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Depri/Angst: Wie fühlt ihr euch morgens?

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Es wäre sicher nicht schlecht wenn du die Unfairness ein wenig dokumentierst, damit du im Fall einer Konfrontation Fakten nennen kannst und nicht nur aus der Erinnerung argumentierst.
Vielleicht würdest du auch bei den Mitarbeitern Unterstützung finden, ein Meeting mit dem Chef, wo alle dabei sind und offen über das Dissen des Ex-Chefs reden können?
Das alles käme aber erst in Frage wenn es schon so weit ist das nur noch die offene Konfrontation und Flucht nach Vorne infrage kommt.
Möglicherweise könnte auch ein Gespräch mit dem Ex- Chef helfen, unter Moderation des Betriebsrates, du solltest aber bei allem was du tust auf die Verhältnismäßigkeit achten, auch mögliche Folgen bedenken und nicht aus einer Kränkung heraus überreagieren.
 
Moin zusammen :)

Wie geht's euch?

Ich hab ein relativ mittelprächtiges Wochenende hinter mir, ein kompletter Kontrast bspw. zum Wochenende mit dem 01.05. vor fünf Wochen, an dem es mir prächtig ging.

Sohnemann hatte am Sonntag Geburtstag, ist sieben geworden.
Entsprechend standen die drei Tage natürlich gänzlich im Zeichen seines Geburtstages, nur, daß ich mich nicht so recht mit ihm zusammen freuen konnte :/

Dabei war es eigentlich relativ entspannt, objektiv betrachtet. Klar hatten wir etwas Streß, weil gestern dann auch großer Geburtstagskaffee und Grillen mit Freunden angesagt war. Damit stand Samstag Vormittag erst Großeinkauf auf dem Plan, gestern dann Aufräumen und Vorbereiten, wobei meine Frau mit zusätzlich drei Stunden Kuchenbacken definitiv den größten Brocken zu tragen hatte.
Insgesamt war's bei mir mit insgesamt 2-3 Stunden getan, also kein großer Aufwand.

An seinem Geburtstag selbst waren wir nachmittags in einem großen Zoo, einem der schönsten, den ich bisher gesehen habe. Trotzdem hat es mich auch ein bißchen deprimiert, die Tiere eingesperrt und teils auch etwas niedergeschlagen zu sehen.
In der Nacht von Sonntag auf Montag dann auch nicht ganz so prickelnd geschlafen - zum Glück war ich ziemlich müde und k.o. Beim Einschlafen Angst, beim Aufwachen Angst... :(

Im Ganzen war's ok.
Aber der Angang mit/gegen den inneren Streß und die Angst haben doch auch ne Menge Zeit und Energie gekostet.


Mich frustriert grad mal wieder ziemlich, daß es noch immer kein Selbstläufer ist und im Gegenteil gefühlt die Kurve tendenziell wieder leicht nach unten zeigt, seit Wochen, 2-3 Monaten eben schon. Ich hab ja seit Anfang April ne recht pflegeleichte App auf dem Handy, die den Trend für den Mai bestätigt (während es im April bis Anfang Mai insgesamt noch ziemlich gut aussah). Marginal zwar, aber er ist da...


Mache ich womöglich immer noch zu wenig bzw. zu unstrukturiert?


=> Ich hab mich am Sonntag beim Frühstück noch mit meiner Frau ausgetauscht. Da sie ja auch ihre inneren Stimmen mit sich trägt und teilweise unter ihnen zu leiden hat(te), meinte sie eben auch, sie sei da nur mit stetiger, wohlmeinender Wiederholung beigekommen. Meinte, es hätte ja auch einen gewissen Grund, warum es Litaneien gäbe etc.
Wir haben dann auch mal ein paar Atemzüge zusammen geübt "Jetzt und hier in diesem Augenblick ist alles in Ordnung.", und ich habe mir diesen Satz vorgestern und gestern auch immer und immer wieder gesagt. Zusammen mit meinen übrigen Matras "Es ist alles gut; es geht mir gut; ich liebe mich und ich akzeptiere mich." usw.

Gestern Mittag dann habe ich auch endlich mal wieder ein bißchen meditiert, das hat ebenfalls ein bißchen geholfen; danach waren der Nachmittag und Abend auch wirklich gut bis schön.

Aber seit ner Stunde kriechen wieder Unlust, Depri und blöde Gedanken hoch "ich schaff das nicht; das werd ich nicht mehr los;. " usw. - und das, obwohl meine letzten Gedanken im Bett heute Morgen noch waren "Jetzt und hier in diesem Augenblick ist alles in Ordnung.".


Ich hab das Buch, daß ich VSV in ihrem Thread empfohlen habe, zwischenzeitlich fertiggelesen, und die Autorin scheint es angeblich wohl wirklich geschafft zu haben. Sie beschreibt und betont aber selbst auch, daß ein teils schwerer und steiniger Pfad ist, man immer wieder zurückgeworfen wird, man aber trotzdem beharrlich an seiner Gelassenheit und Akzeptanz gerade diesen psychischen Störungen gegenüber arbeiten muß.

Aber was heißt beharrlich...?!?
=> Soll ich den ganzen Tag über meinen Kopf von Früh bis Spät mit den positiven Mantras ausfüllen? Rund um die Uhr? Ok - es gäbe sicher schlimmeres ;) Und besser, als negativ zu denken, ist mal auf jeden Fall. Aber ist das der 'richtige' Weg?
Und wie lange - eine Woche, acht Wochen, ein halbes Jahr...? Wann greifen die Sätze endlich, die ich schon seit Monaten weiß, und gehen endlich auch ins Gefühl über?
Es ist ja leider nicht wie beim Vokabeltest, bei dem abgefragt wird, was man weiß - den würde ich mit 1+ bestehen ;) *rofl*

Oder brauche ich wirklich feste "Übungszeiten" und Rituale...?
Nur wo baue ich mir die stabil und fest in meinen Tagesablauf ein - brauche ich ja allen berufstätigen Eltern hier im Forum nicht zu erzählen, daß solche festen Zeiten jeden Tag sich nur schwer einrichten bzw. aufrechterhalten lassen. Vor allem über Wochen hinweg - und nach aktuellen neurologischen Erkenntnissen dauert es schon so rund acht Wochen, bis sich die neuen Synapsen nachhaltig gebildet haben.


Ich denke, die Werkzeuge, die ich brauche, habe ich wirklich alle zusammen - der Koffer ist randvoll :)
Aber irgendwie klappt es noch immer nicht so recht mit ihrer Anwendung.


Oder ist in meiner jetzigen Lebensphase eventuell ein wenn auch nur leicht unterstützender SSRI vielleicht doch das Mittel der Wahl...? *Kopf-kratz* Nicht, daß ich von der Wirksamkeit des Fluoxetin jetzt wirklich 100% überzeugt wäre - aber selbst, wenn es mir nur die extremen Spitzen gekappt hat und nur zu 20% geholfen hätte, wäre das ja besser als nichts, oder...?

Oder ich mache vielleicht doch nochmal einen Termin bei einem anderen Psychiater aus?
Ich bin ja Ende 2015 schonmal bei einem anderen gewesen wegen Zweitmeinung, und der sagte damals, das Fluoxetin sei schon in Ordnung; er hätte es allerdings eher mit Sertralin versucht.


An den letzten beiden Absätzen merkt ihr, daß ich mit der Akzeptanz meiner Schose auch noch nicht ganz da bin, wo ich eigentlich hin sollte: Die Autorin des besagten Buches oben vertritt die Ansicht, daß man erst dann komplett akzeptiert und loslassen gelernt hat, wenn man aufhört nach Hilfe bzw. Lösungen jedweder Art von Außen zu suchen (sie selbst hat während der 14 Jahre ihre Störung zwei Klinikaufenthalte, drei Therapien und auch einige Medikamente durch gehabt - ohne nennenswerte Erfolge). Was nicht heißen soll, daß man keine Unterstützung bräuchte oder erfragen kann. Aber man darf eben nicht hoffen oder erwarten, daß das (All)Heilmittel im Außen läge, sondern es läge eben immer in einem selbst.

Ich denke mal, daß ich mich diesem Gedanken auch schon zu einem großen Teil anschließen kann.
Aber ein kleiner Teil von mir hofft immer noch, es würde von irgendwoher ein Wundermittel oder eine Wundertherapie vom Himmel fallen, und mein Problem sei gelöst.
Es macht eben wenig Spaß, so vergleichsweise extrem freudlose und noch dazu ängstliche Phasen zu durchlaufen... *seufz* Klar kann nicht jeder Tag das Paradies sein, und zum Glück ist auch keiner meiner Tage die Hölle. Aber dieses triste Zwischengrau ist jetzt auch nicht der Burner... ;)


Und würde ich täglich Lasea, Baldriparan und Johanniskraut-Tee zu mir nehmen, wenn ich bereits vollständig akzeptiert hätte...? *Kopf-kratz*


Hmmm...

LG,
Alex
 
Hallo lieber Alex

Schön, dass du dich gemeldet hast, ich habe dich direkt schon etwas vermisst. Das Buch von w.Gauglitz habe ich mir bestellt.

Als ich dich gelesen habe, kam mir spontan der Gedanke, dass du dich nicht quälen solltest. Weiss nicht, ob ich damit richtig liege. Das Meditieren ist doch schon mal gut?

VSV
 
Hallo VSV :)

am Wochenende zu schreiben, ist bei mir immer so ne Sache - wenn mein Sohn in der Nähe ist und mittlerweile eben auch schon flott lesen kann, ist mir da immer etwas unwohl bei. Er muß nicht mehr mitkriegen als er ohnehin schon mitkriegt ;)

Als ich dich gelesen habe, kam mir spontan der Gedanke, dass du dich nicht quälen solltest.
Was meinst Du genau damit?
Ansonsten denke ich mal, daß sich niemand von uns freiwillig quält ;)
Umgekehrt ist es eben aber auch nicht so einfach, mal eben an "was schönes zu denken"... geschweige denn, daß das dann auch immer nachhaltig ist. Wenn es so einfach wäre, hätten wir alle unsere Probleme nicht ;)

Ja, das Meditieren ist schonmal ne gute Sache, denk ich auch.
Aber auch da hab ich sicher noch einiges an Optimierungsbedarf:
Allgemein heißt es ja, man solle im Sitzen meditieren an einem ruhigen und gemütlichen Ort.
Da fängt das Dilemma schon an - wirklich ruhig und auf Meditieren ist keiner unserer Räume eingerichtet. Das Wohnzimmer würde noch den meisten Platz bieten, das will ich aber nicht ne halbe Stunde lang "belagern". Ganz zu schweigen davon, daß immer die Möglichkeit besteht, daß jemand durchläuft in die Küche oder den Keller. Und mich irgendwo anders auf 1,50m zwischen zwei Möbel auf den Boden zu setzen, ist mir irgendwie zu eng.
Also lege ich mich meistens auf's Bett, strecke mich wie bei einer Entspannungsübung aus und schließe dort die Augen. Keine Ahnung, ob das wirklich gut oder schlecht und im Sinne des Erfinders ist - der Haken ist schonmal, daß man so leichter einschläft... und spätestens nach 15-20 Minuten, wenn sich die Entspannung zunehmend breit macht, döse ich dann in der Tat auch meistens ein.

Das zweite ist eben die Regelmäßigkeit:
Deswegen morgens ne halbe Stunde früher aufzustehen und mich allein ins Wohnzimmer zu setzen, wäre womöglich ne sehr gute Lösung - aber derzeit bekomme ich das mit meinem inneren Schweinehund und den gerade eben so früh morgens vergleichsweise stärkeren Angst- und Depri-Gedanken/-Gefühlen noch nicht unter einen Hut. Schon der Gedanke, da "mutterseelenallein" im Halbdunkel im Wohnzimmer zu sitzen, flößt mir ein bißchen ein mulmiges Gefühl ein... in meinem eigenen Haus!
Am frühen Abend ist immer noch Familienzeit und auch mal dieses oder jenes zu erledigen; klappt also auch nicht wirklich. Am späteren Abend wäre nochmal ne Gelegenheit, aber auch da fehlt mir dann der geeignete Rückzugsraum. Lege ich mich dann auf's Bett, kann's durchaus passieren, daß ich richtig einschlafe.
Bleibt also nur tagsüber - aber da geht's eben nur am Wochenende...

Mag sein, daß ich da wieder mehr Probleme als Lösungen sehe ;) "Einfach machen" wäre wahrscheinlich die richtige Direktive.
Aber wie schreibt Fr. Gauglitz in ihrem Buch auch so schön: Gerade Kontrollfreaks sind meistens diejenigen, die Angststörungen entwickeln - nämlich die Angst, das Leben, die Umstände und sich nicht (mehr) kontrollieren zu können.

Und ich bekomme schon so etwas Banales wie tägliches Meditieren nicht ordentlich organisiert und damit kontrolliert, scheint mir... "einfach machen" ist immer so leicht gesagt.
 
Hallo Alex,

ich habe mir gedacht, dass du nicht so streng mir dir sein sollst. Ich glaube aber zu verstehen, dass du meinst, dass es gut sei, wenn du an dir arbeitest.

Heute ist auch nicht mein Tag

VSV


Ich weiss, du würdest es als an dir arbeiten bezeichnen
 
"er hätte es allerdings eher mit Sertralin versucht."

Hallo Alex,

lassen Sie sich durch eine sehr subjektive Aussage nicht verunsichern. Ich habe viele Jahre mit verschiedenen SSRI u.a. gearbeitet und kann nur sagen, dass es kein Mittel gibt, dass für alle gleich gut geeignet ist.

Der Individualfaktor ist so bedeutend, dass die meisten Psychiater sich auf einige Präparate einlassen und die allmählich immer besser kennen lernen. Doch dieser Prozess endet nie, dazu ist das Berufsleben einfach nicht lang genug. Wenn man aber die ganze Palette einsetzt, bekommt man keinen genaueren Überblick.

Wenn also der "Neue" Sertralin favorisiert, bedeutet das lediglich, dass er damit länger arbeitet und recht zufrieden ist. Es bedeutet aber keineswegs, dass das Mittel für Sie nun besser geeignet ist.
Da Sie mit "Ihrem" Fluoxetin wenigstens 20 % Besserung bemerken und kaum noch NW haben, ist das schon ein Erfolg.

Allerdings lockt manchmal ein Änderungsunterfangen. Dann sollte man den Gelüsten nachgeben und es gegen den Gedanken, eine Chance verpasst zu haben, abwägen. Ein bestimmter Typus macht das so. Gehören Sie dazu?

Beste Grüße

B. R.
 
:)

Du kennst mich gut mittlerweile! ;)

Ich will ja eigentlich gar nicht so streng mit mir sein.
Aber dieses ganze Feld aus Angststörung und Depression hinter sich zu lassen, fällt mir im Augenblick mal wieder nicht so leicht. Ich geb Dir - sinngemäß - gerade mal kurz nen Einblick in das, was ich immer wieder als Gratwanderung wahrnehme:

1. "Bleib ruhig." (Den Tipp geb ich ja nun selbst auch gern; krieg ich noch ganz gut hin ;))

2. "Tu was. Nur du kannst was tun." (Da fängt's an... was denn genau...?)

3. "Unternimm was. Lenk Dich ab." (Ok - sofern mir meine Depri-Unlust und die Angst kein Schnippchen schlagen, klappt das i.d.R. Nicht, daß ich immer komplett abgelenkt wäre - aber ich unternehme wenigstens was.)

4. "Ablenken ist aber nur Verdrängen, also keine Dauerlösung." (Leuchtet mir ein => Aber wie "tue" ich jetzt etwas, wenn ich mich nicht gleichzeitig dauernd nur ablenken soll...?)

5. "Entspannungsübungen und Meditationen helfen" (ja, kann ich grundsätzlich bestätigen; allein der durchschlagende Erfolg bleibt bisher aus.)

6. "Du mußt in Tiefe gehen. Finde heraus, wer Du bist und was Du wirklich willst." (Hier fängt es dann schon richtig an, denn offenbar stelle ich mir in der Hinsicht tatsächlich immer wieder ein Bein. Oder: Die Lösungsmöglichkeiten liegen bereits offen ausgebreitet vor mir, aber ich sehe nicht oder lehne sie ab, weil ich entweder nicht mutig genug dazu bin oder nicht überzeugt davon, daß das auch wirklich der richtige Weg ist und ich darin am Ende meinen Lebenssinn und Frieden finde werde.)

7. "Lerne, gelassener zu werden." (Ok - und wie?)

8. "Laß los - lerne, die Kontrolle abzugeben. Lerne zu vertrauen." (Ok - und wie?)

9. "Angst und Depression entstehen im Kopf. Ursache ist ein falsches Denken. Man muß also Umdenken lernen."

Demgegenüber:
10. "Man kann Ängste und Depressionen nicht im Kopf heilen. Man muß im Außen etwas tun."

Ja was denn jetzt...?!?


Mit am schwersten wiegt aber gerade in den letzten Tagen wieder die Frage, worin für mich der Lebenssinn besteht. Worauf lebe ich hin? Was kann ich so gut, daß es mich zufrieden und glücklich und eins mit mir selbst macht? Daß es mich antreibt, mir Zuversicht und Antrieb zurückgibt und meine Depris und Ängste endlich der Vergangenheit angehören? Und schlagen meine Gedanken dann doch mal ein wenig die 'richtige' Richtung ein, kommt kurz darauf der nächste Depri-Gedanke und frage "Wozu...?"

Wann immer es mir in den letzten Monaten und Jahren mal besser ging, lag es - glaube ich - immer nur daran, daß ich es geschafft habe, mich mal für ein paar Tage oder 2-3 Wochen mit nem etwas größeren Thema interessiert zu beschäftigen und abzulenken.
Was sicher schonmal nicht schlecht ist :)
Aber es hat mich einer nachhaltigen Besserung noch nicht wirklich näher gebracht: Über kurz oder lang verpufft die Faszination des gerade neu Entdeckten, und danach kommt wieder depressiv-ängstliche Ernüchterung und die ganzen Grübeleien...

Ich komme mir mit meinem ganzen Wissen manchmal so vor, als stünde ich mit meinem Gepäck an nem Bahnhof und finde vor lauter Gleisen den richtigen Zug nicht. Manchmal weiß ich noch nicht einmal so richtig, ob ich jetzt für den Urlaub an der See oder in den Bergen gepackt habe *g*. (Ich versuche, es trotz allem mit ein bißchen Humor zu nehmen.)

Ich liebe meine Frau, meinen Sohn, meine Freunde, ich liebe auch mein Leben.
Und gleichzeitig finde ich meine Zufriedenheit nicht wieder.

Häufig denken Menschen im allgemeinen, aber eben auch psychisch Gestörte / Erkrankte wie wir ja: "Wenn ich meine Krankheit nur erstmal überwunden hätte, dann würde ich dieses und jenes machen und dann wäre ich wieder glücklich und zufrieden, ... " usw.

Wenn ich mir diesen Satz für mich formuliere, hört er im Prinzip hinter dem "hätte" auf: Ich hab schlicht keine Vorstellung, was ich dann machen würde.
Mein Leben weiterleben, ja... aber worin genau müßte es sich von dem heutigen unterscheiden, damit ich glücklich und zufriedener wäre...?

Weiterhin sind den Buddhisten und sehr vielen anderen zufolge Glück und Zufriedenheit ja primär im Inneren, nicht im Äußeren. Danach bräuchte ich eigentlich keine besonderen äußeren Anreize; es müßte auch so funktionieren. Tut's bei mir aber nicht - also fehlt mir da doch noch ein Puzzlestück. Und das krieg ich nicht zu greifen.


Ich denke, ich habe durchaus ein rudimentäres Grundverständnis dafür, wie das alles miteinander zusammenhängt. Es klingt logisch genug, daß ich den Ansatz weiterverfolgen will.
Aber es hat noch nicht "Klick" gemacht, ich hab noch nicht heraus, was von alldem ich mit meinem Kopf ausmachen muß und was im Außen. Geschweige denn, wie.


Und deswegen bin ich immer noch darum bemüht, an mir zu arbeiten:

Ich will mich nicht mehr nur noch flüchtig für ein paar Tage oder Wochen ablenken; das klappt mal besser, mal schlechter und ist immer auch so ein bißchen vom Zufall abhängig, ob sich überhaupt irgendwo was ausreichend interessantes ergibt.

Ich will die Zufriedenheit, den Frieden und das Glück in mir selbst (wieder) entfachen, ohne auf äußere Einflüsse angewiesen zu sein.

Und der Pfad ist irgendwie doch etwas steiniger als es sich immer liest...

:)

(Sorry - schon wieder so viel Text ;))
 
Hallo Hr. Dr. Riecke,

vielen Dank für Ihre Antwort und Einschätzung :)

Ich bin dem Sertralin gegenüber eigentlich selbst auch schon seit langer Zeit positiv aufgeschlossen, weil ich anhand der Beschreibungen im Netz die Vermutung habe (ist es schon Glaube ;)), daß es mir womöglich besser helfen könnte. Ich wollte meinen Arzt darauf schon angesprochen haben, bevor der andere Psychiater mit seiner Zweitmeinung dieses Bauchgefühl (ohne davon zu wissen) dann bestätigte. Ersterer ist allerdings der Ansicht, das Fluoxetin würde mir grundsätzlich schon gut genug helfen, und im Zweifel würde er lieber das zunächst höher dosieren (50-60 mg).

Was letzten Endes besser ist, weiß ich natürlich auch nicht. Genauso, wie die 20% natürlich auch nur aus der Luft gegriffen sind - können auch "nur" 10 oder 30 sein. Oder es ist/war wirklich nur der Placebo-Effekt ;)

Genauso, wie eine Sertralin-Gabe mir anfangs vielleicht einen gewissen ebenfalls primär placebo-behafteten Euphorieschub geben könnte, und nach 2-3 Monaten folgt dann auch hier wieder die Ernüchterung.

Man weiß es eben nicht wirklich... womit wir wieder bei meinem Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle wären ;)

Und eigentlich wäre es mir natürlich ganz ohne rezeptpflichtige AD's am liebsten.
Mit Lavendel, Baldrian und Johanniskraut kann ich von meiner inneren Einstellung her auch auf Jahre und Jahrzehnte gesehen sehr gut leben - bei "echten" AD's kommen mir da doch immer wieder Zweifel was eventuelle Langzeit-NW'en angeht. Wie Sie selbst ja sagen: Für fundierte Langzeit-Studien und Wirkmechanismen ist ein Berufsleben immer noch zu wenig ;)
 
Hallo Alex,

wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber ich glaube du denkst immer noch zu viel nach.
Vielleicht wäre es auch ein Ziel solch Depriphasen unbewertet vorüberziehen zu lassen, einfach mal versuchen dem keine große Beachtung zu schenken und darauf zu vertrauen dass du genug weißt um sie zu überstehen, dass sie auch immer wieder vorübergehen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zu viel Analyse, Befürchtung und Vorbeugung auch das Gegenteil bewirken können.
Irgendwann werden dann auch die guten Zeiten infrage gestellt, darüber nachgedacht was anders ist und damit verdorben, weil die Gedanken automatisch mit dem nächsten Tief verknüpft werden.
Selbst wenn du die guten Phasen im Nachhinein durchwalgst, kannst du ihnen ihre heilende Wirkung und dir die schöne Erinnerung daran nehmen, alles bekommt einen Studiencharakter, der den Genuss und die Gelassenheit immer weniger werden lässt.
 
Hallo Tired,

ja, da magst Du sicher recht haben.
Aber wie stellt man das Denken ab, besonders wenn man offenbar so ein Sicherheits- und Kontrollfreak ist wie ich ;)

Ich weiß: Akzeptanz, Achtsamkeit.

Aber immer dann, wenn ich nicht "nur" abgelenkt bin, stelle ich fest, wie schwer die Umsetzung dann doch irgendwo ist. Es ist einfach(er) achtsam zu sein, wenn man mit etwas beschäftigt ist, das einem Spaß macht und das einen gewissen Sinn erfüllt - nämlich den, Spaß zu haben.
Bedeutend mehr Übung braucht es für mich immer noch, diese Achtsamkeit auch bei weniger geliebten Tätigkeiten zu leben.

Ich spüre, daß ich einerseits kurz vor der Schwelle zum Positiven stehe; ich sehe die "Tür" vor meinem geistigen Auge. Ich ahne, daß die Türklinke irgendwo hier sein muß - aber ich greife trotzdem noch ins Leere.
Weiß nicht, ob ich mich verständlich ausdrücke.


Auf jeden Fall ist es mein Gehirn aus den letzten 20-30 Jahren eben gewohnt, alles x Mal durchzuwalken und auf Nummer Sicher zu gehen. Stattdessen nun Gedanken unbewertet vorüberziehen zu lassen, klingt auf dem Papier toll und motivierend :), bedeutet aber trotzdem eben auch ein achtsames und bewußtes Umdenken. Denn unbewußt und automatisch laufen sonst früher oder später immer wieder die gleichen alten und negativen Programme ab. Meine Gedanken sind es dermaßen gewohnt, Dinge auf der positiven oder negativen Seite einzuordnen - sie jetzt "einfach" auf neutral und unbewertet stehenzulassen ist trotz der bereits jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema für mich immer noch irgendwo unspezifisches Neuland.

Wie bewertet man etwas nicht?
Wie verhindert man, daß die alten, gewohnten Gedankenprogramme automatisch Bewertungen vornehmen?
Dazumal man es ja nicht nur einmal in der Stunde oder am Tag unterbinden muß - der Automatismus glaubt ja die erste Relativierung und Nicht-Bewertung nicht immer unbedingt sofort und schießt seine Bewertung trotzdem ungefragt in einem unbeobachteten Moment hinterher.


Ich finde diese ganzen Kontemplations-, Meditations- und Achtsamkeitslehren wirklich faszinierend und glaube auch, daß sie der richtige Weg sind.

Aber ich wünschte, ich hätte einen erfahrenen Lehrer an meiner Seite.
 
Da hast du recht, es ist schwer und besonders schwer ohne Anleitung.

Vielleicht gibt es ja solche Lehrer?
Kurse von erfahrenen Menschen.
Ich glaube es gibt auch Therapeuten die solche Kurse machen, nur finden muss man sie.
 
Hallo Alex,

Was ich glaube, ist, dass sich diese inneren Bewertungen nicht von heute auf morgen ändern lassen. Und schon gar nicht auf einmal. Aber wir sind nicht mit diesen Bewertungen auf die Welt gekommen.

Mir hilft es manchmal, wenn ich mir die Frage stelle, was mein innerer Saboteur eigentlich von mir will. Das ist für mich der erste Schritt. Damit ist der Fall aber noch nicht abgerschlossen, denn nun muss das Umdenken beginnen, Mißerfolge inbegriffen. Und da gibt es die Schwierigkeit zwischen Kopf und Bauch. Mein Saboteur ist äußerst hartnäckig und versucht, dagegenzuhalten, besonders im Falle der Angst.

Bei mir ist die Angst erlernt durch die jahrzehntelang andauernde Stressituation, zuvor was sie in diesem Umfang nicht vorhanden.

Ich denke, dass du auf deinem Wege gut vorangekommen bist, aber noch Probleme mit dem Umsetzen hast. Wahrscheinlich greift die Verhaltens- oder Gesprächstherapie da auch zu kurz, weil hier eben nur das HIer und Jetzt berücksichtigt wird. Wie wäre es mit einer anderen Therapieform oder einem anderen Therapeuten ?

Und ja, manchmal darf es einem auch schlecht gehen.

Also, ich will auf keinen Fall besserwisserisch herüberkommen, sondern kann nur näherungsweise vermuten, was in etwas hilfreich sein könnte und was mir zuweilen hilft.

Meine Meinung ist, dass tired, für all diese Dinge ein sehr gutes Gespür hat.

VSV
 
Also, ich will auf keinen Fall besserwisserisch herüberkommen, sondern kann nur näherungsweise vermuten, was in etwas hilfreich sein könnte und was mir zuweilen hilft.
Tust Du nicht, keine Sorge. Ich bin Dir für Deinen Rat sehr dankbar :)

Das mit dem inneren Saboteur habe ich so extrem zwar noch nicht gesehen. Für mich war es bisher immer der innere Kritiker oder innere Sorgenträger.
Aber "Saboteur" trifft es begrifflich auch ganz gut *grins* *Daumen-hoch*

Hab meinem inneren Sorgenträger übrigens gestern Nachmittag erstmalig einen halbseitigen Brief geschrieben. Darin habe ich ihm einerseits Verständnis für seine Einwände signalisiert, ihm andererseits aber deutlich gemacht, daß ich und er in Sicherheit und geborgen sind, geliebt werden und Freunde haben und er mich deswegen ab sofort nicht mehr zu beschützen braucht. In besonders kritischen und wirklich gefährlichen Situation ja - da sei ich nach wie vor auf ihn angewiesen. Aber in alltäglichen Dingen wie Familie, Job, Haushalt, Freunde, Hobbies etc. habe ich ihn gebeten, sich zukünftig zurück- und rauszuhalten; das käme schließlich uns beiden (ihm und mir) zugute.

Mal sehen, ob's was bringt bzw. gebracht hat...
Durchaus möglich, daß man auch eine solche Übung etwas häufiger machen muß.
Mal sehen.


Gesprächstherapie habe ich seit einem halben Jahr nicht mehr.
Im letzten Dezember war die gebuchte und von der Krankenkasse genehmigte Stundenzahl aufgebraucht. Mein Therapeut meinte damals, er sähe aktuell auch keine weiteren Ansatzmöglichkeiten mehr, ich könne mich aber jederzeit auch mal für ne einzelne Stunde melden, wenn etwas wäre; die bekäme man verbucht. Ich denke, das sollte auch etwas Beruhigendes haben. Bisher habe ich von dem Angebot noch keinen Gebrauch gemacht; bin mir nicht sicher, ob mir das viel bringt und da nennenswert neue oder wesentliche Impulse kämen.

Im Großen und Ganzen komme ich ohne Verhaltens- und Gesprächstherapie ganz gut zurecht. Zumindest glaube ich nicht, daß sie mir in ihrer bisherigen Form besonders fehlt oder meine Probleme beseitigen könnte.
Wenn überhaupt bräuchte ich vielleicht, ähnlich wie Du es schreibst, einen gänzlich neuen Ansatz. Ich hab aber auch meine Zweifel daran, daß jetzt beispielsweise eine besondere Tiefenpsychologie mir noch viel weiterhilft, denn ich glaube schon, daß ich die wesentlichen Knackpunkte meiner Vergangenheit kenne und ausgegraben habe. Von noch weiter- und tiefergehenden Rückführungen ins Baby- und Säuglingsalter oder gar in den Mutterleib bin ich nicht soo 100% überzeugt... *Kopf-kratz-überleg-zweifel*

Ich denke eigentlich schon eher so wie Tired, meine Frau, im Prinzip auch mein letzter Therapeut, Du teilweise ja auch und andere, daß es langsam an der Zeit ist, meinen wirklichen Frieden damit zu machen. Und gerade, weil ich da aber nicht so genau weiß, wie, denke ich, daß mir dabei Meditation und Achtsamkeit gute Dienste leisten können. Nicht zuletzt wird hier ja wirklich auch Mitgefühl und Selbstliebe gelehrt, und das kann ich sicher auch gut gebrauchen, um zu lernen, nicht zu hart zu mir selbst zu sein, meine Ansprüche und meinen Perfektionismus etwas zurückzuschrauben.


Ich habe in der Mittagspause herausgefunden, daß es seit kurzem einen geleiteten Meditationskurs im Ort gibt, der 1x wöchentlich stattfindet. Ich will den Kursleiter heute Abend mal kontaktieren, wann ich mich da anschließen kann. 1x wöchentlich 1 Stunde, davon 20 Minuten "ankommen und zur Ruhe kommen", 40 Minuten Meditation - das hört sich für mich wohl überlegt und gut an :)

Ansonsten habe ich dabei durch Zufall entdeckt, daß es auch Shaolin-Karate am Ort gibt, welches sowohl die Kampfstile des Karate und Kung-Fu ebenso wie Aspekte des Tai Chi und Qi Gong beinhaltet. Auch das könnte eine wohltuende, beruhigende und streßabbauende Wirkung auf mich haben; da will ich auf jeden Fall auch mal reinschnuppern.

Denn letzten Endes geht es bei dieser ganzen Angstgeschichte im physiologischen Sinne nur um eins: Den auslösenden und sich durch die Angst selbst verstärkenden Streß (massiv)abzusenken. Weniger Adrenalin, weniger Cortisol - und das ganze Gebilde sollte eigentlich in sich zusammenfallen wie ein löchriger Luftballon oder ein ruiniertes Soufflée ;)


Ob ich damit auch den Depri-Anteilen meiner Sache beikomme, wird man sehen.
Ich denke schon, daß meine tiefere Ursache eher die Ängste sind. Die waren aber zunächst eher unbewußt, nicht im Vordergrund, haben aber zur gefühlten Hilflosigkeit und Verzweiflung beigetragen, so daß dann daraus die Depri entstanden ist, die sich dann auch "vorgedrängelt" hat und als erstes nach Außen hin richtig sichtbar geworden ist. Wenn man mal die Gastritis im Jahr zuvor außen vorläßt, die ich nicht als das entsprechende Warnzeichen wahrgenommen habe.

Auf jeden Fall denke ich schon: Weniger Angst => mehr Zuversicht => weniger Depression

Irgendwie so :)


"I love my life
I am powerful, I am beautiful, I am free
I love my life,
I am wonderful, I am magical, I am me,
I love my life."
(R. Williams)
 
Hallo Alex,

Die Teilnahme an solchen Kursen kann bestimmt nicht falsch sein. Die Idee ist gut. Ich hoffe, dass ich es richtig verstehe, dass letzendlich versucht werden soll, die Psyche auch auf anderen Wegen zu erreichen.

An eine Psychoanalyse im klassischen Sinn hatte ich nicht, gedacht, das brauchst du nicht :D !!!!!!!! sondern evtl. an eine tiefenpsychologisch fundierte Kurzzeittherapie, Dauer ca. 30 Stunden mit Schwerpunkt Therapie. Soll wirksam sein, bei aktuellen psychischen Konflikten.

Aber das kannst nur du selber am besten beurteilen.

Liebe Grüße, VSV
 
Guten Morgen VSV :)

dass ich es richtig verstehe, dass letzendlich versucht werden soll, die Psyche auch auf anderen Wegen zu erreichen.
Jein:
So, wie ich es verstanden habe, geht es im Wesentlichen eben darum, den Streßpegel dauerhaft zu senken, damit alltägliche kleinere Anlässe einen nicht mehr so triggern wie aktuell.

Konkret stellt man es sich so vor:
Jeder Mensch hat eine gewisse, sogenannte Streßresilienz, beschreibt also sozusagen die "gesunde" Menge an Streß, die man abkann, bevor es darüber hinaus dann anfängt schädlich zu werden. Du kannst sie Dir als waagerechte Linie in einer Diagramm vorstellen.

Neben dieser Resilienz-Linie kannst Du Dir eine im Zeitverlauf schwankende Kurve in dem Diagramm vorstellen - diese stellt Deinen aktuellen Streßpegel zum jeweiligen Zeitpunkt dar. Ist dieser Kurve unterhalb der Resilienz-Linie, ist alles ok, "Streß läßt Dich weitestgehend kalt". Springt die Kurve mal über die Linie, entstehen die allseits bekannten kurzfristigen Streßreaktionen: Fahrigkeit, Unkonzentriertheit, Wut, Zorn, auch kleinere körperliche Symptome. All das verschwindet wieder, wenn die Kurve unter die Line zurückgeht.

Bei uns psychisch Angeschlagenen besteht das Problem nun aber darin, daß unsere Streßpegel-Kurve dauerhaft oberhalb der Resilienzlinie ist - quasi ein Auto, dessen Motor permanent im roten Drehzahlbereich läuft. Das geht natürlich auf Dauer nicht gut und hat früher oder später die vielfältigen gravierenderen Streßerkrankungen körperlicher und psychischer Natur zur Folge: Gastritis, "Rücken", Reizdarm, Schlafprobleme, Angststörung, Depressionen.

Das Ziel von Entspannungsübungen und Meditationen ist es nun, die Kurve wieder dauerhaft unter die Resilienz-Linie zu bekommen (was nicht heißen soll, daß einzelne Hüpfer nach oben nicht erlaubt seien - sind sie natürlich schon. Aber es müssen eben einzelne Hüpfer hier und da sein und kein Dauerzustand mehr.). Die Entspannungsübungen zielen dabei primär darauf ab, die Kurve - also den Streßpegel - wieder nach unten zu bekommen - Entspannung und Streß schließen sich gegenseitig aus. Bist Du also entspannt, sinkt Dein Streßpegel.
Meditationen gehen etwas weiter: Sie beinhalten zwar auch die Entspannungskomponente, erreichen auf Dauer aber auch, daß die Resilienz-Linie sich nach oben verschiebt. Hierfür werden in die Meditationen auch psychisch heilsame Aspekte mit eingebaut, wie eben Mitgefühl, Selbstliebe, Dankbarkeit und Demut. Dadurch wird das Umdenken besser strukturiert und konzentriert und bekommt einen festen Übungsrahmen.

Mit der entsprechenden Übung - Wochen, Monate, Jahre - kann man es so wohl hinbekommen, daß einen aus streß-technischer Sicht gesehen praktisch nicht mehr viel kratzt - die Streßpegel-Kurve bleibt dauerhaft unterhalb der Resilienzlinie. Gleichzeitig schlägt die Streßpegel-Kurve aber auch nicht mehr immer so dramatisch aus, alltägliche Bagatellen bleiben das, was sie sind: Alltägliche Bagatellen. Und werden nicht mehr zu Zerreißproben für die Psyche.

Soviel zur Theorie, soweit ich sie verstanden habe - ich habe auch hier bis dato sicher mehr darüber gelesen, als daß ich selbst schon praktiziert hätte ;)


Aber da sind wir dann auch schon wieder bei "meinem" Problem:
Als Kopfmensch fällt es mir relativ leicht, mir solche Dinge und "Anleitungen" durchzulesen, zu verstehen und zu wissen. Sobald es an die Umsetzung geht, passiert es mir leider noch zu oft, daß mir nach ein paar Malen der Schwung wieder verloren geht. Im Prinzip ähnlich wie bei Sportmuffeln, die mit Sport-Treiben beginnen wollen, oder Diät-Willigen, die nach zwei Wochen ohne größere Erfolge wieder die Lust daran verlieren.
Und da man nun mal auch den Erfolg von Meditationen nicht innerhalb von ein paar Tagen messen kann, ist da eben auch ein gewisser Durchhaltewillen gefordert.


Aber:
Ich hab mich jetzt schon zwei Abende in Folge gegen halb zehn / zehn für 40 Minuten ins Wohnzimmer gesetzt und mit Hilfe einer CD meditiert :)

Der große Vorteil schonmal:
Da ich direkt danach auch jeweils ins Bett bin, habe ich die positiven Sätze und Dankbarkeits-Formeln auch mit ins Bett und in den Schlaf genommen :)

Alles leider auch noch keine durchschlagenden Erfolge - mein Magen und meine Psyche sind leider trotzdem noch etwas komisch drauf. Aber der Anfang ist gemacht, und ich denke schon, daß es mir guttut und sich da mit der Zeit etwas bewegen wird.
Wenn jetzt noch 1x wöchentlich ne geführte Meditation dazukommt, sollte das eigentlich was werden.


Trotzdem: Heute Früh nach dem Aufstehen war ich kurz davor, wieder mit ner 20er Dosis Fluoxetin anzufangen... *seufz*


Es ist ein Weg :)

LG,
Alex
 
Guten Morgen VSV :)


Jein:
So, wie ich es verstanden habe, geht es im Wesentlichen eben darum, den Streßpegel dauerhaft zu senken, damit alltägliche kleinere Anlässe einen nicht mehr so triggern wie aktuell.

Konkret stellt man es sich so vor:
Jeder Mensch hat eine gewisse, sogenannte Streßresilienz, beschreibt also sozusagen die "gesunde" Menge an Streß, die man abkann, bevor es darüber hinaus dann anfängt schädlich zu werden. Du kannst sie Dir als waagerechte Linie in einer Diagramm vorstellen.

Neben dieser Resilienz-Linie kannst Du Dir eine im Zeitverlauf schwankende Kurve in dem Diagramm vorstellen - diese stellt Deinen aktuellen Streßpegel zum jeweiligen Zeitpunkt dar. Ist dieser Kurve unterhalb der Resilienz-Linie, ist alles ok, "Streß läßt Dich weitestgehend kalt". Springt die Kurve mal über die Linie, entstehen die allseits bekannten kurzfristigen Streßreaktionen: Fahrigkeit, Unkonzentriertheit, Wut, Zorn, auch kleinere körperliche Symptome. All das verschwindet wieder, wenn die Kurve unter die Line zurückgeht.

Bei uns psychisch Angeschlagenen besteht das Problem nun aber darin, daß unsere Streßpegel-Kurve dauerhaft oberhalb der Resilienzlinie ist - quasi ein Auto, dessen Motor permanent im roten Drehzahlbereich läuft. Das geht natürlich auf Dauer nicht gut und hat früher oder später die vielfältigen gravierenderen Streßerkrankungen körperlicher und psychischer Natur zur Folge: Gastritis, "Rücken", Reizdarm, Schlafprobleme, Angststörung, Depressionen.

Das Ziel von Entspannungsübungen und Meditationen ist es nun, die Kurve wieder dauerhaft unter die Resilienz-Linie zu bekommen (was nicht heißen soll, daß einzelne Hüpfer nach oben nicht erlaubt seien - sind sie natürlich schon. Aber es müssen eben einzelne Hüpfer hier und da sein und kein Dauerzustand mehr.). Die Entspannungsübungen zielen dabei primär darauf ab, die Kurve - also den Streßpegel - wieder nach unten zu bekommen - Entspannung und Streß schließen sich gegenseitig aus. Bist Du also entspannt, sinkt Dein Streßpegel.
Meditationen gehen etwas weiter: Sie beinhalten zwar auch die Entspannungskomponente, erreichen auf Dauer aber auch, daß die Resilienz-Linie sich nach oben verschiebt. Hierfür werden in die Meditationen auch psychisch heilsame Aspekte mit eingebaut, wie eben Mitgefühl, Selbstliebe, Dankbarkeit und Demut. Dadurch wird das Umdenken besser strukturiert und konzentriert und bekommt einen festen Übungsrahmen.

Mit der entsprechenden Übung - Wochen, Monate, Jahre - kann man es so wohl hinbekommen, daß einen aus streß-technischer Sicht gesehen praktisch nicht mehr viel kratzt - die Streßpegel-Kurve bleibt dauerhaft unterhalb der Resilienzlinie. Gleichzeitig schlägt die Streßpegel-Kurve aber auch nicht mehr immer so dramatisch aus, alltägliche Bagatellen bleiben das, was sie sind: Alltägliche Bagatellen. Und werden nicht mehr zu Zerreißproben für die Psyche.

Soviel zur Theorie, soweit ich sie verstanden habe - ich habe auch hier bis dato sicher mehr darüber gelesen, als daß ich selbst schon praktiziert hätte ;)


Aber da sind wir dann auch schon wieder bei "meinem" Problem:
Als Kopfmensch fällt es mir relativ leicht, mir solche Dinge und "Anleitungen" durchzulesen, zu verstehen und zu wissen. Sobald es an die Umsetzung geht, passiert es mir leider noch zu oft, daß mir nach ein paar Malen der Schwung wieder verloren geht. Im Prinzip ähnlich wie bei Sportmuffeln, die mit Sport-Treiben beginnen wollen, oder Diät-Willigen, die nach zwei Wochen ohne größere Erfolge wieder die Lust daran verlieren.
Und da man nun mal auch den Erfolg von Meditationen nicht innerhalb von ein paar Tagen messen kann, ist da eben auch ein gewisser Durchhaltewillen gefordert.


Aber:
Ich hab mich jetzt schon zwei Abende in Folge gegen halb zehn / zehn für 40 Minuten ins Wohnzimmer gesetzt und mit Hilfe einer CD meditiert :)

Der große Vorteil schonmal:
Da ich direkt danach auch jeweils ins Bett bin, habe ich die positiven Sätze und Dankbarkeits-Formeln auch mit ins Bett und in den Schlaf genommen :)

Alles leider auch noch keine durchschlagenden Erfolge - mein Magen und meine Psyche sind leider trotzdem noch etwas komisch drauf. Aber der Anfang ist gemacht, und ich denke schon, daß es mir guttut und sich da mit der Zeit etwas bewegen wird.
Wenn jetzt noch 1x wöchentlich ne geführte Meditation dazukommt, sollte das eigentlich was werden.


Trotzdem: Heute Früh nach dem Aufstehen war ich kurz davor, wieder mit ner 20er Dosis Fluoxetin anzufangen... *seufz*


Es ist ein Weg :)
 
Hallo Alex,

es ist immer wieder interessant, deine Berichte zu lesen. Man merkt, dass du dich wirklich ausgiebig mit diesen Dingen beschäftigst. Ich höre dir gerne zu. Vieles kommt mir bekannt vor, manches dann auch wieder nicht.

Die Idee mit der Stressresilienz hat sich auch schon in meinem Kopf festgesetzt. Zunächst hat mich nur die Stresshormonachse wegen der Depressionen interessiert. Offenbar ist da die Wissenschaft noch nicht allzu weit vorangeschritten, was die Entstehungsgeschichte betrifft.

Ich habe mir schon mehrmals den Cortisolspiegel messen lassen . Rausgekommen ist dabei gar nichts. Die Werte lagen im Referenzbereich, was aber nicht unbedingt aussagekräftig ist. Ich glaube, man müsste da viel öfters am Tage messen. Vor allem morgens, wenn mein Tinnitus hochfährt.
Lebhaft kann ich mir vorstellen, wie du in deinem Wohnzimmer meditierend verbringst. :)

Ich bin da noch nicht so weit fortgeschritten

Mir hilft es , wenn ich mir Entspannungsmusik vom Netz herunterlade, oder wenn ich früh noch im Bett liegend, einfach nur den Amseln zuhöre, und ganz still liegen bleibe. Das geht natürlich nur im Ruhestand. Es scheint da auch faule und fleißige zu geben, manchmal singen sie früh und abends, manchmal nur ganz kurz und manchmal auch gar nicht. Im Frühjahr singen sie am schönsten. Auf was man nicht alles achtet um ins Gleichgewicht zu kommen!

Lass wieder von dir hören, bis bald

VSV
 
Ich bin da noch nicht so weit fortgeschritten
Tja, ich wünschte nur, die vergleichsweise hohe Gelassenheit, Entspannung und Zufriedenheit, die ich an den letzten drei Abenden nach der Meditation empfunden habe, würde noch ein bißchen besser durch den folgenden Tag tragen ;)
Es schwankt doch arg zwischen mittelprächtig bis haarscharf gut, nur um ne halbe oder zwei Stunden später wieder abzurutschen... Da beschleichen mich dann immer noch zu viele Zweifel, daß ich es packen werde.

Bevor ich eben mit dem Rad draußen gewesen bin, hab ich auf dem Bett erstmal ne Minute geweint. Da Frau und Sohn beim Sport waren, war ich allein, also konnte ich neben dem Weinen auch laut mit mir selbst reden. Und da kam es mitt den Tränen aus mir raus, ohne daß ich viel darüber nachgedacht hätte: "Ich hab doch nichts falsch gemacht! Ich habe doch wirklich nichts falsch gemacht!"
Und das hat auch keine innere Stimme revidiert - absoluter Einklang in mir und mit mir selbst.

=> Das ist doch, nach allem, was ich gelesen habe, nicht wirklich die Denkweise und Formulierung eines (schwer / chronisch) Depressiven, von denen die meisten erstmal davon überzeugt sind, immer alles falsch gemacht zu haben...

Also was in aller Welt stellt mir da immer wieder ein Bein?

Ich habe allen Grund, glücklich und zufrieden zu sein - das hab ich mir auch während des Radfahrens noch ein paar Mal gesagt. Und ich bin auch (wissentlich) davon überzeugt, daß das stimmt. Hier allerdings meldet sich dann in der Tat ein Stimmchen und flüstert: "Bist Du aber nicht..."

Warum...?

Vor allem: Ich bin gerade heute während eines mehrstündigen Workshops zweimal von einem externen Berater für meine Arbeit im Projekt gelobt worden ("exzellente Zusammenarbeit" !!); dabei kennt der mich persönlich gar nicht, sondern kann es nur von seinen Mitarbeitern haben, mit denen ich immer wieder zusammensitze!
Wenn also jemand, der mich praktisch nicht kennt, über Dritte so ne hohe Meinung von mir hat - und davon abgesehen ansonsten keinen besonderen Grund hat, mich zu loben; er ist ein Externer, der nach dem Projekt den nächsten Kunden hat -, dann mache ich wohl ne ganze Menge richtig :)

Warum drückt mein Bauch trotzdem auch seitdem noch; warum muß ich Zuhause erst ein paar Tränchen weinen; warum bin ich auch jetzt noch nicht gänzlich entspannt und zufrieden...? *Kopf-kratz*

Die Psyche ist echt ein merkwürdig Ding...


BTW:
Kann es übrigens sein, daß ein medizinisch begründbarer Zusammenhang zwischen dem Absetzen des Fluoxetin / SSRI vor nun neun Wochen und dem wieder etwas zugenommenen Magenbeschwerden seit 1-2 Wochen besteht?
Ich hab zwei Jahre lang - nämlich während der Fluoxetin-Einnahme - praktisch keine Pantoprazol gebraucht; höchstens punktuell 2-3x im Jahr für 2-3 Tage oder so.
Jetzt nehme ich sie schon seit über einer Woche; richtig weg geht das Drücken und Unwohlsein aber nicht.
Natürlich sicher auch so ne Sache, die mir aktuell Sorgen macht, je länger sie andauert... *seufz*


Wünsche euch trotz alledem einen schönen Abend :)
Will mal sehen, daß ich mich noch ne halbe Stunde in den Garten begeben und lese.
Morgen Nachmittag ist Kindergeburtstag im Zoo ;)

Alex
 
Moin Alex,

das ist interessant, bei manchen Antidepressiva hatte ich auch den Eindruck dass sie dem Magen gut tun.
Irgendwo müssten AD ja auch eine beruhigende Funktion haben, die sich sicher auch auf die Magensäure auswirken kann, besonders wenn sie auch eine dämpfende Wirkung haben wird ja auch der Organismus gedämpft.
Mit weniger Stress wird das Essen besser gekaut, verdaut, der Magen krümmt sich nicht ständig vor lauter Gedanken...............

Ich habe sehr, sehr lange Pantoprazol und Co, genommen.
Irgendwann hat es nicht mehr gewirkt, alles war eher noch schlimmer.
Nun habe ich mich natürlich etwas damit auseinandergesetzt, gerade weil mein Magen Amok gelaufen ist als ich die Mittel ausgeschlichen habe, Magensäure schlimmer als je zuvor und es war ein ewiges hin und her.

Es scheint so zu sein, dass die Magensäure zum teil neutralisiert wird, der Magen aber irgendwann beginnt dies mit mehr Magensäure auszugleichen.
Logo, er braucht nun mal eine bestimmte Menge um ordentlich verdauen zu können, er produziert also so viel Magensäure bis das neutralisieren nicht mehr so wirkt, wie in der ersten Zeit.
Die Folge ist dass du bei Absetzen erst einmal mehr Probleme hast, es wird mehr Magensäure produziert als zuvor (um die Wirkung des Medi auszugleichen), das bleibt auch noch eine Weile so, du bekommst das Gefühl wieder das Medi nehmen zu müssen und dass sich alles verschlimmert hat.
Von der Wirkung auf die Knochen mal ganz zu schweigen, sind diese Mittel nicht so harmlos wie manch Arzt uns sagt, ich denke die wissen es dann auch wirklich nicht besser.

Ich versuche es mittlerweile mit anderen Mitteln, wenns schlimm ist auch mal Natron.
Ich denke da fährt man auf Dauer besser mit, nur gelegentlich was zu nehmen und was dann auch nur einen begrenzten Zeitraum wirkt, nicht gleich 24Std., so wird die Magensäureproduktion nicht rund um die Uhr beeinflusst.
Sicher, wenn Entzündungen u.ä. entstehen, dann dürfte eine zweiwöchige Einnahme auch sinnvoll sein, alles andere halte ich mittlerweile für zu sorglos.

Ich will dich nicht verunsichern, weiß auch nicht ob meine Schlussfolgerungen wirklich treffend sind.
Ich weiß aber noch dass du mit dem Absetzen genauso Schwierigkeiten hattest, deshalb mein Beitrag.

Viel Spaß im Zoo.
 
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