RE: Grundumsatz
Ich glaube nicht, dass nur die Energiebilanz entscheidend ist.
Zu deinen Fragen: Als Grundumsatz wird üblicherweise der Umsatz bezeichnet, den man immer hat, also selbst dann, wenn man sich praktisch nicht bewegt. Zwar verbrauchen dann speziell die Muskeln deutlich weniger Energie, aber der Energieverbrauch des Gehirns (der allein bei 25% des Grundumsatzes liegt) ist zum Beispiel unverändert. Auch viele andere Organe benötigen benötigen auch in Ruhe viel Energie und außerdem möchtest du ja nicht frieren, nur weil du gerade auf dem Sofa liegst, also Energie für die Wärmeentwicklung ist auch erforderlich.
Wenn du nun z. B. viel Sport machst, kann der Gesamtumsatz deutlich höher als der Ruheumsatz sein. Wenn du an der Tour de France für Frauen teilnehmen würdest, könnte es sein, dass dein täglicher Gesamtumsatz über 4.000 Kcal liegt.
Doch nun zu meiner eingangs gemachten Anmerkung:
Bei der Nahrung gibt es leider ein kleines Problem.
Wenn man sich sehr fettarm aber kohlenhydratreich ernährt, dann nimmt man üblicherweise pro Mahlzeit mehr Energie auf, als man unmittelbar verbraucht. Die überschüssigen Kohlenhydrate werden dann durch Insulin aus dem Blut gefischt und als Körperfett abgespeichert. Die Proteine in der Nahrung werden z. T. für die Erneuerung benötigt, zum anderen Teil können sie aber auch Energie liefern (400Kcal pro 100 g, ähnlich wie bei den Kohlenhydraten). Wichtig ist dabei: Auch die Proteine werden wie die Kohlenhydrate in Glukose umgewandelt. Damit werden Gehirn und Muskeln usw. versorgt.
Wenn man nun länger nichts isst (z. B. in der Nacht) muss der Körper den Blutzuckerspiegel durch eigene Maßnahmen stützen. Da die gesamte Energieversorgung auf Glukose basiert, wird der Körper nach Speichern suchen, die er zu Glukose machen kann. Die Glykogenspeicher reichen oft nicht sehr lange. Körperfett lässt sich nur zu einem geringen Anteil in Glukose umwandeln, also wird der Körper die Eiweißspeicher angehen, d. h. Bindegewebe, Muskeln usw..
Es ist bei einer solchen Ernährung folglich wichtig, sich proteinreich zu ernähren, um die Eiweißverluste (die wie oben beschrieben bei ausbleibenden Mahlzeiten entstehen) wieder auszugleichen. Wer das nicht macht, wird ggf. feststellen, dass er schwaches Bindegewebe (Schwangerschaftsstreifen usw.) und schwache Muskeln bekommt, währed noch reichlich Körperfett vorhanden ist. Vom Gewicht her mag es keinen Unterschied geben, jedoch ist die ganze Konstitution eher schwächlich.
Aus diesem Grund gibt es immer wieder Empfehlungen (z. B. Inge hat das hier empfohlen), nur 800 bis 1200 Kcal pro Tag zu essen, damit würde man abnehmen. Diese Extremangaben sind erforderlich, weil viele Menschen bei einer sehr kohlenhydratreichen und fettarmen Diät nicht wirklich abnehmen und sich vor allem sehr schwer tun, Körperfett zu verlieren.
Anders ist es bei einer Diät, die reich an Fett ist. Wenn weniger Kohlenhydrate gegessen werden, als der Körper eigentlich als Glukose benötigt, dann wird das Fett mobilisiert. Ein Großteil der Energie des Fetts wird in Form von Ketonkörpern bereitgestellt, das gilt sowohl für das Fett, was aus den Körperspeichern kommt als auch für das Fett, was über die Nahrung aufgenommen wird.
Ich weiß nicht, ob du dich mal mit dem Heilfasten beschäftigt hast: Wenn man tagelang nichts isst, dann sind die ersten Tage ganz schrecklich (Hypoglykämie = Unterzuckerung), aber so ab dem 3. Tag geht es üblicherweise bergauf und dann berichten viele Teilnehmer, dass sie plötzlich sehr energiegeladen sind. Sie erklären sich das damit, dass der Körper Schlacken abbaut und entgiftet. Das ist vermutlich nicht richtig. Wahrscheinlicher ist stattdessen, dass der Körper nun das gespeicherte Körperfett mobilisiert und daraus Ketonkörper produziert. Endlich ist man im Fett-Modus und verliert Körperfett. Dass man in Ketose ist, kann man bei Heilfasten (oder bei bestimmten Diäten) über Teststreifen verifizieren.
Die Muskeln müssen bei einer kohlenhydratarmen aber fettreichen Diät bei Hunger kaum angeknabbert werden, weil der Körper nun das Körperfett an erster Stelle mobilisiert und erst an 2. Stelle die Proteine um etwas Glukose zu produzieren.
Das ist auch der Grund, warum solche Diäten in Bodybuilderkreisen sehr beliebt sind: Bei richtiger Vorgehensweise kann man sich damit unglaublich dicke Muskeln antrainieren, insbesondere da die Eiweißverluste in der Nacht minimal bleiben.
Und das ist auch der Grund, warum die Atkins-Diät so erfolgreich ist, ohne dass man dabei an die Kalorien denken muss: Sie konzentriert sich auf die Mobilisierung des Körperfetts und denkt nicht einfach nur an die Kalorien. Die typische Endstatur dabei ist: eher kräftig muskulös, aber wenig Körperfett.
Im
www.lowcarbforum.de befindet sich u. a. eine Teilnehmerin ("Mopsmamma"), die hat mit einer solchen Diät ohne Hungern von 174 kg auf jetzt 75 kg abgenommen. Die dabei entstehenden Probleme werden hier diskutiert:
http://www.lowcarbforum.de/wbb2/thread.php?threadid=25932
Aber wie auch immer: Heute wird von der Ernährungswissenschaft immer noch mehrheitlich empfohlen, sich fettarm zu ernähren (was ich für unverantwortlich halte). Ich vermute, dies ist mit ein Grund, warum weltweit die Menschen immer fetter (nicht kräftiger sondern fetter) werden.
Liebe Grüße
Peter