RE: Bronchitis
Liebe/r Pepe,
Du hast völlig Recht: Der Themenkomplex Asthma ist ziemlich unübersichtlich, und auf viele Fragen gibt es tatsächlich keine befriedigenden Antworten. Viele von den Fragen, die Du gestellt hast, sind aber beantwortbar:
Was ist eine (auch immer wiederkehrende, vielleicht auch chronische) Bronchitis?
Eine Bronchitis ist eine Entzündung der Bronchien. Dabei ist es für diese Definition erstmal egal, ob diese Entzündung von Viren oder Bakterien (oder sogar anderen schädigenden Enflüssen) verursacht wird.
Teilweise muß sie nicht einmal mit Antibiotikum behandelt werden...
Ein Antibiotikum wird vom Arzt immer dann verordnet, wenn der Verdacht besteht, Bakterien (denn nur sie können durch Antibiotika bekämpft werden) könnten die Entzündung verursachen (oder wenn zu befürchten ist, dass eine Bakterieninfektion noch dazukommt und die Lage verschlechtert). Da sehr schwer verlaufende Infektionen durchaus auch von Viren verursacht werden können, ist der vielfach angenommene Zusammenhang "Schwere Erkrankung = Antibiotikum notwendig" nicht richtig. Es ist Aufgabe des Kinderarztes, die Zeichen einer bakteriellen Infektion zu erkennen.
Wann ist die Häufigkeit im "erträglichen Rahmen?
Diese Frage ist in der Tat nicht allgemein zu beantworten, sondern immer nur im Einzelfall.
Wann spricht man von einer obstruktiven, wann von einer chronischen Bronchitis?
Obstruktion bedeutet Verschluss/Verengung. Eine Verengung der Atemwege, insbesondere der Bronchien, kann verschiedene Ursachen haben und führt immer zu charakteristischen Atemgeräuschen, die beim Abhören der Lunge, manchmal sogar einfach so beim Atmen zu hören sind (das Dir sicher bekannte Fiepen/Pfeifen). Ursache dafür ist bei Kleinkindern fast immer eine akute, d.h. nicht sehr lange dauernde Bronchitis, die durch Viren oder Bakterien hervorgerufen wird. Bei größeren Kindern und Erwachsenen sind oft allergische Entzündungen (allergisches Asthma) oder andere, oft unbekannte Faktoren daran beteiligt. (Bei manchen, besonders empfindlichen Menschen reichen schon kalte Luft oder körperliche Anstrengung aus, um eine Obstruktion zu bewirken.) Meistens sind diese Beschwerden dann chronisch, d.h. länger andauernd oder immer wiederkehrend.
Wie Du siehst, beschreiben die Begriffe obstruktiv und chronisch zwei völlig voneinander unabhängige Eigenschaften einer Erkrankung, nämlich eine symptomatische Besonderheit (obstruktiv) und eine zeitliche Einordnung (chronisch).
Wann läßt man sie in Ruhe, wann versucht man es mit Ambroxol, wann mit Sultanol, wann mit Kortikoiden?
Eine Frage, die nur der behandelnde Kinderarzt entscheiden kann. Ambroxol ist ein Medikament, das den Schleim, der bei Bronchitiden häufig in großer Menge gebildet wird, flüssiger machen soll, damit das Heraushusten einfacher wird. Sultanol wirkt bei Inhalation direkt gegen die akute Obstruktion (s.o.). Inhalative Kortikoide sind nur als langfristige, vorbeugende Medikation über viele Wochen sinnvoll, wenn ein Kind sehr dazu neigt, obstuktiv zu werden, also bei sehr häufigen obstruktiven Bronchitiden, bei chronisch verlaufender obstruktiver Bronchitis, oder eben beim Asthma.
Das Thema ist ähnlich nebulös wie die atopische Dermatitis: Was heißt das? Gleich Neurodermitis oder vielleicht die evt. Bereitschaft zu Neurodermitis, die vielleicht doch nicht entstehen wird; eine der vielzähligen Abarten von ND?
Atopische Dermatitis = Atopisches Ekzem = Endogenes Ekzem = Neurodermitis. Viele Ärzte scheuen sich, den Begriff Neurodermitis zu nennen, weil er so viel Angst auslöst. Außerdem ist er ein schlechter Name für diese Krankheit, die zwar sehr schwer zu behandeln ist (deshalb gibt es auch so viele Meinungen dazu, s.u.), die aber zum Glück bei den meisten Kindern irgendwann einfach von selbst ausheilt.
Behandelt man sie mit Fetten oder gleich mit vorsichtig angewandten Kortisonsalben?
Diese Frage ist wieder nur im Einzelfall vom Kinderarzt zu beantworten. Nur eines: Kortikoidhaltige Salben sollten in jedem Fall nur kurzfristig angewendet werden!
Ich finde das Thema durchaus schwierig und 8 von 10 Ärzten handeln bzw. therapieren unterschiedlich!
Da gebe ich Dir absolut Recht. Bei der Auswahl der Kinderärztin/des Kinderarztes sollte man großen Wert darauf legen, dass sie/er sich Zeit nimmt, die vielen Fragen, die man als Eltern immer zu solch komplizierten Krankheiten hat, zu beantworten. Außerdem braucht man ein gutes Vertrauensverhältnis, das sich am besten am Bauchgefühl bemessen lässt: Vermittelt sie/er ein gutes Gefühl? Bei Dir/bei Deinen Kindern?
Ich hoffe sehr, Dir ein wenig geholfen zu haben und würde mich über eine kurze Antwort freuen.
Urs vom Schnee
PS: Drücke die Daumen für die Paukenröhrchen-OP, Mamadrei!