RE: D.Glöckner! Brustentfernung als Vorsorgemaßnah
RE: D.Glöckner! Brustentfernung als Vorsorgemaßnah
Hallo,
ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen haben, aber so ganz korrekt sind sie leider nicht.
Brusterhaltend operierte Frauen haben mit einer Bestrahlung der verbliebenen Brust die gleichen Heilungschancen, wie Frauen, denen die Brust vollständig entfernt wurde. Das ist korrekt, wenn es sich um einzelne Tumore handelt.
Sind es mehrere in der Brust, noch dazu an unterschiedlichen Stellen, dann sollte man die Brust nach wie vor vollständig entfernen, da diese multizentrischen Karzinome sonst eben nicht ausreichend behandelt sind.
Auch bei sehr großen Tumoren sollte man eher dazu greifen.
Allerdings haben brusterhaltend operierte Frauen ein etwas erhöhtes Rezidiv-Risiko, was sich aber nicht auf das sogenannte Gesamtüberleben auswirkt.
Daher sind die Heilungschancen eben schon identisch.
Die Sache mit der prophylaktischen Mastektomie stimmt leider so nicht!
Prophylaktische bilaterale Mastektomie und Ovarektomie
Die Brustamputation (Mastektonomie) ist eine präventive Maßnahme, die bei familiärem Risiko und auf Wunsch der Frau durchgeführt wird. Die größte retrospektive Analyse von Hartmann et al (2001) wies nach 13,4 Jahren mittlerer Nachbeobachtungszeit (5,8-28,5) kein Mammakarzinom in der Gruppe der operierten Frauen auf. Für Mutationsträgerinnen wird durch die prophylaktische bilaterale Mastektomie somit eine Risikoreduktion von 89.5-100% erwartet.
Allerdings bestätigen nur wenige prospektiv erhobene Daten in vergleichbaren Risikokollektiven diesen aus retrospektiven Analysen errechneten Nutzen der Mastektomie.
Trotz des nachgewiesenen Vorteils der prophylaktischen Mastektomie wählen lediglich 10% der ratsuchenden Frauen diese Option. Die Entscheidung für diese Möglichkeit ist mit starker Brustkrebsangst korreliert und nicht mit den objektiven Risikoparametern. Bei Mutationsnachweis entscheiden sich 17% der Frauen für eine Mastektomie und 33% für eine Ovarektomie, 35% sehen die prophylaktische Ovarektomie und 76% die Ovarektomie zumindest als wichtige Option an.
Das National Institute of Health Consensus Development Panel empfiehlt Frauen bei ausgeprägter familiärer Ovarialkarzinombelastung nach abgeschlossenem Kinderwunsch die prophylaktische Ovarektomie. Allerdings muss einschränkend erwähnt werden, dass 10 (23%) von 43 prophylaktisch ovarektomierten Frauen dennoch erkranken.
(Quelle:
www.brustkrebsvorbeugen.de)
Dazu kann ich nur auf aktuelle Studien verweisen:
Prophylaktische Mastektomie bei Patientinnen mit einer pathogenen BRCA-Mutation.
Nach einer ersten Studie 1999 nun die zweite, die zeigt: umstritten aber wirksam! Patientinnen mit BRCA-Mutation tragen ein lebenslanges Risiko eines invasiven Mammakarzinoms von 55 - 85%.
76/139 BRCA-Patientinnen entschlossen sich zu einer prophylaktischen Mastektomie, 63/139 wurden regelmässig kontrolliert.
Bei einem mittleren Follow-up von 2,9±1,4 Jahren wurden in der mastektomierten Gruppe keine, in der Beobachtungsgruppe über 3,0±1,5 Jahre 8 Mammakarzinome beobachtet.
Eindrücklich - aber Langzeitresultate
sind unumgänglich. Alternative?: Ovarektomie
plus Tamoxifen plus engmaschiges Screening.
( Meijers-Heijboer H et al. Breast Cancer after
prophylactic mastectomy in women with a
BRCA1 or BRCA2 mutation. N Engl J Med
2001;345:159–64 / Editorial 207–8.)
http://www.medknowledge.de/abstract/med/med2004/04-2004-18-prophylaktische-mastektomie-da.htm
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=15488
Original-Abstract:
http://www.jco.org/cgi/content/abstract/JCO.2004.04.188v1 (in englisch)
Results: Breast cancer was diagnosed in two (1.9%) of 105 women who had bilateral prophylactic mastectomy and in 184 (48.7%) of 378 matched controls who did not have the procedure, with a mean follow-up of 6.4 years. Bilateral prophylactic mastectomy reduced the risk of breast cancer by approximately 95% in women with prior or concurrent bilateral prophylactic oophorectomy and by approximately 90% in women with intact ovaries.
Conclusion: Bilateral prophylactic mastectomy reduces the risk of breast cancer in women with BRCA1/2 mutations by approximately 90%.
weitere Publikationen:
http://www.jco.org/cgi/content/full/22/6/981
http://www.uni-wuerzburg.de/humangenetics/brustkrebs/gynaekologie.html
ein Erfahrungsbericht:
http://www.medizin-2000.de/streitpunkt/leserbriefe/mastektomie_dt.html
Sie sollten also nicht nur mit Studien argumentieren, sondern diese auch nennen.
Dass das Thema nicht unumstritten ist, ist völlig klar. Und ich bin sicher kein ausgesprochener Befürworter solch radikaler Lösungen.
Aber um objektive Zahlen kommt man nicht herum!