Löffelzeit, schwere Zeit!
Löffelzeit, schwere Zeit!
Hallo Wendy,
ich plaudere ein wenig aus dem Nähkästchen (meine Tochter ist schon 12 Jahre alt und zudem mein einziges Kind, was mich vielleicht nicht unmittelbar zur Ratgeberin qualifiziert, aber ich versuch's dann troztdem mal.):
Meine Tochter war immer schon eine eher zurückhaltende Esserin, auch als es noch ausschließlich Milch und Tee gab. Die Umstellung auf Löffelnahrung war für uns beide eine ziemliche Quälerei. Fast jeder Versuch endete mit Geschrei und Geheule, weil sie einfach nicht begreifen konnte, dass auch Löffelnahrung schluckbar und sättigend sein kann. Heute würde ich nicht versuchen, sie nun punkt- und zielgenau "abzufüttern". Ich würde sie selbst das Tempo bestimmen lassen wollen, indem sie "umlernt". Außerdem würde ich mir in jedem Fall den Rat des Kinderarztes einholen, denn als besorgte Mutter (zumal beim ersten Kind) reagiert man oft unnötig besorgt (beinahe hätte ich geschrieben: überbesorgt), gerade im Punkt Ernährung/Sättigung/Gewichtszunahme.
Du solltest Dir vielleicht folgende Fragen stellen:
1. hast Du den Eindruck, Dein Kind ist mit Flaschennahrung unzufrieden?
2. findet der Kinderarzt, dass ihr das Zufüttern gerade jetzt gut tun würde oder noch warten kann?
3. welche Argumente sprechen für das Zufüttern von Gläschenkost?
Natürlich ist Gläschenkost vor allem für gestresste Mütter eine gute Alternative zu selbst zubereiteter Kost. Es werden gerade für Babynahrung sehr hohe Ansprüche an die Qualität gestellt. Von daher gibt es viele positive Aspekte. Was allerdings konkret dafür sprechen könnte, Dein Kind jetzt eben aus Gläsern zu beköstigen, das kann und solltest Du nicht von irgendwelchen Tabellen auf den Gläsern der Hersteller ableiten, sondern davon, wie sich Dein Kind entwickelt (insgesamt und aktuell). Letztlich MUSS kein Kind unbedingt Gläschenkost bekommen, um gesund groß zu werden.
Nach langen Kämpfen habe ich damals den "zeitgerechten" ersten Versuch mit der Löffelnahrung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt, weil ich diese Kämpfe einfach völlig entnervend fand - und zwar nicht nur für die besorgte Mutter, sondern in erster Linie für's Kind. Irgendwann hat meine Tochter mir zu verstehen gegeben, dass die Neugierde und damit der eigene Wunsch nach "Alternativen" da war - und da hat es ganz plötzlich und unerwartet funktioniert. Allen Gläschenwerten zum Trotz hat sie damals (natürlich mild/kaum gewürzt) das gegessen, was auch wir auf den Tellern hatten. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war es Chinakohl und Kartoffeln, kurze Zeit später gefolgt von Erbsen- oder Linsensuppe. Ich habe die ganze Gläschenkost im Kleinkindalter ausgelassen, denn wirklich nichts davon traf auch nur ansatzweise ihren Geschmack. Der Kinderarzt hatte damals keine Einwände - und Mutter und Kind endlich Ruhe!
Vielleicht könnte das ein Erfahrungswert sein, der Dir hilft, die für Dein Kind richtige Entscheidung zu treffen. Übrigens: mein kleiner Neffe (im Februar d. J. zur Welt gekommen) isst schon jetzt mit Vorliebe das, was seine Eltern auf den Tellern haben und lehnt irgendwelche Breie total ab. Nur vor dem Schlafengehen, da besteht er weiterhin auf seine Flasche. Er ist ein Schwergewicht im Vergleich zu meiner Tochter in diesem Alter. Dass Kinder nur mit "altersgerechter" Nahrung wachsen und gedeihen, ist also aus meiner Erfahrung nicht zu belegen.
Viele Grüße
Anke