Das übliche ...
Das übliche ...
Das übliche Gepoltere über die "Schulmedizin" .... - kennen wir ja schon zu Genüge von Pudelwohl und Co ...
Wer hier der Dogmatiker mit Tunnelblick ist und wer nicht über den Tellerrand sieht - diese Diskussion erspare ich mir hier.
Zwei Dinge möchte ich jedoch klarstellen.
Zum ersten ist es ganz und gar nicht so, dass "Schulmediziner" nicht den ganzen Menschen sehen, sondern nur den Tumor. Nur meinen Leute wie Pudelwohl immer, ganzheitliche Betrachtung der Patienten sei etwas, was Heilpraktiker und Co. gepachtet haben. Das ist absurd. Und beleidigend für seriös arbeitende Ärzte.
Zweitens (Zitat Pudelwohl):
"Die wissenschaftliche Evaluierung von Therapien ist immer an kommerzielle Interessen geknüpft weil sie viel Geld kostet"
Deshalb ist es sinnlos auf wissenschaftliche Studien zu für einfache, billige, natürliche und nebenwirkungsarme Therapien zu warten, denn diese wird es nicht geben. "
Man kann fast nehmen, wen man will, so etwas oder ähnliches wird immer wieder behauptet. Yvonne Wussow z.B. schrieb:
"Leider wissen nicht nur zu wenige Patienten von neuen Therapien, sondern auch zu wenige Ärzte, weil die Krebsmafia kein Interesse daran hat, sie zu veröffentlichen.
Warum auch – verdient sie doch mit den herkömmlichen Therapien, die sich seit Jahrzehnten kaum geändert haben, jährlich Milliarden."
Kennen wir alles. Da wird immer so getan, als stünde auf der einen Seite die böse Pharmamafia, die alles unterdrückt, und auf der anderen Seite die guten Heilpraktiker und "Alternativ"-Medizin.
Ich nehme mal zwei Beipiele heraus, um hier einiges klarzustellen. Es ist absurd zu denken, denen gehe es nicht ums Geld. Und der Patient sollte wissen: Diese Leute kassieren, ohne, dass es einen Wirksamkeitsnachweis gibt. Folgerichtig gibt es übrigens Gerichtsurteile, die zu der Auffassung gelangen, dass man ohne diesen entsprechenden Hinweis von den behandelnden Ärzten solche Rechnungen nicht bezahlen muss.
Ich werde mal konkret.
Erstes Beispiel:
Wobe-Mugo, das übrigens auch von Frau Wussow empfohlen wurde (laut Bild:"Sie empfiehlt sogar das in Deutschland nicht mehr zugelassene Papain-Präparat „Wobe-Mugos“ über das Internet im Ausland zu bestellen.").
Zitat aus (der ganze Artikel ist interessant, ich zitiere nur das Ende):
http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0205_a.php3
"Unverständlich ist für uns die jahrelange Untätigkeit der zuständigen Landesbehörde von Oberbayern. Im Rahmen ihres Ermessungsspielraums hatte sie 1997 eine Duldung von WOBE MUGOS E ausgesprochen, wenn bis zum 1. Oktober 1997 ein Neuzulassungsantrag gestellt werde (vgl. a-t 1997; Nr. 8: 86). Nach Fristablauf hätte sie den Verkauf von WOBE MUGOS E bereits 1997 versagen müssen. Der weitere Verkauf des fragwürdigen Produktes bis zur endgültigen gerichtlichen Entscheidung, die möglicherweise noch Jahre dauern kann, lässt sich unseres Erachtens nicht rechtfertigen. Für die Firma ist Zeit Geld. Jeder weitere Monat bringt ihr rund 800.000 ¤ Umsatz."
Das Medikament wurde erst zum 1.9.2006 aus dem Verkehr genommen. Siehe:
http://infomed.mds-ev.de/sindbad.nsf/0/8400320506bdf44fc12570e00033b627?OpenDocument
Da hat es sich doch gelohnt, bis zu letzt zu streiten, obwohl schon schnell klar gewesen sein dürfte, dass es so enden würde.
DAS SIND KNAPP 9 JAHRE MIT EINEM UMSATZ VON RUND 800.000 EURO PRO MONAT.
Nicht schlecht.
Zweites Beispiel: Ukrain, Zitate aus:
http://www.akdae.de/20/20/Archiv/2001/20010216.html
Arzneimittelkommission 2001:
"Bereits 1989 hatte die AkdÄ kritisch über die nicht belegte Wirksamkeit dieses Mittels informiert (1)."
...
"Kosten
Die vorgeschlagene Dosierung beträgt 30 mg/m2 Körperoberfläche/Woche. Eine Behandlung mit Ukrain wird meistens mit 10 mg/d beziehungsweise 100 mg pro Therapiezyklus durchgeführt. Die Kosten hierfür betragen circa 5000 bis 7000 DM pro Woche (5)."
Wie war das doch mit der "Krebsmafia", die so viel verdient?
Noch mal zur Warnung:
"Eine einheitliche, wissenschaftlich plausible Theorie zur Wirkung des Präparates Ukrain existiert nicht, die vorliegenden präklinischen Daten rechtfertigen den Einsatz des Medikamentes selbst in der klinischen Prüfung nicht, und die bisher vorliegenden klinischen Berichte erlauben wegen fehlender objektiver Kriterien keine Beurteilung der Wirksamkeit. Die Beschreibungen sind sehr unscharf. Subjektive Empfehlungen werden als Beweis der Wirkung interpretiert. Häufig handelt es sich um Einzelfalldarstellungen. Es fehlen vollständig die gegenwärtig zu fordernden prospektiven randomisierten Studien. Für alle in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen und angewendeten Arzneimittel gilt der Grundsatz der Wirksamkeit, Sicherheit und Unbedenklichkeit. Nach den vorliegenden Daten muss allein schon der Wirksamkeitsnachweis angezweifelt werden. Dadurch erhebt sich auch die Frage nach der Sicherheit für den Patienten. Ein zum Beispiel nicht wirksames Arzneimittel ist für keinen Patienten, erst recht keinen Krebspatienten, sicher. Nimmt man alle Erkenntnisse zusammen, stellt sich auch die Frage nach der Unbedenklichkeit. Als bedenklich eingestufte Arzneimittel dürften in der BRD nicht zur Anwendung kommen."
Es ist immer das gleiche Strickmuster:
"SUBJEKTIVE EMPFEHLUNGEN WERDEN ALS BEWEIS DER WIRKUNG INTERPRETIERT."
WENN SIE DAS HÖREN, DANN MÜSSEN EINFACH DIE ALARMGLOCKEN ANGEHEN. DAS SOLLTEN PATIENTEN WISSEN.
Leider unternehmen die Behörden zu wenig:
"Die AkdÄ und die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. lehnen den Einsatz von Ukrain als Medikament beim Menschen zurzeit mit aller Entschiedenheit ab. Nach Auffassung der AkdÄ ist die Werbung und die Anwendung bei Patienten aus Gründen der Arzneimittelsicherheit durch die zuständigen Behörden zu untersagen. Die Fragen zur Rechtmäßigkeit hinsichtlich der Werbung, des Vertriebes und der Verordnung von Ukrain in der Bundesrepublik müssen laut Auffassung der AkdÄ dringendst durch die zuständigen Aufsichtsbehörden geklärt werden. Es ist unbefriedigend, dass Ärzte (und betroffene Patienten) seit mehr als zehn Jahren zum arzneimittelrechtlichen Status des Ukrain nicht auf offizielle fundierte Stellungnahmen dieser Behörden zurückgreifen können."
Man könnte die Liste fortführen. Informieren Sie sich. Es gibt seriöse Beratung.
Und glauben Sie keinesfalls, dass die, die "alternative" Therapien anbieten, nicht viel daran verdienen. Die verdienen sogar gut.
Allen einen schönen Sonntag noch.
Degi