RE: BARRETT-ÖSOPHAGUS
hallo
hier nochmal einen artikel zu dem problem und den verschiedenen erscheinungsformen. vielleicht hilft der etwas weiter...
gruss
susi
Falk Foundation e.V.: Lüneburger Gastroenterologisches Seminar
8.-10. Juni 2001
Barrett-Ösophagus - Therapie ja oder nein?
Lüneburg - Der Barrett-Ösophagus muss nach der "Alles-oder-Nichts-Regel" beurteilt werden: Wird er diagnostiziert, so ist er in aller Regel voll ausgeprägt.
Weder das Ausmaß noch die Progression lassen
sich therapeutisch beeinflussen. Das betonte Prof. R.Arnold, Marburg beim Lüneburger Gastoenterologischen Seminar, unterstützt von der
Falk Foundation e.V.. Dennoch sind klare Diagnosestellung und Differenzierung der Erkrankung notwendig, um das Risiko für die Bildung eines Ösophaguskarzinoms abzuschätzen.
Dementsprechend müssen Überwachungs- und gegebenenfalls Therapiemaßnahmen eingeleitet
werden.
Charakterisierung und Prävalenz
Ein Barrett-Ösophagus liegt dann vor, wenn statt der Plattenepithelzellen in der Speiseröhre -Schleimhaut Zylinderepithelzellen nachgewiesen werden können. Wesentlich für die Diagnose ist dabei, dass Becherzellen vorhanden sind, also eine spezialisierte intestinale Metaplasie (SIM) vorliegt. Die Prävalenz des Barrett-Ösophagus ist deutlich höher als anhand der klinischen Untersuchungsergebnisse zu vermuten wäre: Nur bei 22 von 100.000 Personen wird diese Erkrankung klinisch diagnostiziert, in pathologischen
Untersuchungen kann aber bei durchschnittlich 376
von 100.000 Menschen ein Barrett-Syndrom
nachgewiesen werden. Die meisten Patienten mit
Barrett-Syndrom werden demnach gar nicht gefunden, schloss Arnold.
Unterschiedliche Entitäten
Bezüglich der Ausdehnung können beim
Barrett-Ösophagus drei Formen unterschieden
werden:
- Long-Segment-Barrett. Die Länge der Metaplasie
(Distanz zwischen ösophago-gastralem Übergang
und Übergang zum Plattenepithel) beträgt mehr als 3 cm.
- Short-Segment-Barrett. Hier sind Segmente von
weniger als 3 cm Länge von der Metaplasie betroffen.
- Ultra-Short-Barrett. Bei dieser Form sind die
spezialisierten intestinalen Metaplasien
mikroskopisch klein und können daher nur
histologisch nachgewiesen werden.
Beim Ultra-Short-Barrett befinden sich die
Becherzellen normalerweise distal des
Übergangsbereichs von Platten- zu Zylinderepithel
(Z-Linie) oder darunter. Dieser Bereich entspricht
häufig der Kardia (ösophago-gastraler Übergang).
Daher ist derzeit noch umstritten, ob diese Form des Barrett-Ösophagus denselben pathophysiologischen Hintergrund besitzt wie Long- und Short-Segment-Barrett oder ob es sich eher um eine Karditis handelt.
Barrett-Ösophagus als Präkanzerose
Ob sich aus einem Barrett-Ösophagus ein Ösophaguskarzinom entwickelt, hängt stark von der
Ausprägung der Erkrankung ab: So zeigte eine
Metaanalyse prospektiver Untersuchungen, dass für
Patienten mit einem Long-Segment-Barrett im
Vergleich zur Normalbevölkerung ein etwa 30mal
höheres Risiko besteht, ein Adenokarzinom im
Bereich des Ösophagus zu entwickeln. Hier ist also
eine regelmäßige endoskopische Überwachung
unbedingt indiziert, betonte Arnold.
Auch bei Patienten mit einem Short-Segment-Barrett
ist das Risiko einer Karzinombildung erhöht -
allerdings etwa 7- bis 15mal weniger ausgeprägt als beim Long-Segment-Barrett. Patienten, bei denen histologisch eine Low-Grade-Dysplasie nachweisbar ist, sollten daher ebenfalls regelmäßig überwacht werden.
Ob ein Ultra-Short-Barrett ein erhöhtes Risiko für die Bildung eines Ösophagus-Karzinoms darstellt, ist noch nicht abschließend geklärt. Untersuchungen bei Patienten, die an dieser Form der Erkrankung litten, ergaben aber eine - wenn überhaupt - nur sehr geringfügig erhöhte Dysplasie-Bildung. Eine regelmäßige Überwachung ist hier nicht notwendig.
In der Praxis spielt diese Form der Erkrankung keine Rolle, erklärte Arnold.
Pathogenese und Therapie
Derzeit werden im wesentlichen zwei Ursachen für
die Entstehung eines Barrett-Ösophagus
verantwortlich gemacht:
- Die Besiedlung der Schleimhaut mit Helicobacter
pylori. Hier sind auch die Antrum- und
Corpusschleimhaut betroffen.
- Säurereflux. So entwickeln etwa 15 Prozent aller Reflux-Patienten ein Barrett. Da der aber in der Regel schon besteht, wenn die Refluxkrankheit
erstmals endoskopisch diagnostiziert wird, sind
Kontrollendoskopien diesbezüglich bei
Reflux-Patienten nicht indiziert, erklärte Arnold.
Ob Patienten mit Barrett-Ösophagus dauerhaft mit
einem Säureblocker behandelt werden sollten, wird
kontrovers beurteilt: Treten Beschwerden auf, ist
eine solche Therapie sicherlich indiziert. Da
Barrett-Patienten aufgrund ihrer veränderten
Schleimhautphysiologie relativ unempfindlich
gegenüber Säure sind, zeigen sie häufig keine
Symptome. Hier ist eine Behandlung mit
Protonenpumpenhemmern nach Meinung vieler
Autoren nicht indiziert.
Fazit
Beim Barrett-Ösophagus können je nach Ausprägung
drei Formen unterschieden werden mit
unterschiedlicher klinischer Bedeutung: Während
Short-Segment- und vor allem Long-Segment-Barrett
wichtige Risikofaktoren für die Bildung von
Adenokarzinomen im Ösophagus bilden und
entsprechend kontrolliert werden müssen, ist die
Bedeutung des Ultra-Short-Segment-Barretts in der
Praxis gering. Eine regelmäßige Kontrolluntersuchung ist demnach nicht sinnvoll. Die Vorgehensweise bei der Therapie eines Barrett-Ösophagus ist noch nicht abschließend geklärt. Bei symptomatischen Fällen ist
aber eine Behandlung mit Protonenpumpenhemmern
eher indiziert als bei Patienten, die keine Symptome zeigen.