Hallo, liebe Romantik!
Wenn ich das richtig verstanden habe, fühlen Sie sich als Versager, weil Sie es nicht geschafft haben, Ihren Partner so zu stärken, dass er trotz Alzheimer sein Leben schafft? Dazu kommt noch, dass Sie Ihr Leben auch mit großer Anstrengung selber bewältigen? Und Sie hadern mit Ihrer Situation, weil Sie im Grunde ja nun auch einen wichtigen Menschen, der an Ihrer Seite lebt, loslassen müssen?
Das ist ein großer Berg, der da vor einem steht und man weiß nicht, wo soll man anfangen, damit man sich wieder zurecht findet. Ich gehe davon aus, dass Sie therapeutische Unterstützung haben und eventuell wenden Sie sich zusätzlich auch an eine Beratungsstelle für Demenzkranke und ihre Angehörigen und an eine Angehörigengruppe.
Würden Sie sich auch als Versager fühlen, wenn Ihr Partner eine schwere körperliche Krankheit bekommen hätte, z.B. Krebs? Wahrscheinlich nicht. Die Demenz wirkt sich zwar auf die Persönlichkeit aus, ist aber ebenfalls ein organische Störung, auf sie man nur wenig Einfluss nehmen kann. Die einzige Chance, die der Patient und die Angehörigen haben, ist eine Betreuung von möglichst vielen Mitwirkenden, ganz besonders dann, wenn es sich wie bei Ihrem Partner um so einen jungen Menschen handelt, leider wirkt sich die Krankheit da oft stärker aus. Ihn alleine zu behandeln wäre so, als würden sie einen Krebspatienten selber operieren. Deshalb ist der Umzug ins Heim auch wahrscheinlich die EINZIGE Option für Sie beide, es sei denn, es gäbe ein groooooßes Netzwerk an Familie und Freunden … und … und …
Dieses Wissen macht die räumliche Trennung sicher nicht leichter. Nehmen Sie in der Zeit auch für sich alle mögliche Hilfe in Anspruch.
Aus den wenigen Zeilen, die Sie schreiben, kann man ja nicht viel herauslesen, um wirklich etwas Hilfreiches zu sagen, aber allgemein denke ich, dass es immer das Beste ist, nicht alleine zu bleiben mit dem Problem und nur selber Betroffene können verstehen, was das heisst. Deshalb wäre aus meiner Sicht die Angehörigengruppe der wichtigste Aspekt bei der Bewältigung und zusätzlich sollten sie eine Freizeitbeschäftigung suchen, die Sie auch mal vom Thema ablenkt, denn nur dann können sie regenerieren, um Ihrem Partner in seiner neuen Situation zu helfen.
Ich stehe ja auf anderer Ebene auch vor dem Schritt, meine Mutter in fachliche Betreuung zu geben. Da denke ich auch, ich habe es nicht geschafft, sie davor zu bewahren. Und ja, das ist so, doch ist das schlimm? Nein! Ich bin ein Mensch, ich habe begrenzte Kräfte, ich bin nicht perfekt und muss auch nicht perfekt sein. Aber ich kann sie in der neuen Situation nach Kräften begleiten. Sie kann froh sein, dass sie mich hat. Es gibt genug Kinder, die ihre Mutter niemals so betreut hätten wie ich.
Und auch Sie haben eine sehr schwierige Situation bisher durchgestanden, wo andere sicher viel früher aufgegeben hätten. Es wird nicht einfach, weil die Krankheit nicht einfach ist, doch er wird hoffentlich dort gut betreut und Sie können mit ihm Zeit verbringen, ohne die Last der Verantwortung alleine tragen zu müssen. Leider, ja, es ist auch eine Form der Trauerarbeit, die man da erlebt.
Ich hoffe, es war etwas Hilfreiches für Sie in meinen Überlegungen.
Viel Kraft, Eva Franziska