Hallo Winnie
Ich habe ebenfalls bereits zweimal erfolglos versucht, mein Medikament abzusetzen.
Beim ersten Mal vor rund fünf Jahren war es Citalopram, da war ich auf max. 20 mg und bin dann innerhalb von zwei oder drei Monaten (genau weiß ich es nicht mehr) auf 0 runter.
Weitere zwei drei Monate später hatte ich dann einen Rückfall.
Danach sollte ich auf Fluoxetin umsteigen und war dort in der Höchstdosis kurzzeitig auf 40mg, meistens auf 30. 2017 habe ich auch da erneut versucht abzusetzen, allerdings auch da offenbar noch zu schnell (insg. ca. 1 Jahr, letzte Dosis waren 10 mg), weil es ein halbes Jahr später - auch im Zuge weiteren Stresses - zu einem weiteren Rückfall kam.
Aktuell unternehme ich einen weiteren Versuch, den ich nochmal langsamer angehe:
Ich habe im Januar 18 von 40 auf 30 reduziert.
Ende April 18 von 30 auf 20. Also rund 3,5 Monate 30 mg.
Bis Mitte Mai 18 20, also ein Monat 20 mg.
Von Mitte Mai 18 bis Anfang August 18 15 mg, ca. 3 Monate.
Von August 18 bis Ende März 19 10 mg, ca. 7,5 Monate.
Seit März 19 bin ich auf 5 mg runter.
Die 5 mg will ich mindestens bis Herbst halten, dann für ein halbes Jahr 2,5 mg.
Und mit dem nächsten Frühjahr 2020 dann komplett absetzen.
Ich habe schon mehrfach von Reduzierung in 10%-Schritten gehört bzw. gelesen, die sehr zuverlässig und nachhaltig sein soll; hab dazu aber gerade keinen Link parat.
So genau nehme ich es da allerdings nicht, wie Du oben siehst (40-40-20-15-10-5-2,5) - aber auf jeden Fall dosiere ich sowohl mengenmäßig als auch über Zeit sehr viel langsamer herunter als die beiden Male zuvor.
Wie man die Dosierungen genau hinbekommt, dazu gibt's verschiedene Methoden. Man kann es da ganz exakt mit ner Küchenwaage machen, indem man die Tabletten zunächst zerbröselt und das abgewogene Pulver dann in Wasser auflöst
Ich mache es im Augenblick noch mit der banalen "Tabletten-brech-in-der-Mitte-durch"-Methode, weil es für mich mit weniger Aufwand verbunden ist. Daher eben auch so Zwischenstufen wie 15 oder 5 mg.
Bei 2,5 bin ich zugegebenermaßen mal gespannt, wie ich das hinbekomme, ohne daß mir in der Tat dann nicht ohnehin alles zerbröselt *g* Ggfs. muß ich die Tablette dann doch gleich zerstoßen, pulverisieren und dann exakter abmessen. Man wird sehen.
Auf jeden Fall geht es mir damit im Großen und Ganzen sehr gut.
Stimmungseinbrüche - auch heftigere - habe ich nach wie vor alle paar Wochen, waage aber mal zu behaupten, daß ich die Medikamentenreduzierung als Ursache da mittlerweile recht sicher ausschließen kann.
Wie kann es sein, dass es mir die erste Zeit richtig gut ging, und jetzt geht's wieder in die andere Richtung?
Kenne ich. Von beiden vorherigen Malen.
Ich erkläre mir das so, daß ich beide Male ziemlich motiviert und euphorisch gewesen bin, es eben auch ohne Medi hinzubekommen. Man überzeugt sich da ja kognitiv-gedanklich selbst davon, daß man es schaffen kann. Und wenn dann die ersten Tage noch gut verlaufen, fängt man wieder an, an seine Selbstwirksamkeit zu glauben. Das alles erzeugt einen sich anfangs noch selbst verstärkenden, positiven Stimmungsschub.
Irgendwann - bei mir war das nach drei vier Wochen dann jeweils so - läßt diese anfängliche Euphorie dann aber nach, und evtl. hat die auch die Nebenwirkungen des Absetzens übertüncht. Diese wiederum treten ab dem Moment mit jedem Tag und schleichend wieder mehr in den Vordergrund - und irgendwann kippt die Stimmung dann wieder.
Ich hab da während meiner ersten beiden Absetzversuche noch wochenlang versucht, gedanklich gegenzuhalten und mir auch die alte Motivation bzgl. des Absetzens und der Selbstwirksamkeit in Erinnung zu rufen. Hat aber leider nicht gut genug geholfen und den Rückfall immer nur verzögert.
Ob da letztlich wirklich ein zu schnelles Absetzen maßgeblich war oder meine innere Überzeugung bzgl. meiner Selbstwirksamkeit zu "schwach", weiß ich nicht.
Ist mir aber mittlerweile auch nicht mehr so wichtig, weil ich ja den neuen Anlauf noch sehr viel langsamer durchziehe. Das gibt mir immer wieder die Möglichkeit, mich auf dem neuen Level zu stabilisieren und mich über Wochen und Monate hinweg selbst davon zu überzeugen, daß es auch mit der geringeren Dosis geht. Und zur Not könnte ich ja jederzeit wieder erhöhen, wenn ich den Eindruck habe, daß ich den Level nicht gehalten bekomme...
Das alles verschafft ein gewisses Maß an Sicherheit, Kontrolle und eben Überzeugung in die eigene Selbstwirksamkeit.
Ich hoffe, daß ich auf diese Weise dann auch mit 2,5 mg und irgendwann 0 mehr oder minder gut bzw. besser als die letzten Male zurechtkommen werde
Klar ist für mich aber auch:
Die Stimmungsschwankungen auch in weniger schöne Tiefen werde ich wahrscheinlich noch einige Zeit behalten... Das wird auch mal heftiger, da krieg ich auch mal meine Heulattacken und meine Verzweiflung.
Aber bis jetzt sind sie auch mit 10 und mit 5 mg immer wieder vorüber gegangen
Soviel zu meinen Erfahrungen. Vielleicht hilft Dir das ein bißchen weiter
LG,
Alex