Beziehungskrise
Liebe Nurabi,
das sind ja viele gute Nachrichten – aber Sie haben es sich noch nicht klar gemacht.
Die „Trennung“ Ihres Partners von Ihnen hat also nicht stattgefunden. Im Gegenteil: Sie konnten einen schönen Tag mit ihm verbringen. Ihr Partner hat sich Ihnen wieder zugewendet! Das ist im Augenblick wichtig, denn es ist der erste Schritt auf dem „neuen“ Weg des Zusammenlebens. Die Frage, ob diese „Zuwendung“ wieder zu einer Stabilität in Ihrer Beziehung führt, läßt sich zwar im jetzigen Stadium noch nicht beantworten, aber dies ist im Grunde auch nicht entscheidend. Sie sind Ihrem Partner nicht gleichgültig. Das sollte Ihnen Hoffnung geben.
Ihr Partner macht offensichtlich auch gute Fortschritte bei der Lösung seiner Probleme. Sie sagen, daß er seinen Standpunkt gegenüber seinen Eltern und seiner Freundin zumindest schon erklären kann, auch wenn er vielleicht noch nicht in der Lage ist, die daraus resultierenden Entscheidungen umzusetzen. Aber ich halte dies – in dieser kurzen Zeit – schon für einen großen Fortschritt. Wenn es ihm gelingt, hier weitere Erfolge zu erzielen, beginnen zwei Ihrer Problemfelder, sich zu lösen. Dann können Sie ihn unbesorgt seine Freundschaft führen lassen, weil es ihm gelingen wird, auch gegenüber seiner Freundin Stellung zu beziehen. Wenn Ihre Beziehung dann wieder ausreichende Stabilität besitzt, brauchen Sie sich wegen seiner Freundin keine Sorgen mehr zu machen. Vielleicht können Sie ihn in der „Übergangszeit“ davon überzeugen, daß er über Ihre Beziehung mit seiner Freundin nicht mehr spricht. Zum anderen wird sich der Trennungsprozeß von seinem Elternhaus sich positiv entwickeln, wenn seine Eltern erkennen, daß er seinen eigenen Standpunkt vertreten und – wenn es sein muß, auch mal gegen die Eltern – durchsetzen kann. Natürlich wird seine Entschlossenheit, seine Wünsche und Vorstellungen umzusetzen, auch auf Sie auswirken – es wird auch Entscheidungen „gegen“ Sie geben. Dies wird Ihrer Beziehung aber eher förderlich sein!
Ihr Partner hat aber noch einen langen Weg vor sich! Sie sagen selbst, daß er sich noch nicht ausreichend entwickelt hat, um so schwerwiegende Entscheidungen wie die Fortführung der Beziehung zu Ihnen wirklich treffen zu können: „dass er nur mir zu Liebe "ja" sagt“! Also werden Sie in der jetzigen Entwicklungsphase noch warten müssen – auch wenn es Ihnen verständlicherweise sehr schwer fällt, denn es bedeutet für Sie Ungewißheit für die Zukunft. „Warten“ bedeutet jedoch nicht, untätig zu sein. Fördern Sie ihn in diesem Entwicklungsprozeß! Stellen Sie ihn vor „einfachen“ Situationen, in denen er zum Entscheiden und Handeln aufgefordert ist. Laden Sie Ihn ein, mit Ihnen am Wochenende etwas zu unternehmen: Er muß dann entscheiden: ja – oder nein! In der „nächsten“ Stufe bieten Sie ihm Alternativen, zwischen denen er sich entscheiden muß. Dies können Sie im Laufe der Zeit steigern. Wichtig ist, daß es sich immer um positive Erlebnisse handelt, die er mit Ihnen teilt.
Ein schwieriges Problem ist der „Wellengang“, den Ihre Gefühle – und wahrscheinlich auch die Gefühle Ihres Partners – durchleben. Das macht es nicht gerade einfacher, einen „klaren Kopf“ zu behalten. Wodurch entstehen diese Gefühlsschwankungen? Hängen Sie davon ab, welche „positiven“ und „negativen“ Ereignisse Sie mir Ihrem Partner erleben? Können Sie sich vorstellen, doch mehr auf Distanz von Ihrem Partner zu gehen, um so die negativen Einflüsse zu minimieren und die positiven Erlebnisse herauszustellen? Hat sich Ihr Partner zu seinem „Gefühlsleben“ einmal geäußert? Erlebt er es in gleicher Weise? Versuchen Sie einmal, sich über diese Fragen Gedanken zu machen. Ziel Ihrer Überlegungen sollte es sein, die auf Sie negativ wirkenden Elemente von sich (und Ihrem Partner) fern zu halten und sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.
Es wäre außerdem interessant zu wissen, wie welche Entwicklungen sich bezüglich Ihres ursprünglich diskutierten Problems, nämlich des Versuchs der Freundin Ihres Partners, die Beziehung zu zerstören, ergeben haben.
Schönen Gruß
Heide