RE: Aloe vera - mehr Schaden als Nutzen
RE: Aloe vera - mehr Schaden als Nutzen
Schön, dass Sie das Ganze nochmals aus Ihrer Sicht kommentiert haben, denn Sie bestätigen im Wesentlichen das, was in dem Link zu lesen ist.
http://www.science-at-home.de/referate/aloe.php
Im einzelnen:
Sie schreiben:
"Ich trinke bereits seit fast zwei Jahren Aloe Vera Gel und ich bin ziemlich gesung und munter. Ich verspüre eher einen Nutzen als einen Schaden."
Das entspricht genau der Vermarktung dieses Produkts. Der persönliche Erfahrungsbericht steht im Vordergrund, damit man nicht mit dem Gesetz in Konflikt gerät:
(Aus dem Link

"Die Realität sieht so aus, dass die am Verkauf beteiligten MLM-Firmen bewusst vermeiden, jede therapeutische Wirkung direkt zu erwähnen, um nicht zur Zielscheibe der Behörden zu werden. Man beruft sich stattdessen auf die Erfahrungen der Kunden und überlässt die Anpreisung des Produkts den ahnungslosen Händlern an der untersten Stufe der Pyramide (s.o.). Statt eindeutiger Produktbeschreibungen, wie man es vom Beipackzettel gewohnt ist, vertrauen [sie] auf Zeugnisse’ und ermuntern die Menschen, ihre Produkte zu versuchen und jede möglicherweise auftretende Verbesserung schriftlich festzuhalten und der Firma als testimonial’ mitzuteilen. [8]"
Weiter schreiben Sie:
"Was Du hier beschreibst trift nicht auf das von mir verwendete Produkt zu. Da hier keinesfalls das abführende Alolin drin enthalten ist."
Dazu im Link:
"Prinzipiell werden zwei Rohstoffe aus Aloe gewonnen: Aloe-Gel, ein visköser Schleim, aus dem Mark der Blätter und Aloe-Latex bzw. Aloe-Saft, ein bitter schmeckendes Exsudat, aus der Blattrinde. Während die reinen Bestandteile von Aloe-Gel Kohlenhydratpolymere wie Glukomannane[3] (seit Mitte April 2002 in Gelee-Süßwaren wegen Erstickungsgefahr verboten) oder Pektinsäure[3] wenig Grund zur Bedenklichkeit geben, enthält der Aloe-Vera-Saft Anthrachinonglykoside (Aloin A und B), die bei Überdosierung zu Mikroblutungen im Verdauungsbereich führen können. Die Anthrachinone oder Anthranoide können bei Daueranwendung zu schweren Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes führen. Da die Aloine eine Wirksamkeit im untersten Milligrammbereich zeigen, ist von Anwendung des Aloe-Saftes abzuraten. Darüber hinaus werden Aloine als mutagen und kanzerogen eingestuft."
Und weiter:
"Einige Hersteller geben zwar an, Aloine abzutrenen, geizen aber mit Informationen über technische Details. Neben den Spuren von Aloinen verderben Aloe-Gel-Präparate ziemlich schnell und können deshalb Verunreinigungen durch Keime enthalten. Um Aloe für die Verwendung haltbar zu machen, greifen die Hersteller wohl oder übel auf Konservierungsstoffe zurück. (Natrium-Benzoat (Benzoesäure, E 211) oder Kaliumsorbat (E 202). Beide können bei empfindlichen Personen allergieauslösend sein.) Unter dem Aspekt, ein Naturprodukt zu vertreiben, hätte der Verbraucher ein Recht darauf, es zu erfahren. Auch die vielgerühmten Vitamine und Mineralstoffe sind allenfalls nur in Spuren vorhanden, und die Behauptung, Aloe enthalte kein Cholesterin, trifft auch auf alle Pflanzen zu. [10]"
Ich nehme daher an, dass Sie das Gel nehmen. Dennoch konsumieren viele den Saft und somit hat die Warnung vor dem Schaden doch auch seine Berechtigung.
Sie schreiben weiter:
"Da es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel handelt und nicht um eine Arznei unterliegt es auch keiner medizinischen und wissenschaftlichen Studien. "
Für Nahrungsergänzungsmittel muss kein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden. Müsste dieser erbracht werden, sähe es schlecht für die Aloe vera Produkte. Im Link steht dazu:
"Laut arznei-telegramm gibt es lediglich fünf [!] randomisierte kontrollierte Studien zu Aloe Vera. Bei der Behandlung von Druckulzera wirkt Aloe-Gel in einer Studie mit 49 Patienten nicht besser als in Kochsalzlösung getränkte Gaze. Als Zusatz zur Standard-Wundversorgung scheint es den Heilungsprozess nach einer Untersuchung mit 40 Patienten sogar zu hemmen[!] Vorbeugend bei perkutaner Strahlentherapie aufgetragen, ist Aloe-Gel bei 194 Brustkrebspatientinnen im Vergleich mit Plazebo in allen geprüften Endpunkten (Schweregrad, Dauer, Zeit bis zur Manifestation der Strahlendermatitis) ohne Nutzen. Eine nachgeschobene Studie mit 73 Patienten vermag das Ergebnis nicht zu widerlegen [5]"
Im übrigen ist es fraglich, ob der Vertrieb als Nahrungsergänzungsmittel rechtens ist:
"Aloe Vera wird von vielen Distributoren als Nahrungsmittelergänzung bzw. Vitalgetränk vertrieben. Das widerspricht jedoch oft dem Inhalt ihrer Werbung, in der die Eigenschaften der Pflanze eindeutig medizinischen Charakters sind. Fakt ist aber, dass der Aloe Vera Saft und Gel in Deutschland vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) - jetzt Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) - aufgrund ihrer Zweckbestimmung als Arzneimittel eingestuft werden. [5] Da eine Zulassung als Arzneimittel für die Produkte in Deutschland nicht existiert, wird versucht, Aloe als Lebensmittel absetzen. [6] Jedoch: Für Lebensmittel und auch Nahrungsergänzungsmittel darf nicht mit irreführenden Angaben, Darstellungen oder Aussagen geworben werden. Laut Europäischer Arzneimittel-Richtlinie 65/65/EWG gilt: Wer Lebensmittel mit heilenden oder vorbeugenden Aussagen in den Verkehr bringt, erklärt diese automatisch zu Arzneimitteln und ist dann für das illegale In-Verkehr-bringen von Arzneimitteln zur Rechenschaft zu ziehen. [7] Es ist zweifelhaft, dass es den Vertriebsmitarbeitern, vom Verbraucher ganz zu schweigen, die Problematik bewusst ist.
Gibt es Nebenwirkungen zu befürchten?
Lebensmittel dürfen im Allgemeinen über keine nachgewiesenen unerwünschten Nebenwirkungen verfügen. Also versucht man Aloe als solches zu vermarkten. (s.o.) Der Widerspruch liegt hier auf der Hand: einerseits schreiben die Hersteller und Vertreiber der Pflanze über 300 medizinisch relevante Wirkstoffe zu, die gegen allerlei Leiden wirksam sein sollen und die Pflanze dabei so harmlos wie Kopfsalat ist. Andererseits ist der Segen der Menschheit und Heiliger Gral der Medizin lediglich "Vital-" oder "Fitnessgetränk", das dazu noch auf solch eine uneffektive Art und Weise vertrieben wird."
Und Sie fragen:
"Denn wenn es so schädlich wäre würden wohl kaum 7,5 Millionen zufriedene Kunden weltweit immer wieder bestellen bei dieser Firma. Die im übrigen 80 % Nachkaufsrate hat, gerade weil die Kunden zufrieden sind. Zudem gewährt die Firma ein 90 tägiges Rückgaberecht auf alle Produkte. Wenn das alles so schlecht wäre, wieso besteht die Firma denn schon 26 Jahre?"
Tja, wenn einem nicht viel fehlt, kann man sich allerhand einbilden. Das "Einbilden" ist auch nicht nur negativ zu sehen, denn Studien belegen, dass der Placeboeffekt tatsächlich zu einer Verbesserung verschiedener Leiden führen kann. Man muss eben dran glauben. Trotzdem ist es aber so, dass bestenfalls dann nicht Aloe vera wirkt - jede andere Placebogabe (z.B. eine Zuckerpille, von der man annimmt, dass sie einen Wirkstoff enthält) würde genauso wirken.
Aber aus dem oben genannten und hier in Teilen zitierten Link geht eben auch hervor, dass es zu Hemmung (!) der Wundheilung kommen kann und eine Wirkung bestenfalls genauso gut wie ein Placebo oder eine einfache Standardtherapie (Kochsalzlösung bei Wunden) ist. Es gibt keine Studie, die eine Wirksamkeit besser als Placebo oder Standardtherapie nachweist.
Man sollte sich wirklich mal den Link durchlesen, er ist sehr informativ, auch was den Vertriebsweg dieser Produkte angeht. Vielleicht geht hier so manchem ein Licht auf. Und vielleicht kann man dann besser entscheiden, ob man für so etwas so viel Geld ausgeben will.
Und vielleicht kommt der eine oder andere dann zu dem Schluss, dass es besser ist, sich etwas Schönes zu kaufen, Essen zu gehen oder sich sonst etwas zu gönnen. Das kann auch zu einem besseren Befinden führen ...
Es geht immerhin um recht viel Geld. 1 Liter für 90 Euro, wobei man schon mal durchaus 100ml pro Tag verbraucht.
Fazit des verlinkten Beitrags:
"Da es keinen Wirksamkeitsnachweis für Aloe-Vera-Erzeugnisse gibt, und Studien und Dokumentationen der US-Gesundheitsbehörde mehr Schaden als Nutzen belegen [11], ist von der innerlichen Einnahme von aloehaltigen Erzeugnissen dringendst abzuraten. Auch die Verwendung als Laxans lässt sich wegen des kanzerogenen und genotoxischen Potenzials allerdings nicht rechtfertigen. [5]"
(Literaturangaben im Link)