Re: Frühlingsputz
Hi Elektraa,
danke für deine lieben Worte. ()

Langeweile ist jetzt nicht das Hauptproblem. Ich sitze ja auch öfters mal am PC, arbeite auch mal fürs Büro und versuche auch meinen Haushalt so gut es geht "auf einem Bein mit Krücken" zu regeln. Was ich nicht machen kann, macht dann mein Sohn oder mein Exmann. Ich könnte und würden ihnen aber nicht zumuten wollen auch noch die Fenster zu putzen .. (als Beispiel).
Andere Menschen die eine solche Operation/Diagnose haben, sind zwischen den beiden Operationen in einer sogenannten Kurzzeitpflege oder bekommen für zu Hause auch einen Rollstuhl. Da ich aber noch "jung" bin (für Prothesen) wird mir zugemutet alles mit den Krücken hinzubekommen. Ich habe an dem Bein überhaupt keinen Schutz. Eigentlich sollte am Entlassungstag ein Softgips angelegt werden. Aber dann hat man kurzfristig die Strategie geändert. Man sagte mir: "Sie dürfen nicht belasten/auftreten oder das Bein beugen. Ansonsten dürfen Sie alles aber es wird auch alles weh tun."
Na super – und genau so ist es auch.

:I)
Eine Haushaltshilfe bekomme ich von der Krankenkasse auch nicht, da mein Sohn über 14Jahre ist. Man mutet also einem schulpflichtigen Kind (Oberstufe) zu, den kompletten Haushalt zu regeln. Und das neben der Schule!
Ich finde das ist ein Unding aber so sind halt mal die tollen Gesetze.
Allerdings würde mein Sohn auch keine Haushaltshilfe wollen (wenn wir denn einen Anspruch darauf hätten). Ich habe ihn extra gefragt ob ich jemanden suchen soll, den ich dann halt selbst bezahle. Das wollte er aber auf keinen Fall. Keine fremden Leute und auch keine Freunde die bei uns in der Wohnung putzen, kochen oder sonst was machen. Er meint wir kriegen das schon hin.
Nun nach 3 Wochen, die ich jetzt zu Hause bin, sieht er was alles so anfällt und das es schon nervt wenn man ständig gebeten wird etwas tun zu müssen.
Wenn ich ihn um etwas bitte oder eine Aufgabe gebe, dann muss ich ihn 3-6 Mal daran erinnern und es dauert STUNDEN bis es dann doch gemacht wird. Lange Diskussionen liegen meist dazwischen (ruhig und sachlich).
Ich kann absolut verstehen, dass ein 16jähriger keine Lust hat ständig was für seine Mutter tun zu müssen und er tut mir echt Leid. Nur > ich kann halt nicht alles machen und fremde Hilfe will er auch nicht! Ja, was habe ich denn dann für eine Wahl?

d)
Wenn ich aber über den Tag die Sache betrachte, sind es gerade mal maximal 30 Minuten die er für die einzelnen kleinen Aufgaben insgesamt aufwenden muss. Meist sind es einfach nur Sachen wie Getränke hochbringen; Abfall wegbringen; Waschmaschine anmachen gehen; Wäsche aufhängen; Wäsche hochbringen und ein paar Dinge von A nach B zu transportieren.
Das kann ich mit zwei Krücken in der Hand und einem Bein einfach nicht machen.
Alles andere versuche ich nun schon so gut es geht alleine zu machen. Ich schiebe dann z.B. auch mal den Servierwagen vor mir her, um damit z.B. die gebügelte Wäsche von A nach B zu bringen. Gerade dann wenn ich meinen Sohn schon 3Mal darum gebeten habe und er es nach Stunden noch immer nicht gemacht hat. Dann bin ich trotzig und mache es selbst – egal wie kompliziert es ist und wie weh es tut.
Ich habe dann einfach keine Lust mehr zu diskutieren oder ihn zum 4ten, 5ten Mal um etwas zu bitten. Mein Gott, es ist ein 16jähriger Teenager und er möchte auch „chillen“ etc..
Es ist nicht einfach einen Weg zu finden, der einen selbst zufriedenstellt aber auch den anderen nicht überfordert. Ich möchte auch nicht, dass die Situation zu Hause für meinen Sohn eine zu große Belastung wird. Er hat auch schon genug in seinem Leben mitmachen müssen und kann zusätzliche Belastungen nicht wirklich gebrauchen.
Es liegt halt leider auch an meiner Vergangenheit, dass ich nicht gerne Hilfe annehme bzw. andere Menschen mit meinen Problemen belasten möchte. Auch das ein Grund warum meine Freunde hier eher außen vor bleiben sollen.
Klar sagen alle "Wenn was ist, gib Bescheid. Wir kommen gerne."
ICH aber möchte nicht, dass "andere" kommen um "für mich" etwas zu tun.
Manchmal kann ich über meinen Schatten springen und doch mal Unterstützung annehmen und ein anderes Mal nicht. Das ist abhängig von meiner psychischen und körperlichen Tagesform.
Ab und an bringt z.B. jemand mal ein vorgekochtes Abendessen, damit ich nicht in der Küche stehen muss. Oder es kauft mal jemand anderes für mich was ein (wenn es mein Ex nicht schafft). Dann kommen auch mal Freunde zum Kaffee trinken und bringen Kuchen mit.
Ich gebe aber auch zu > "so viele" wirkliche Freunde habe ich nicht. Es ist eine erlesene Auswahl von Menschen die um unsere Vergangenheit wissen und zu uns gehalten haben. Was rede ich - es haben eigentlich alle zu uns gehalten! Einige aber haben selbst Probleme genug oder aber wohnen auch weiter weg.
Erschreckend allerdings finde ich, dass meine Freunde MEHR für mich tun bzw. mehr Unterstützung und Hilfe anbieten als meine sogenannte Familie.
Ich habe noch 3 Geschwister aber da ist niemand gewesen der gesagt hätte: "Wenn du Hilfe brauchst, gib Bescheid." Stattdessen wird darauf geschaut das ich ja noch rechtzeitig vor den Klinikaufenthalten deren Steuererklärung fertig mache!!! Tja, dass ist meine Familie.
Und ich, ja ich bin so blöd und mache das dann auch noch. Manchmal könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen!!!!
Elektraa, du hast mir einige Fragen gestellt bzw. auch Anregung gegeben. Dazu schreibe ich dir auch gerne etwas.
Chatten tue ich nicht. Das kam mir auch noch nicht so in den Sinn. Ich glaube das liegt mir auch nicht so ..
Fremdsprachen mag ich überhaupt nicht. Meine Welt ist die Welt der Zahlen …

D)
Träumen tue ich oft. Von Schmerzfreiheit, von einem löschen der Vergangenheit und vor einem löschen der Zukunft.
Nicht falsch verstehen! Ich würde mir NIE selbst etwas antun aber ich wäre auch nicht böse darüber wenn das Leben (ohne mein zutun) vorbei wäre. Wichtig ist für mich nur, dass mein Sohn versorgt ist und das ist er.
Ich habe mir vor 2-3 Tagen zwei neue Wii-Spiele gekauft. Die kann man auch alleine und im sitzen spielen. Wenn mir also doch mal langweilig wird, sitze ich alleine da und spiele. Mein Sohn ist jetzt in den Ferien meist ab 14.00 Uhr bis Abends dann mit seinen Freunden unterwegs, so dass ich halt auch oft alleine bin.
Na ja, immer etwas Hausarbeit nach und nach machen, ab und an mal eine Steuererklärung fürs Büro oder aber einfach hier ein paar Beiträge lesen. Dann mal den Fernseher anmachen oder mal jemand anrufen oder oder … Der Tag geht also schon irgendwie vorbei.
Es ist halt alles mühsam und sehr schmerzhaft. Ich weiß nicht ob man sich das vorstellen kann > Ich laufe nun seit 23.02. an Krücken. Mir tun beide Handgelenke weh; mir tut das nicht operierte Bein auch am Knie und am Knöchel weh – beides auch Baustellen die man schon operieren wollte und es nur noch eine Frage der Zeit ist..; mir tun die Schultern und die Oberarme weg, mir tut der Rücken weh … Weh, weh, weh!!!

//)
Abends mache ich mir an einigen Körperstellen Salbenverbände und sehe dann aus wie eine Mumie.

D)
Mir ist nicht gut bei dem Gedanken zu wissen das es noch mehrere Wochen dauert bis das ein Ende hat .. Ich hoffe das ich das aushalten werde.
So Elektraa, ich habe nun fast 2 Stunden an diesem Text gesessen. Da meine Handgelenke ja auch so weh tun, dauert es eben mit dem schreiben. Ich hoffe ich habe nicht zu viel Blödsinn geschrieben .. Vielleicht hat man nun auch ein klein wenig mehr Einblick in meine jetzige Gedankenwelt erhalten.
Ganz viel Sonne wünsche ich dir und allen anderen für die Feiertage.
Kätzchen