man wird langsam alt !!
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Das klassische klinische Bild der Appendizitis beginnt mit allgemeinem Krankheitsgefühl,
Übelkeit,
Erbrechen, rasch zunehmenden Leibschmerzen, die bald in den rechten Unterbauch lokalisiert werden. Der Stuhl ist meist angehalten, kann aber im Beginn auch durchfällig sein. Die Körpertemperatur ist mäßig erhöht. Der Puls ist mäßig beschleunigt, kann aber auch durch Vagusreizung bradykard sein. Die Bauchatmung ist häufig im ganzen oder im rechten Unterbauch vermindert. Gelegentlich wird das rechte Bein in der Hüfte gebeugt. Die Kinder mögen sich nicht mehr aufsetzen. Im Bereich des Mac Burneyschen Punktes (Mitte zwischen Nabel und rechter Spina iliaca) bestehen eine
muskuläre Abwehrspannung und ein Druckschmerz,
manchmal erst bei tiefer Palpation. Wird nach tiefer Palpation an einer schmerzfreien Stelle die Hand plötzlich zurückgezogen, so entsteht ein stechender Schmerz in der Appendixgegend (Loslaß-Schmerz). Meist besteht eine mäßige polynukleäre Leukozytose.
Dieses Bild kann im Einzelfall mehr oder weniger stark abgewandelt sein, vor allem aber auch dadurch, daß die Appendix an abnormer Stelle liegt: dann kann der Druck- und Loslaß-Schmerz im Nabelbereich, in der linken Bauchseite (auch bei Situs inversus), im Bereich der Gallenblase, in der Lendengegend (retrozökale Lage), im kleinen Becken, ja sogar in einer Leistenhernie lokalisiert sein. Bei Kleinkindern kommt erschwerend hinzu, daß sie keine zuverlässigen Schmerzangaben machen können und durch Schreien eine sichere Beurteilung der Bauchdeckenspannung verhindern. Man muß aber die Geduld aufbringen, so lange beim Kind zu bleiben, bis man sich Klarheit verschafft hat, ob eine Operationsindikation besteht oder nicht. In jedem Fall gehört zur Untersuchung die behutsam durchgeführte rektale Palpation, die besonders bei atypischen Formen (Beckenappendizitis) wichtige Informationen gibt. Durch eine Harnuntersuchung muß eine akute Pyelitis ausgeschlossen werden.
Ein perityphlitischer Abszeß ist als schmerzhafter Tumor in der Appendixgegend fühlbar. Die Resistenz kann erhebliche Ausmaße annehmen, wenn die Nachbarorgane in die Entzündungsvorgänge einbezogen werden. Daneben bestehen Fieber neutrophile Leukozytose. Ein Douglas-Abszeß ist leicht durch rektale Untersuchung festzustellen. Die Perforation in die freie Bauchhöhle ist beim älteren Kind durch die bekannten Erscheinungen des peritonealen Schocks und der rasch aufflammenden, diffusen Peritonitis charakterisiert. Beim Kleinkind kann das ganz undramatisch ablaufen. Vollends fehlt eine plötzliche Verschlimmerung der schleichenden Infektion der Bauchhöhle. So ist es erklärlich, daß kleine Kinder in rund der Hälfte der Fälle mit bereits erfolgter Perforation in Hand des Chirurgen kommen.
In der Differentialdiagnose der akuten Appendizitis kommen zahlreiche Erkrankungen in Frage, vor allem Enterokolitis, Lymphadenitis mesenterialis, Ileitis terminalis catarrhalis, Entzündungen des Meckelschen Divertilels, Zystopyelitis, Harnkonkremente, Purpura abdominalis, Osteomyelitis der Beckenschaufel. Charakterisch ist die Fehldiagnose Appendizitis bei einer beginnenden Pneumonie. Bei Masern kennt man in der Inkubationszeit eine Riesenzellappendizitis. In Betracht ziehen man auch die Pseudoperitonitis des diabetischen Komas. Das Bild des perityphlitischen Abszesses zeigt Ähnlichkeit mit echten Geschwülsten des Bauchraumes und mit der Darminvagination. Die sog. toxische Enteritis pflegt mit einer ausgesprochenen Facies abdominalis, diffusen Leibschmerzen und Abwehrspannung einherzugehen, so dass eine Verwechslung mit Appendicitis perforata leicht unterlaufen kann.
In der Therapie der akuten Appendizitis gilt auch beim Kinde der Grundsatz der Frühoperation, weil dadurch am sichersten die Gefahr der Perizonitis ausgeschaltet werden kann. Andererseits ist Appendektomie nicht frei von Gefahren. Sie sollte deshalb nicht unnötig vorgenommen und vor allem dann vermieden werden, wenn statt einer
Appendizitis eine andere Erkrankung vorliegt, bei welcher der Eingriff eine verhängnisvolle Belastung bedeuen kann. Das gilt vor allem für die Infektionen Atmungsorgane und die toxische Form der Enteritis. Für die Operationsanzeigen ist daher sehr viel Erfahrung notwendig, vor allem beim allem beim Kleinkind. Wenn sich ein Verdacht auf Appendizitis sicher ausschließen läßt, muß das Kind in klimische Behandlung gegeben werden, und zwar schnell wie möglich, damit notfalls eine kurzfristige Beobachtung des Verlaufs unter Zuziehung des Chirurgen die Diagnose sichern hilft. Bis die Operation entschieden ist, sind Analgetika und Antibiotika verboten. Dagegen sind Bettruhe und Nahrungskarenz angezeigt; manche Kinder verspüren Linderung unter feuchtwarmen Wickeln oder unter einem Eisbeutel.
Chronisch rezidivierende Appendizitis. Die häufig chronisch diagnostizierte "chronische Appendizitis" gibt nicht; es kommt nur ein Verlauf in rezidivierenden Schüben in Frage, wenn nicht beim ersten Schub operiert wurde.