RE: Handys gehören nicht in Kinderhände!
Autor: Prof. Wust
Datum: 24.07.03 20:58
200.000 mW/m2 entspricht 20 mW/cm2. Das liegt zwar über dem Grenzwert bei Dauerein-strahlung (der liegt bei 1 mW/cm2). Trotzdem ist das kein hoher Wert. Unser Körper produziert selbst 1 mW/ml Energie im Grundumsatz, bei Anstrengung natürlich deutlich höhere Werte. Legen Sie Ihr Ohr auf eine Wärmflasche – dann führen Sie dem Gewebe eine höhere Leistung zu als dem oberen Wert entspricht. Eine Wärmflasche gilt nicht als gefährlich. In Wahrheit ist das nicht geklärt, aber alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Einfluß solcher Strahlen bei 1-2 GHz vernachlässigbar ist (und etwas Panikmache dahintersteckt, auf die wir uns ja in Deutschland so hervorragend
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Sehr geehrter Herr Prof. Wust!
Selten habe ich soviel "wissenschaftlichen" Unsinn in so wenigen Sätzen gelesen, wie in Ihrem obigen Posting.
Prof. Wust schrieb:
"200.000 mW/m2 entspricht 20 mW/cm2. Das liegt zwar über dem Grenzwert bei Dauerein-strahlung (der liegt bei 1 mW/cm2)."
Sehr geehrter Herr Professor:
Der Grenzwert für ortsfeste Sendeanlagen im GSM 900 MHz Mobilfunknetz (D-Netz) liegt entgegen ihrer Darstellung nicht bei 1 mW/cm²,
sondern bei 4.600 mW/m² .
Ein Handy, das mit 200.000 mW/m² z.B. in den Kopf eines z.B. 11-jährigen Kindes abstrahlt,
überschreitet somit diesen Grenzwert
um den Faktor 44.
Prof. Wust schrieb:
"Trotzdem ist das kein hoher Wert"
Sehr geehrter Herr Professor:
Es braucht meiner Meinung nach entweder ein gerüttelt Maß an Ignoranz oder Inkompetenz,
die Überschreitung eines gesetzlichen Strahlungs-Grenzwertes/Schutzwertes um das 44-fache,
als "trotzdem keinen hohen Wert" einzustufen
Prof. Wust schrieb:
" Unser Körper produziert selbst 1 mW/ml Energie im Grundumsatz, bei Anstrengung natürlich deutlich höhere Werte. Legen Sie Ihr Ohr auf eine Wärmflasche - dann führen Sie dem Gewebe eine höhere Leistung zu als dem oberen Wert entspricht. Eine Wärmflasche gilt nicht als gefährlich."
Sehr geehrter Herr Professor:
Mir ist nicht bekannt, dass irgendeine Institution auf dieser Welt
HF-Strahlungs-Grenzwerte für Wärmflaschen festgesetzt hätte.
Dafür muss es einen Grund geben.
Liegt es evtl. daran, dass Wärmflaschen keine gepulste HF-Strahlung abgeben??
Prof. Wust schrieb:
"... alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Einfluss solcher Strahlen bei 1-2 GHz vernachlässigbar ist"
Sehr geehrter Herr Professor:
Diese - selbst für einen medizinischen Laien leicht nachprüfbare - falsche Darstellung aus dem Munde eines Mediziners ist einfach haarsträubend!
Zum einen gibt es zahlreiche Untersuchungen, die gesundheitsschädigende Effekte von HF-Emissionen weit unterhalb der thermischen Effektschwelle belegen.
Anderseits bräuchte es keine Grenzwerte, wäre der Einfluss von gepulster Hochfrequenzstrahlung auf den menschlichen Körper tatsächlich vernachlässigbar.
Genau das Gegenteil trifft zu!
Prof. Dr. med. Heyo Eckel, Radiologe in Göttingen, seit 1990 Präsident der Ärztekammer Niedersachsen und Vorsitzender des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung, Vorsitzender des Ausschusses "Umwelt und Gesundheit" der Bundesärztekammer schreibt:
"Zudem gibt es nichtthermische, gleichwohl messbare Effekte auf biologische Funktionen auch schon bei wesentlich niedrigeren Feldintensitäten. Diskutiert werden Veränderungen von Membran-, Rezeptor- und Chromosomeneigenschaften, von Signalübertragung, Gehirntätigkeit, Reaktionszeiten, Schlafmustern und Befindlichkeit und die Möglichkeit einer Malignomentstehung. Die vorhandenen medizinischen und biologischen Befunde zeigen, daß im Sinne einer vorbeugenden Vorsicht es unumgänglich ist, sich am Minimierungsprinzip zu orientieren."
Prof. Wust schrieb:
" ... etwas Panikmache dahintersteckt, auf die wir uns ja in Deutschland so hervorragend verstehen"
Sehr geehrter Herr Professor:
Führen wir uns zurückliegende BSE-, Asbest-, Holzschutzmittelskandale etc. vor Augen,
dann wird deutlich, dass in Deutschland die Interessenverbände der Industrie und deren Helferlein
sich noch viel besser aufs Abwiegeln, Verharmlosen und Vertuschen verstehen.
Ich bin davon überzeugt, der mündige Leser kann sehr gut den Unterschied zwischen
angeblicher "Panikmache" auf der einen Seite
und "gezielter Desinformation" auf der anderen Seite erkennen.
Herr Professor es kann doch nicht in Ihrem Interesse liegen,
sich ohne jede Not mit derart seichten Statements wie oben zu lesen,
in die Ecke der Low-Level-Kompetenzler zu manövrieren.
Lassen Sie mich mit einem Wort von Wilhelm Busch schließen, sehr geehrter Prof. Wust:
"Und ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt sich's gänzlich ungeniert."
Mit freundlichen Grüßen
a.D. Körber