Als ich meine Frau kennenlernte, war ich 45 und sie 35. Heute sind wir siebzehn Jahre und etliche Therapien älter - und froh miteinander, jedenfalls meistens. Von Anfang an war Sexualität ein Problem für uns, weil ich, Klischee hin, Klischee her, öfter wollte als sie. Und so ist es auch heute noch. Oft war es zum Wegrennen, nicht nur für mich, auch für meine Frau.
Was mich letztlich am Fortlaufen gehindert hat, war die unerträgliche Vorstellung in mir, welchen Schmerz ich ihr zufügen würde, wenn ich von ihr ginge. Welche Verwüstungen das in ihr (und mir) hinterlassen würde, welche über Generationen (!) hinweg wieder und wieder verwandelten Kämpfe und Kriege, nur, weil ich es jetzt in diesem realen Leben einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Nein, das wollte ich nicht. Es gibt für mich keine wirkliche Alternative. Keine. Nicht Fremdgehen, nicht ins Bordell. Die sozialen Konsequenzen sind nicht akzeptabel. Ich wähle das ab. Und binde mich, immer wieder neu.
Es ist, wie wenn man mit einem Menschen durch ein geheimes Band verbunden ist, gemeinsam zu atmen.
Alleine, jeder für sich, atmet der Partner vielleicht langsam, wie ein Elefant, und man selbst schnell wie eine Maus. Aber zusammen? Wie soll das zusammengehen? Der Langsame wird hyperventilieren und geht in den Krampf, und der Schnelle kriegt Erstickungsanfälle mit den entsprechenden körperlichen Symptomen. Was ist das für ein geheimes Band, das zwei Menschen, die so weit unterschiedlich sind, mit einander bindet, gemeinsam zu Atmen? Gemeinsam Sex zu haben und dabei zu heftigen Kompromissen bereit zu sein?
Ist der Schnelle sexsüchtig und der Langsame frigide?
Ich musste es aufschreiben, um für mich Klarheit zu gewinnen. Man kann das nachlesen in "Bitterbutter" mit dem obigen Untertitel. Heute weiß ich, ich bin nicht sexsüchtig und meine Frau ist auch nicht frigide.
Wie oft bin ich zu den Niederungen herabgestiegen, in denen sie, die ich eigentlich liebe, böse war, in denen ich sie in eine schlechtes Licht gerückt, aus einem schrägen Winkel angeschaut habe, weil ich mit mir selbst nicht klar gekommen bin. Ich habe ihr - imaginär - eine Tüte über den Kopf gestülpt, ein inneres Guantanamo veranstaltet. Wen man nicht mehr anschauen kann, der verliert sein Gesicht und seine Identität, man kann ihn weiter herabsetzen, missachten, treten, umbringen. Und sich selber mit.
Das Buch zerfällt in zwei Teile und stellt mein Problem dar: Zu wenig Sex und nächtliche Erstickungsanfälle. Heute bringe ich das zusammen (s.o.). Die Auflösung, auch dieses weiß ich heute besser, kann ich nur finden, indem ich bei mir-selbst bleibe. So ist später das zweite Buch entstanden: "Der Meistergärtner" lässt die körperliche Ebene nicht hinter sich, er integriert sie, überschreitet sie und reift. (Ich hoffe niemand ist mir böse, wenn ich hier die beiden Titel erwähne.)
Das Leid der Liebe bleibt. Wächst sie gerade darum? Ach Gott, denke ich manchmal, wie schön könnte die Welt sein, wenn wir öfter miteinander ... ? Mache ich mir dennoch etwas vor? Oft bin ich trotz aller Weisheit so ratlos. Aber vielleicht gibt es noch andere Liebende, die ähnlich empfinden ...?
Gruß und danke,
r.obert
Was mich letztlich am Fortlaufen gehindert hat, war die unerträgliche Vorstellung in mir, welchen Schmerz ich ihr zufügen würde, wenn ich von ihr ginge. Welche Verwüstungen das in ihr (und mir) hinterlassen würde, welche über Generationen (!) hinweg wieder und wieder verwandelten Kämpfe und Kriege, nur, weil ich es jetzt in diesem realen Leben einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Nein, das wollte ich nicht. Es gibt für mich keine wirkliche Alternative. Keine. Nicht Fremdgehen, nicht ins Bordell. Die sozialen Konsequenzen sind nicht akzeptabel. Ich wähle das ab. Und binde mich, immer wieder neu.
Es ist, wie wenn man mit einem Menschen durch ein geheimes Band verbunden ist, gemeinsam zu atmen.
Alleine, jeder für sich, atmet der Partner vielleicht langsam, wie ein Elefant, und man selbst schnell wie eine Maus. Aber zusammen? Wie soll das zusammengehen? Der Langsame wird hyperventilieren und geht in den Krampf, und der Schnelle kriegt Erstickungsanfälle mit den entsprechenden körperlichen Symptomen. Was ist das für ein geheimes Band, das zwei Menschen, die so weit unterschiedlich sind, mit einander bindet, gemeinsam zu Atmen? Gemeinsam Sex zu haben und dabei zu heftigen Kompromissen bereit zu sein?
Ist der Schnelle sexsüchtig und der Langsame frigide?
Ich musste es aufschreiben, um für mich Klarheit zu gewinnen. Man kann das nachlesen in "Bitterbutter" mit dem obigen Untertitel. Heute weiß ich, ich bin nicht sexsüchtig und meine Frau ist auch nicht frigide.
Wie oft bin ich zu den Niederungen herabgestiegen, in denen sie, die ich eigentlich liebe, böse war, in denen ich sie in eine schlechtes Licht gerückt, aus einem schrägen Winkel angeschaut habe, weil ich mit mir selbst nicht klar gekommen bin. Ich habe ihr - imaginär - eine Tüte über den Kopf gestülpt, ein inneres Guantanamo veranstaltet. Wen man nicht mehr anschauen kann, der verliert sein Gesicht und seine Identität, man kann ihn weiter herabsetzen, missachten, treten, umbringen. Und sich selber mit.
Das Buch zerfällt in zwei Teile und stellt mein Problem dar: Zu wenig Sex und nächtliche Erstickungsanfälle. Heute bringe ich das zusammen (s.o.). Die Auflösung, auch dieses weiß ich heute besser, kann ich nur finden, indem ich bei mir-selbst bleibe. So ist später das zweite Buch entstanden: "Der Meistergärtner" lässt die körperliche Ebene nicht hinter sich, er integriert sie, überschreitet sie und reift. (Ich hoffe niemand ist mir böse, wenn ich hier die beiden Titel erwähne.)
Das Leid der Liebe bleibt. Wächst sie gerade darum? Ach Gott, denke ich manchmal, wie schön könnte die Welt sein, wenn wir öfter miteinander ... ? Mache ich mir dennoch etwas vor? Oft bin ich trotz aller Weisheit so ratlos. Aber vielleicht gibt es noch andere Liebende, die ähnlich empfinden ...?
Gruß und danke,
r.obert