Re: Grenzwerte nach dem Essen BZ
Moin Markus,
Du willst wissen, warum ich max 140-120-100 mg/dl 1-2-3 Stunden nach jedem Input predige. Damit finde ich mich übrigens in einer wachsenden Gemeinschaft mit weiteren pro-aktiv handelnden Betroffenen. Pro-aktiv heißt, dass wir Schäden gar nicht erst entstehen lassen wollen.
Gesund wacht der Mensch mit um 60-80gm/dl auf, hat ca 1 Stunde nach viel Stärke=Zucker-Input um 120-140, aber praktisch nie darüber, und ist noch ne Stunde weiter längst wieder zurück um 80.
In diesem gesunden Bereich treten die wenigsten Krankheiten auf, die wir als diabetische Folgen kennen. Und von da an nimmt ihre Zahl pro 10.000 Betroffene mit zunehmend weiter schwankendem und höherem BZ-Verlauf zunehmend zu, und zwar stufenlos. Das heißt, es gibt keine BZ-Höhe oder Schwankungsbreite, unmittelbar über der deutlich mehr Schäden auftreten, als unmittelbar darunter. Die stufenlose Krankheitenzunahme hat zur Folge, dass 12 von 100 zeitnahen Typ2-Neudiagnosen schon voll ausgebildete Folgekrankheiten haben, 1.200 von 10.000! Darunter übrigens schon auffällig viele Augenschäden!
Allein aus diesem Zusammenhang müssten eigentlich die meisten von uns völlig anders rum fragen:
Warum um Himmels Willen sollten Diabetiker ihren BZ eigentlich höher führen wollen, als das eine gesunde BZ-Automatik täte? Ist so ein Folgekrankheiten-Risiko so toll? Und vor allem, wenn wir bedenken, welcher Zirkus für einen Bruchteil dieser Risiko-Größenordnung im Zusammenhang mit Lantus und Krebs losgetreten wurde!
Und dann ist ein früher und wesentlicher Defekt des Typ2 die zunehmende Ausgabe von Proinsulin. Proinsulin ist die Produktionseinheit von C-Peptid und Insulin, die gesund vor der Ausgabe getrennt wird. Proinsulin hat nur etwa 10% der BZ-Senkwirkung von Insulin, fördert aber super Adipositas und Arteriosklerose.
In dem Maße, in dem ich nun mit einem höheren BZ für eine größere Insulinausgabe sorge (Sekretionsdruck), sorge ich ebenso für die Mehrausgabe dieser krankmachenden Produktions-Combo, von der ja jeweils 10mal so viel ausgeben werden muss, wo für den BZ 1mal gesund reichen würde.
Dabei ist vor allem das arteriosklerotische Wirken kein Risiko, das eintreten kann, sondern diese Art Verkalkung funktioniert durchgägnig blendend, und als Risiko bleibt einzig übrig, wann in der Folge Infarkt oder Schlag eintreten. Und während nicht diabetisch geschädigt 7 von 10 Infarkten und Schlaganfällen überleben, sind es mit diabetisch geschädigten Pipelines nur ganze 3.
Auch hier müssten wir logisch eigentlich ganz anders rum fragen, wieso Typ2 unbedingt einen höheren als den gesunden BZ haben wollen sollten? Denn tatsächlich wäre so ein Wunsch doch eigentlich völlig idiotisch, oder?
Schließlich sehen mit immer mehr verfügbarem statistischem Material Augen- und Nierenspezialisten die mehrmals tägliche größere Schwankungsbreite des BZ etwa zwischen vor und nach dem Essen (höchste Stelle meistens 1 Stunde danach) als größten diabetischen Krankmacher in ihren Arbeitsfeldern, deutlich schädlicher, als eine beständig deutlich höheren BZ mit erheblich weniger Schwankungen. Gesund schwankt der BZ maximal von nüchtern 60-80 bis um 1 Stunde nach dem Essen 120-140, also um höchstens 80 mg/dl.
Und auch hier müssten wir statt nach ner Vorgabe für max 140-120-100mg/dl 1-2-3 Stunden nach jedem Input doch eigentlich viel eher danach fragen, warum Menschen mit Diabetes größere Schwankungen haben wollen sollten. Was ist daran so prickelnd, Augen oder/und Nierenschäden zu entwickeln?
Zumal das Sich-Einrichten mit max 140-120-100mg/dl 1-2-3 Stunden nach jedem Input wirklich keine Hexerei ist. Man muss es halt selbst machen, denn es gibt in D nur wenige Ärzte, die wie etwa Dok Teupe dazu anleiten, den eigenen BZ im Rahmen möglichst völlig gesunder Grenzen zu führen.
Warum die fachoffizielle Medizin den wünschenswerten BZ-Rahmen sehr viel weiter steckt, lässt sich vielfach begründen, am einfachsten mit der Einstell-Tradition des Typ1. Denn die Typ1-Insulin-Einstellung war die erste langfristig angelegte Diabetes-Behandlung. Und dabei ging es die meiste Zeit für die Betroffenen darum, wie sie ihren BZ immer zuverlässiger von direkten akuten Folgen ferhalten konnten, also ausreichend weit von ner Hypo, ausreichend weit von ner Keto und ausreichend weit von mehrmaligen Klogängen bei der Nacht. Und das alles ohne die Möglichkeit der BZ-Messung, wie wir sie heute kennen. Das ist noch gar nicht soooo lange her, denn die Selbstmessung gibt es allgemein verfügbar erst seit dem Ende der 80ger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Für Typ2 gab es da übrigens noch einen BZ-Zuschlag, der noch heute in vielen Fachhinterköpfen spukt. Der Typ2 kann sehr viel höhere BZs ertragen, ohne eine Ketoazidose zu entwickeln, woraus sich der Glaube herleitet, dass höhere BZs für den Typ2 nicht so schlimm seien.
Soviel mal für's erste, Jürgen