Re: Komplexe ?
Re: Komplexe ?
Hallo Lisa,
finde ich mal wieder sehr interessant, was Du schreibst, ich sehe da immer wieder Parallelen zu meiner Ex-Partnerschaft. Mutter und Therapeutin !! - oja, hab ich auch gespielt - und wie! Dabei hätte ich -allein mit drei Kindern - es eigentlich dringend nötig gehabt, dass sich mal jemand um mich kümmert. Danach hab ich paradoxerweise ja auch eigentlich gesucht

) - is schon komisch und schwierig, die Psyche, denn stattdessen hatte ich mir ja ein viertes Kind zugelegt, eine weitere sehr bedürftige Person, jemanden, um den es sich zu kümmern galt.
Und gerade auch diese fehlende Verantwortung seinem eigenen Körper gegenüber - das kenne ich auch. Da wird kette-geraucht (trotz Asthma), getrunken, und ewig philosophiert, dass man damit ja mal aufhören müsse, da hat man rheumatische Schmerzen in allen möglichen Gelenken ,oder eine Dornwarze am Fuß hat gestreut, so dass es sich rgendwann um 16 Stück handelt und man kaum mehr schmerzfrei gehen kann, aber
es wird ebenso über die Möglichkeit eines Arztbesuches philosophiert, anstatt diesen tatsächlich mal aufzusuchen! - schliesslich hat man ja auch noch seine Partnerin, der man täglich sein Leid klagen kann, die dann mittlerweile ihr Therapeutentum auch noch um Krankenschwesternwissen erweitert hat ... oje.
Eine Therapeutin gab mir mal so einen Hinweis von fünf Pfeilern, auf denen eine eigenständige Identität stehen müsse, die da hiessen:
Körper (Gesundheit/Sex ...) -
Existenz (finanzielles ...) -
Aufgabe (Beruf/Mutter/Freizeit ...) -
Moral/Sinn (Selbstfindung ...) -
soziales Netz (Familie/Freunde).
Der Hinweis war eigentlich an mich - meine Identitätsfindung - gedacht, aber bei Durchleuchtung der Beziehung fiel mir eben so viel konkreterauf, dass er eigentlich bei keinem dieser Aspekte auf eigenen Beinen stand. Er kümmerte sich nicht um seinen Körper, seine finanzielle Absicherung, seine Freizeitgestaltung ... auch übernahm er kaum Ver-antwortung für das Wohl seiner Kinder.
Oder eben mein Wohl, meine Bedürfnisse. Aber wie kann man denn auch von einem Menschen, der nicht in der Lage ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, dass er dieses für einen anderen könne. Ich finde, das macht ihn doch logischerweise beziehungsuntauglich.
Denn wer sich nicht einmal um die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse kümmern kann, kann doch auch gar nicht den Horizont für die der anderen haben. Oder anders, wer sich nicht selbst liebt, kann nicht lieben.
Also Deinen *echten Problemfall* finde ich deshalb gar nicht so untypisch.
Bei mir hat das dann auch so einen Wechsel gegeben. Beispiel Fernsehabend von Dir. Hast vorher Dich angepasst, um Gemeinsamkeit zu (Nähe) erleben. Dann wird Dir das zu blöd, guckst lieber allein, was Du möchtest (Distanz). Daraufhin spürt er die Distanz und sucht nun seinerseits die Nähe - passt sich an Dein Programm an. Ich find, dass kann man so auf das Beziehungsverhalten umsetzen.
Bei mir ist das dann allerdings leider darauf hinaus gelaufen, dass er sich nun erst recht wie ein Kind verhalten und an meine Mutterrolle appelliert hat. Deiner zeigt leider den gleichen Ansatz: *Ich habe ihn ausdrücklich ermuntert, sich doch mal öfters mit ande
ren Männern zu treffen, da war sein erster Kommentar: Du willst mich wohl los werden?*
Du ermunterst ihn also zur Autonomie, damit man sich auf dieser Basis auf eine gleichberechtigte Partnerschaft einlassen könnte (sprich: guck doch auch Dein eigenes Fernsehprogramm). Funktioniert aber so nicht, da hat er Angst vor, vor dieser Autonomie.
Dich zu verlieren, die sich kümmert ... für mich wurde das dann immer anstrengender.
Ich persönlich finds immer noch schade - hätt was draus werden können, wenn mein Partner diesen Weg verstehen und hätte umsetzen können - aber dennoch gehts mir gut dabei. Es war eben der falsche, aber durch ihn hab ich sehr sehr viel über mich gelernt. Daran dachte ich auch, als ich Deine Wut über diese finanziellen Dinge usw. las ... Ich hab
mich zuviel gekümmert (das ist nicht allein seine Schuld, sondern eine Teil meiner Persönlichkeit gewesen, die auch nicht produktiv war für die Beziehung, die
von mir so beigesteuert wurde, weil ich unbewusst hoffte, dass man mich dafür liebt

Ich habe aus dieser Beziehung gewonnen, dass mir das sehr bewusst geworden ist, und heute sozusagen im Einvernehmen mit meinem Unterbewusstsein! sagen kann: Nein, dass möchte ich in dieser Form nicht mehr. Für mich waren das sehr sehr wichtige Erfahrungen, die ich ohne diese Beziehung nicht gemacht hätte. Deshalb bin ich gar nicht
mehr wütend - nicht auf ihn und vor allem nicht auf mich, dass ich das Spiel so lange mitgespielt habe.
Ich hab daraus viel mitgenommen - schade, dass mein Freund das nicht konnte. Aber das ist sein Problem. Nicht meines. Denn ich bin nicht seine Mutter, schon gar nicht seine Therapeutin ! Er kann dankbar sein, dass ichs so lange war, und mich gekümmert habe. Aber jetzt ! - ist es mal Zeit zum Erwachsenwerden! Ich will und kann, die Verantwortung für mein Wohlergehen tragen und mich darum kümmern, dass es mir gut geht !! Und wie ich das kann !!!