Danke für die Antworten
Ich fühle mich jetzt den dritten Tag in Folge ziemlich neben der Spur. Komme kaum von den Gedanken an die Ängste, die Ursachen und den Befürchtungen, daß das nicht besser wird, weg.
Die Angst kriecht schon morgens im Bett mit dem Aufstehen langsam hoch, und ich fühle mich lustlos, unmotiviert und hab Bock auf praktisch gar nichts. Vorbei die zwischenzeitliche Motivation der vergangenen Monate, in denen mir alles etwas leichter von der Hand gegangen ist. Zwischendurch kommt zwar immer mal wieder für nen Augenblick ein bißchen Interesse und Motivation für ein Thema durch - verpufft aber meistens Sekunden später schon wieder. Ich sitze im Prinzip nur da und versuche den Tag rumzukriegen...
Leider habe ich Ihre Antwort, Hr. Dr. Riecke, erst zu spät gelesen:
Hatte gestern Abend noch mit meiner Frau gesprochen und ihr gesagt, daß es mir wieder arg kippliger geht. Ich hatte ihr dann natürlich auch von dem Vorschlag meines Psychiaters erzählt, das alles zu versuchen zu timen. Sie meinte daraufhin auch, daß ihr das eigentlich nicht recht wäre, weil es sie unter Streß setzen würde.
Allerdings zeigte sie ansonsten sehr viel Verständnis und Liebe für meine Situation und meinte mehrfach, ich solle mir Zeit lassen. Es ginge hier nicht darum, einen Spurt bis zu irgendeiner Ziellinie durchzuhalten - andere Dinge im Leben wären (ihr) wichtiger. Das hört sich schonmal gut an und besser als von mir zunächst befürchtet.
Auch heute Morgen war ihre Stimmung gut und liebevoll
Trotzdem - die anfängliche, leichte Erleichterung von gestern Abend ist mittlerweile wieder verschwunden; ich krieg dieses Gefühl einfach nicht aufrechterhalten.
Und was meine positive Einstellung angeht:
Jetzt, wo ich sie selbst am nötigsten gebrauchen könnte, krieg ich sie mal wieder kaum zu packen. Ich halte zwar kognitiv dagegen, so gut es geht. Aber es ist wieder so mühsam wie seit Urzeiten nicht mehr.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch tun soll:
Mein Therapeut sagt, das Fluoxetin sei nur Placebo gewesen und ich solle es aushalten lernen. Mein Arzt hat seine Zweifel daran, daß ich es schaffen werde. Meine Frau sagt, ich würde es auch ohne Medikament schaffen - sie hätten mich nur gedämpft. Ich sei stark, ich hätte schon so viel allein geschafft, ich sei auf dem richtigen Weg, und ich würde das packen.
Ich selbst will mich nur einfach wieder "normal" fühlen, wenigstens so, wie die meiste Zeit in den vergangenen Monaten. "Ich kann damit nicht umgehen", sagt der verzweifelte Teil in mir. "Natürlich kann ich damit umgehen", antwortet der kognitive Teil, und ich spüre einen Hoffnungsschimmer. "Ich schaffe das nicht", resigniert der verzweifelte Teil - und der Hoffnungsschimmer ist wieder futsch.
Es war auch mit 30-40 mg Fluoxetin sicher nicht optimal "wie früher" - aber wenigstens um einiges besser als jetzt.
Ich bin mal wieder zutiefst verunsichert und zweifle permanent an mir selbst.
Meine Frau meinte gestern Abend - nicht zum ersten Mal -, es wäre die Schuld meiner Eltern gewesen:
Auf der einen Seite ein häufig genug cholerischer Vater, der mich zwar liebt und immer geliebt hat, dem ich es aber nie so 100% recht machen konnte - immer sollte ich noch ne Schippe draufpacken; selbst bei ner 1 in der Schule gab's maximal ne sehr knappe verbale Anerkennung mit nem Lächeln.
Auf der anderen Seite eine Mutter, die mit der Zeit zunehmend manipulativ uns Kindern gegenüber wurde, um von uns die Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen, die sie von meinem Vater irgendwann nicht mehr bekam. Dann das rebellische Aufbegehren meines einen Bruders, das heftigsten Krach in der Familie provozierte, meinen Vater und meine Mutter entzweite, so daß ich wohl mit den Jahren gelernt habe, daß so ein Verhalten nur Ärger einbringt.
Im Ergebnis, sagt sie, stünde dann ein Mensch, der nie gelernt habe richtig selbständig zu sein und seinen Weg zu behaupten und stattdessen überangepaßt ist.
Daß es dann früher oder später immer stärker in mir rebellieren und kochen würde, sei absolut verständlich...
Sie hat sich darüber wohl auch mit ihrer Therapeutin unterhalten, die das ganz genauso sieht.
Ich solle das Thema mal mit meinem Therapeuten besprechen.
Hab ich ja hier und da auch schon in Ansätzen gemacht... nur scheine ich meinen Groll über all das und alles übrige so dermaßen tief in mir zu vergraben, daß ich da nicht vernünftig drankomme. Jedenfalls nicht auf normalem Weg, sondern maximal indirekt über Nervenzusammenbrüche und extreme Ausraster alle Jubel Ostern einmal, die dann natürlich meine Umwelt komplett schockieren. Und mich wieder verunsichern und darin bestätigen, daß so ein Verhalten nicht richtig sei...
Ich will's mal dabei belassen für den Moment. Werde mir jetzt mal nen kleinen Kaffee kochen und nen Apfel essen; wird bestimmt auch langsam wieder besser im Verlauf des Tages. Auch, wenn meine Gedanken sich in der letzten halben Stunde hier auch wieder mit dem Thema beschäftigt haben, so hilft das Schreiben doch, sie ein wenig zu konzentrieren.
.... und schon kommt wieder die Angst hoch, etwas falsch gemacht zu haben ...
So ein MIST!!!