meist Kochsalz
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Normale Biologie der Scheide
Normalerweise findet sich in der Scheide Flüssigkeit. Sie setzt sich aus Zervixschleim, abgeschilferten Plattenepithelien der Scheidenhaut und einem "Transsudat" zusammen. Dabei handelt es sich nicht um eine Sekretion, sondern um eine von der Durchblutung der Scheidenwand abhängige Transsudation durch porenähnliche Spalten. Für eine Sekretion fehlen in der Scheidenhaut die Drüsen. Pro Tag werden etwa 2-5 g Transsudat gebildet, bei sexueller Erregung kann die Flüssigkeitsmenge auf über das Dreifache ansteigen. In gleicher Weise wie die Transsudation ist eine Resorption von Flüssigkeit, aber auch von Medikamenten, chemischen Substanzen und Hormonen durch die Scheidenwand möglich. Die Vorgänge sind auch vom Elektrolytgehalt abhängig. Mit dem Transsudat werden Elektrolyte, besonders Kalium, aber auch Harnstoff, freie Fettsäuren, verschiedene Proteine und Immunglobuline sowie immunkompetente Zellen abgesondert. In der Scheide besteht so ein sekretorisches Immunsystem, das durch Östrogene kontrolliert wird.
Die Biologie der Scheide wird dadurch garantiert, daß das unter dem EinfluB der Östrogene in den Plattenepithelien der Scheidenhaut gebildete Glykogen durch fermentative Wirkung zu Zucker (Maltose und Dextrose) abgebaut und der Zucker zu Milchsäure (ph - 4) vergoren wird. Das saure Milieu ist die Voraussetzung für das Vorhandensein der Döderlein-Bakterien (Laktobazillen), die die Vergärung der Zucker zu Milchsäure fermentativ beeinflussen
Die schlanken, grampositiven Döderlein-Bakterien veranlassen also sowohl die Auflösung der abgeschilferten Oberflächenepithelien (bakterielle Zytolyse) als auch die Milchsäurebildung aus Dextrose und Maltose.
Laktobazillen sind Bakterien, die gut in relativ saurem Milieu wachsen und selbst viel Säure bilden. So herrschen bei einem pH von 4,0 bis 4,5 nur Laktobazillen in hoher Keimzahl in der Scheide vor, während andere Bakterien zwar vorkommen, meist aber nur in geringer Keimzahl.
Moderne Untersuchungsmethoden haben gezeigt, daB auch bei beschwerdefreien Frauen eine Vielzahl von verschiedenen Bakterien in Vagina nachweisbar ist. Dabei gelang es in sondere, verschiedene Anaerobier nachzueisen Entscheidend ist jedoch die in der Rege ringe Keimzahl. Solange eine gut funktionierende Laktobazillenflora vorhanden ist, komnt es meist zu keiner stärkeren Vermehrung auch eingebrachter Keime. Selbst pathogene Keime wie Neisseria gonorrhoeae oder Trichomonaden können ohne Symptomik und ohne Aszension in geringer Keimzahl persistieren. So hat die normale Scheidenbiologie eine hohe Schutzfunktion
Auch unter normalen Bedingungen fi sich in der Scheide eine weiße Flüssigkeit. Dieser normale Fluor ist körnig, formbar und besteht aus abgeschilferten Vaginalepithelzellen Laktobazillen. Er ist geruchsneutral, hat einen pH Wert zwischen 3,8 und 4,5 und enthält nur vereinzelt Leukozyten.
Für die Mikroökologie der Vaginalflora damit der pH-Wert und der Glykogengehalt der Vaginalepithelien von entscheidender Bedeutung. Diese und die Art der Keime können durch viele Faktoren gestört bzw. beeinflusst werden. In der Kindheit und im Senium, auch im Wochenbett vermehren sich die Lactobazillen wegen des Östrogenmangels nicht selektiv. Statt dessen finden sich Bakterien der Haut- und des Perianalbereiches in geringer Keimzahl. Unter normalen Bedingungen bestehen außerdem Antagonismen und Synergismen zwischen den verschiedenen Keimen. Auch dieses Gleichgewicht ist vielerlei Störungen zugänglich.
Die Vaginalflora kann durch eine Antbiotikatherapie, durch das sexuelle Verhalten, Verhütungsmethoden und vieles andere beeinflusst werden. Ist es erst einmal zu einer Störung der Vaginalflora mit einem Anstieg des pH-Wertes gekommen, vermehren sich viele andere Keime. Das bedeutet aber auch, dass z. B. bei einer selektiven Antibiotikatherapie z. B. mit dem gegenn Anaerobierkeime wirksamen Metronidazol nicht nur diese, sondern auch nicht Metronidazo1 empfindliche Keime dadurch verschwinden können, sodass sich die Laktobazillenflora regeneriert.
Subjektiv von großer Bedeutung ist für die Frau ist der Feuchtigkeitsgehalt der Scheide.
Ein zu geringer Feuchtigkeitsgehalt der Scheide findet sich im Zusammenhang mit krankhaft gesteigerten Involutionsprozessen kurz vor, besonders aber nach der Menopause. In solchen Fällen oder auch bei mangelhafter Sekretion der Vestibulardrüsen ist die Verordnung eines Östrogenpräparates von oder einer östrogenhaltigen Salben u. a. zu erwägen
Ein zu hoher Flüssigkeitsgehalt in der Scheide hängt von vielen Faktoren ab: von der Menge der transsudierten Flüssigkeit, von der Durchblutung der Scheidenwand, vom Grad der Rückresorption und damit vom Alter, von der Zyklusphase (mehr um die Zeit der Ovulation) und der psychischen Situation der Frau.
Weiterhin hängt es davon ab, wie viel Sekret aus der Zervix, dem Corpus uteri und den Tuben in die Scheide fließt. Überschreitet die Gesamtmenge der Flüssigkeit das, was die Frau als "normal" empfindet, so spricht man von Fluor genitalis. Einerseits gibt es kaum Möglichkeiten, die Flüssigkeitsmenge zu messen und dadurch objektive Anhaltspunkte zu gewinnen, andererseits wird jede Frau aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, aus ihrem persönlichen Reinlichkeitsgefühl und ihrer subjektiven Empfindlichkeit die austretende Flüssigkeit als normal, vermehrt oder vermindert empfinden. Dadurch kommen dem Fluor genitalis ganz verschiedene Wertigkeiten zu, die im einzelnen kaum festgelegt werden können.
Neben physiologischen Schwankungen und den Empfindungen der betroffenen Frau kann jeder Fluor genitalis Ausdruck eines krankhaften Prozesses im Bereich der Vulva, der Vagina, der Zervix, des Korpus und der Tuben sein. Je nach der Herkunft der Hauptmenge unterscheidet man einen sog. vestibularen oder vulvären, einen vaginalen, einen zervikalen, einen korporalen und einen tubaren Fluor.
Vestibularer oder vulvärer Fluor
Die von der Patientin beklagte Vermehrung des Flüssigkeitsabganges aus der Scheide kann auch aus dem Bereich der Vulva und des Vestibulum vaginae kommen. Im Gegensatz zur Vagina weist die Vulva Schweiß-, Talg- und Schleimdrüsen auf, die durch nervöse Reize zu vermehrter Produktion angeregt werden können. Durch den besonderen Nervenreichtum der Vulva rufen zusätzlich selbst geringe Flüssigkeitsmengen bei entsprechender Reaktionslage des Gesamtorganismus ein stärkeres Feuchtigkeitsgefühl hervor. Weiterhin kann es in den Buchten und Spalten der Vulva zur Zersetzung der Sekrete höherer Genitalabschnitte kommen, die sekundär zu Entzündungen führen. So kann man einen funktionellen
oder nervösen Fluor der Vulva von einem solchen bei Vulvitis und bei Erkrankungen höherer Genitalabschnitte unterscheiden.
Beim funktionellen Fluor handelt es sich um eine vermehrte Abgabe von Sekreten aus den verschiedenen Drüsen der Vulva. Anlass sind meistens sexuelle Erregungen oder erotische Vorstellungen. In den wässrigschleimigen Absonderungen fehlen zunächst zelluläre Elemente. Meistens klagen die Patientinnen nur über ein vermehrtes Feuchtigkeitsgefühl, selten über Juckreiz. Entzündungserscheinungen, die normalerweise fehlen, können jedoch sekundär auftreten.