Moin zusammen
So, Urlaub vorbei. Das Wetter auf Usedom war sehr april-mäßig rein vom Sonne-Regen-Mix her, aber zum Glück grundsätzlich warm genug für den Strand, sobald die Sonne dann auch mal draußen war.
Soweit also alles gut
Aber ansonsten geht's mir leider arg bescheiden. Im Urlaub ging es noch so halbwegs, es gab bessere und schlechtere Tage bzw. Stunden.
Aber gestern war übel, vor allem nachmittags und abends, und heute Morgen ist es auch nicht viel besser: Anspannung, leichte Angst, leichte Unruhe, am schlimmsten aber wirklich eine ziemlich deprimierte, hoffnungslose und unmotivierte - kurz: depressive - Stimmung, daß ich mich mal wieder nur von Augenblick zu Augenblick rette.
Gestern Nachmittag an ner Angstattacke vorbeigeschrammt, abends dann auch wieder.
Und ich bin wirklich einigermaßen verzweifelt, ob ich aus dem Mist und Sumpf jemals wieder vernünftig rauskomme. Das geht mittlerweile seit über drei Jahren, und mehr als maximal 2-3 halbwegs gute Wochen waren nie drin - dann kommt immer der nächste Hänger. Und ca. seit Jahresbeginn komme ich meist sogar kaum an ne beschwerdefreie Woche heran, geschweige denn 2-3.
Ja, ich habe in all der Zeit eine ganze Menge gelernt. Keine Ahnung, wo ich stehen würde, wenn ich das alles nicht wüßte und ein bißchen geübt hätte.
Aber Spaß macht es keinen, und los werde ich die Depri-Angst trotzdem (noch) nicht. Mir wird ganz anders, wenn ich mir vorstelle, daß das bis an mein Lebensende die nächsten 20, 30, 40 Jahre so weitergehen soll... Lebensfreude sieht anders aus, und die Zuversicht und Hoffnung, die ich zwischenzeitlich ja häufiger mal verspürt und auch hier kommuniziert hatte, ist grad irgendwie meilenweit weg.
Seit gestern nehme ich wieder meine Fluoxetin in der Hoffnung, daß mir das in den nächsten Wochen helfen wird. Nach Vorgabe meines Psychiaters erstmal 3 Tage 10 mg, ab Freitag dann hoch auf 20. In ca. 6-8 Wochen dann hoch auf 30. Und dann mal sehen.
Ansonsten unterstützt mich meine Frau aktuell massiv mit Zusprache und Mut-machen. Das hilft auch etwas. Aber es ist und bleibt trotzdem verflixt anstrengend.
Und vor allem weiß ich immer noch nicht, wo es so genau herkommt. Ich dachte wirklich, nachdem ich nach und nach alle möglichen kleinen und großen Stolpersteine in meinem Leben aufgedeckt habe, würde es langsam mal besser. Stattdessen verspüre ich aktuell gerade mal wieder so einen Überdruß des Lebens und Lebens-Müdigkeit - ich will einfach nur, daß dieses Leid irgendwann irgendwie mal aufhört. Wenn's ein (echtes!) Wundermittel gäbe, das mich 1000 € im Jahr kosten würde oder mehr - ich würde sie zahlen.
Am mangelnden Omega-3 (allein) liegt's bei mir jedenfalls nicht, sonst müßte das nach rund vier Wochen mal langsam Wirkung zeigen. Mangelnde Bewegung ist es sicher auch nicht - ich war im Urlaub viel cachen, viel spazieren (im Schnitt 10-12.000 Schritte / Tag), viel frische Luft und Sonne (soweit sie schien), auch ein paar Mal schwimmen. Das müßte nach den im TLC-Buch zitierten Studien eigentlich ausreichend sein; da genügen teils schon geringere Bewegungseinlagen für nachhaltige Besserungen. Von meinen Freunden und Familie ziehe ich mich auch nicht zurück, auch wenn es in den letzten Tagen ein bißchen ein Angang ist.
Meine Lebensführung ist damit sicher auf einem besseren Weg als bei vielen anderen Betroffenen - und trotzdem reicht es (noch) nicht. Zum Verzweifeln...
Ich versuche mich zwar, treu an Crashs Worte zu halten: "Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte man den Kopf nicht hängenlassen". Aber Schei**e, ist das anstrengend zur Zeit...
Klar - zwischendurch habe ich auch mal entspannte, richtig gute Momente, bspw. letzte Woche noch im Urlaub, als ich ne Stunde lang ganz entspannt in nem Freizeitpark in der prallen Sonne auf der Bank saß, Kaffee geschlürft und ein bißchen im Netz gesurft bin. Ist nicht so, daß ich das nicht sehen würde. Oder Sonntag Abend auf der Rückfahrt, als wir zum Abendessen bei einem der besten Chinesen waren, den ich seit sehr langem kennengelernt habe (nicht 08/15-Billig-Buffet, sondern wirklich richtig gutes Essen).
Und noch viele Momente mehr. Hier einer, da einer.
Aber eben leider alles nicht über Strecke.
Dabei erwarte ich ja gar nicht, in jedem Moment wer-weiß-wie glücklich zu sein, sicher nicht.
Aber "einfach" mal wieder über Stunde, Tage und Wochen(!) hinweg im Schnitt entspannt zu sein. Klar gehört hier und da ein bißchen Streß oder meinetwegen auch Angst zum Leben dazu - aber bei mir fühlt es sich gerade so an, als hätte sich das Verhältnis ins Gegenteil verkehrt: 90% Streß, Angst und Depri, 10% halbwegs entspannt und zufrieden. Statt irgendwie 30% Streß, Angst und Depri und 70% Entspannung und Zufriedenheit.
=> Ich erwarte gar nicht unbedingt, daß ich es jemals wieder ganz komplett loswerde. Wenn ich mit Depri-Angst erstmal geplagt bin, ist das so, und in einem erträglichen Maß könnte ich es auch (besser) akzeptieren. Aber so, wie es in der letzten Zeit ist, ist es einfach nur mühsam und schei**e. Und wie meine Frau es gestern auch schon erkannt und gesagt hat: Etwas schei**e zu finden und es gleichzeitig wohlmeinend zu akzeptieren, schließt sich irgendwie gegenseitig aus

Etwas "Schei**e" zu finden impliziert immer auch einen gewissen Widerstand gegen die Sache, und den spüre ich auch in mir. Ein nicht unerheblicher Teil von mir lehnt sich immer noch gegen die Krankheit oder was-auch-immer es ist auf, und zwar umso stärker, je schlechter es mir geht. Also genau dann, wenn mir Akzeptanz wahrscheinlich am meisten nützen würde - etwas in entspanntem Zustand, wenn man keine oder nur wenige Symptome hat, zu akzeptieren, ist nicht unbedingt ein Kunststück
Scheibenhonig
