Ein Mensch besteht nicht nur aus Diabetes
Ein Mensch besteht nicht nur aus Diabetes
Liebe Carmen,
ein Mensch besteht eben nicht nur aus Diabetes, Knochen oder Blutdruck, auch, wenn man von Ärzten manches Mal diesen Eindruck erhält.
Also, ehrlich gesagt, ich versteh deinen Mann, aber...Frauen sind doch clever.. Du auch.. ich kann dir nur sagen, was ICH an deiner Stelle tun würde....
Ich würde die Gelegenheit nutzen und ihm den ambulanten Pflegedienst etwas unterschmuggeln.....das sind doch keine alten Furien, die deinen Mann im Hauptmannston durch den Alltag kommandieren.....
Die meisten sind wirklich supernette Menschen, die auch die Einstellung deines Mannes sicher jeden tag 5 mal hören und die eine oder andere kleine List kennen. Die wissen genau, wie sie auch mit Skeptikern umgehen müssen. Geh doch einfach mal dahin oder ruf mal an, erkläre die schwierige, aber nicht ungewöhnliche Situation.
Ich garantiere dir, dein Mann schiebt dich durch die Tür nach außen, wenn er erst mal die Leute kennengelernt hat.
UND:
JEDER braucht im Leben eine kleine Portion Egoismus, um auf seine eigenen Kräfte zu achten, die einzuteilen, und dafür, dass man nicht verheizt wird oder sich verheizt.
Und genau das tust du im Moment.
Dein Mann möchte keinen Fremden um sich herum.
OK. Aber, was passiert, wenn du nicht mehr kannst? Dann hat er gar keine Wahl mehr.
Auch, wenn er schwer krank ist, er MUSS auch auf dich achten. Ich weiß ja nicht, was Ihr Beiden für eine Beziehung führt und wie geistig fit dein Mann ist. Ich kenne Euch nicht. Deshalb sei mir bitte nicht böse, wenn ich direkt bin.
Sollte er nicht abwesend sein und klar im Denken, müsste er eigentlich GERADE sagen: du hör mal, das schaffst du nicht alleine auf die Dauer, wollen wir uns nicht Hilfe holen, ich mach mir Sorgen UMD DEIN WOHL. Du musst entlastet werden. Auch DAS ist Liebe, Carmen, die Sorge um das Wohl des Anderen.
Vielleicht habe ich Unrecht, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man Gefahr läuft, wenn man Jemanden pflegt, sein eigenes Leben völlig aufzugeben.
Wenn ausgebildete Pflegekräfte so einen Job nur ein paar Jahre machen können und dann einfach alle sind, kannst du sicher sein, dass wir als Privatpersonen eher erledigt und ausgepowert sind.
Auch auf die Gefahr hin, dass dein Mann beleidigt ist, setz dich durch, und nutze die Gelegenheit des Arztbesuches einfach dafür, abzuchecken, wie er auf Pflegepeersonal reagiert. Sozusagen auf Probe.
Du musst auch immer im Kopf habe, dass du den Pflegedienst ja nicht adoptieren, heiraten oder ins Testament aufnehmen musst;-) Es gibt soooo viele, die alle in harter Konkurrenz stehen, bist du nicht zufrieden, wechselst du.
Ich würde dir erst mal empfehlen, am besten heute noch, ruf einfach mal da an. Das gespräch kostet ja nix. Die werden die auch erklären, was man an Formularkram erledigen muss. Ich glaube, der Hausarzt kann die Pflege anordnen. (Es wäre super, wenn du danach einfach mal berichtest, was er gesagt hat, das hilft sicher auch Andren ein Stück weiter.) Aber sicher bin ich mir nicht. Ich glaube, Klaus kennt sich mit solchen Dingen- wie mit vielen anderen- besser aus.
Und geh zum Arzt und diskutier mit deinem Mann an dem Tag einfach mal nicht, setz dich durch.
Ich weiß nicht, wie du zu Religion stehst bzw. Ihr. In manchen Orten leistet der Pfarrer auch Hilfe, indem er sich einfach Zeit nimmt für den einen oder anderen Schnack, vielleicht bekommst du auch da Hilfe.
Alles Liebe und Gute.