Re: Herr dr riecke
[quote lanoya]Weil sie wie ich Angst hatten????
[/quote]
Naja, vielleicht hatten auch ein paar Angst aber der Punkt ist das sie bemerkten das es verschiedene Wahrnehmungen gibt und ihre eigene ganz anders sein kann als die des Nachbarn. Sie stellten dieselben Fragen wie du, weil sie auch eine andere Wahrnehmung hatten als andere und ich schätze mal das manche darauf aufmerksam wurden weil sich ihre Wahrnehmung veränderte, so wie bei dir.
Das Thema gefällt mir so gut das ich mal ein paar Gedanken dazu schreibe, ich hoffe du kannst ihnen folgen, wenn nicht machts auch nix.
Nehmen wir einfach mal die Farbe grün, du und ich haben gelernt was grün ist und benennen wahrscheinlich auch die gleichen Dinge wenn uns jemand fragt was alles grün ist.
Ich kann aber überhaupt nicht wissen ob du den Spinat in derselben Farbe siehst wie ich, denn das einzige was diese Annahme unterstützt ist das diese Farbe einen Namen trägt den wir alle in Verbindung mit Spinat kennen.
Die Menschen die überhaupt keinen Spinat mögen und oft auch sagen das er eklig aussieht, die sehen ihn vielleicht in einem ekligen Grauton, der aber für sie den Namen grün trägt weil sie es so gelernt haben.
Wir können alle total unterschiedliche Wahrnehmung haben, sie werden nur durch die Benennung und Beschreibung auf einen Nenner gebracht, obwohl sie trotzdem ganz unterschiedlich sein können ohne dass wir das je bemerken würden. Wir würden das nie erfahren, weil es keine andere Beschreibung für Farben gibt als die Farbe selber und dementsprechend sehen wir es als selbstverständlich an das alle das sehen was man selber sieht, der Indikator dafür ist beim Spinat einfach nur "grün".
So ist es mit den meisten Dingen, auch mit der Wahrnehmung ansich. Vielleicht kennst du sogar jemanden, bist gut befreundet mit ihm, der die Welt schon immer so ähnlich wahrnimmt wie du jetzt.
Dir würde das sicher nicht auffallen, denn durch das benennen von Dingen und Farben entsteht der Eindruck das er alles genauso sieht wie du, denn er hat die Beschreibungen dafür ja genauso gelernt wie du. Für ihn ist das vollkommen normal und niemand würde auf den Gedanken kommen zu sagen der ist verrückt, weil es erst gar nicht auffällt.
Es fällt einem selber erst richtig auf das es da Unterschiede geben kann, wenn sich die eigene Wahrnehmung verändert. Was beim Freund vollkommen normal ist empfindet man bei sich selber als krank, da man es so nicht kennt. Es ist aber nicht krank, es hat sich nur irgendetwas verändert und das würde in jeder Beschreibung als vollkommen normal durchgehen, nur nicht bei einem selber da man die Veränderung sehr stark realisiert.
Warum soll man denn immer und Zeit seines Lebens alles genauso wahrnehmen wie es von Anfang an war?
Die Dinge ändern sich, bei dir haben sich die Hormone verändert und das eröffnet dir eine andere Wahrnehmung.
Ich denke mal das es vor vielen Jahren für schwangere Frauen überlebenswichtig war ihre Umwelt anders, intensiver wahrzunehmen, die Sinne haben sich geschärft.
Du bist jetzt sehr aufmerksam, hast Angst, achtest auf jede noch so unwichtige Veränderung, das sind Instinkte, nur das sie früher aktiv auf die Umwelt angewendet wurden um Mutter und Kind zu schützen. Du wendest diesen naturgegebenen sechsten Sinn praktisch gegen dich selber, du achtest nicht darauf was du nun alles anders wahrnimmst in der Schwangerschaft und staunst auch nicht darüber, sondern erklärst diese Empfindungen zum Feind und bekämpfst sie solange bis du dir selber schadest und das nur weil du es so nicht kennst, du bekämpfst damit niemand anderen als dich selber.
Ich habe dir ja schon mal geschrieben dass das beste Mittel die Angst klein zu halten darin besteht das alles erst mal zu akzeptieren und durchaus auch näher zu betrachten. Mit dem Wissen das du nichts schlimmes hast (und dieses Wissen solltest du jetzt auch mal endlich akzeptieren) kannst du dich sogar auf eine Abenteuerreise deine Sinne begeben, die Welt neu entdecken, aus der Sicht der Sinne und Wahrnehmung einer Schwangeren heraus. Versuch dem Ganzen doch mal etwas positives und spannendes abzugewinnen, anstatt dich gegen dich selber zu stellen indem du einfach mal meinst das ist "krank". Es ist nicht krank, du kennst und verstehst es nur nicht, dich selber verstehst du nicht, das kannst du aber ändern indem du es als "normal" nimmst und dich neu entdeckst oder zumindest versuchst etwas gelassener damit umzugehen.