ein Grund, sich die Haare zu schneiden, muss jedoch eine Kopfhautpsoriasis nicht sein. Gerade Umschläge und Kopfpackungen kann man auch bei langen Haaren machen, und Lotionen lassen sich bei langen Haaren ebenfalls bestens anwenden.
Bei einer stärkeren Kopfhautpsoriasis kann ein sog. UV- Lichtkamm verwendet werden. Man beginnt jeweils mit einer Bestrahlungsdauer von wenigen Sekunden und steigert um jeweils 20 - 30%. Es sind mittlerweile auch Lampen mit Schmalspektrum-UVB erhältlich.
Wenn selbst Kortison die Entzündung nicht lindert, kann die sogenannte Drei-Schlag-Therapie helfen. Dabei wird der Haarboden zuerst ausgewaschen. Auf den noch leicht feuchten Haarboden wird eine Kortisontinktur wie zum Beispiel Diprosalic Lösung aufgetragen. Darauf folgt die eine kortisonhaltige Creme. Diese Kombination wird okklusiv unter einer Badekappe über Nacht angewendet und am Morgen ausgewaschen. Diese Behandlung sollte innerhalb von maximal zwei Wochen zum Ziel führen. (Quelle: Psoriasis-Netz)
Mit freundlichen Grüßen,
T. Wündrich