Wie schaffst du es damit zurecht zukommen, innerlich vielleicht doch etwas anderes zu wollen?
Mal besser, mal schlechter...
Sagen wir mal so: Meine aktuelle gesundheitliche Situation ist sicher auch Resultat einer gewissen Unzufriedenheit in dieser besagten Richtung. Ja.
Allerdings halte ich mir seit Beginn meines neuen, bewußteren Lernprozesses mehreres immer wieder vor Augen:
1. So hart es klingen mag: Aber der grundlegende Zug ist bei mir abgefahren, denke ich. Insbesondere mit Familie und Kind sind manche Weichenstellungen solch fundamentaler Art nicht mehr so ohne weiteres zu korrigieren. Ist erstmal Fakt, auch wenn's irgendwo blöd und ärgerlich ist.
2. Selbst
falls es ginge: Welche nennenswerten(!) Chancen hätte ich überhaupt auf dem Ausbildungs- und Berufsmarkt, jetzt noch zuverlässig und nachhaltig umzusatteln?? Ich geh auf die Vierzig zu, mit Fünfzig muß man seine Schäflein im Trockenen haben, weil man Gefahr läuft, danach ausrangiert zu werden.
Soweit die nackte, hart klingende Realität. Etwas versöhnlicher dann aber:
3. Wer sagt mir denn, daß es mir mit einer anderen Entscheidung heute wirklich besser ginge...?!? Vielleicht wäre dies in Ordnung, was aktuell nicht so toll ist; dafür wäre aber etwas anderes mies, was jetzt schön ist...?!?! Wer kann das so genau wissen?
Soll heißen: Mein Leben ist bisher genau so gelaufen, wie es gelaufen ist, und es ist eigentlich wirklich gut gelaufen. "Gut" sowohl im landläufigen Sinne von "schön" und "grundsätzlich zufriedenstellend". "Gut" aber auch im buddhistisch-philosophischen Sinne, d.h. es ist so, wie es ist, und so ist es (gut so). Punkt. Was bringt es mir - außer in selbstmitleidigen Momenten, die ich unzweifelhaft habe

-, traurig diesen Mißverständnissen und vergangenen beruflichen Chancen nachzuweinen? => Nichts, außer, daß es mich eben unglücklich und unzufrieden macht. Da ich mit meinen Problemen aber ohnehin schon zu kämpfen habe - und da spielt das eben sicher auch mit rein, keine Frage -, bemühe ich mich aber mehr und mehr bewußt darum, diesen "hätte", "wenn's" und "aber's" nicht zu sehr nachzuhängen. Sie machen mich nämlich nur erst Recht unglücklich.
4. Es gibt ja diesen Spruch, daß man immer das wolle, was man gerade nicht hat oder nicht haben kann. Wie oft freut man sich auf irgendetwas - einen besonderen Tag, ein Ereignis, o.ä. -, und am Ende ist die tatsächlich erlebte Freude gar nicht soo groß. Oder man hakt es mit dem Erreichen ab und will etwas anderes, das nächste. Oder man stellt fest, daß man das eigentlich doch nicht wollte... sondern eigentlich doch etwas ganz anderes.
Ich denke, das kann man ebenfalls hierauf sehr gut anwenden: Ich interessiere mich zwar wirklich sehr für PC's, Hardware und Software, bastele vor allem im Augenblick wieder unheimlich gern an meinem PC, lese Berichte über neue Produkte etc. etc. etc. Und ja, irgendwo wünsche ich mir, in einem solchen Beruf auch arbeiten zu können.
Aber ich wäre nicht der erste, der die Freude an seinem Hobby verliert, weil er es zum Beruf gemacht hat und ab dem Moment quasi rund um die Uhr damit beschäftigt ist. Es macht einen Unterschied, ob man etwas machen
möchte, weil man Zeit und Lust dazu hat, oder ob man etwas machen
muß, weil man es gesagt bekommt und es getan werden muß...
5. Weiterhin ist es vielmehr so, daß mir mein derzeitiger Beruf - wenn auch inhaltlich unbefriedigend - mir finanziell wenigstens genügend Möglichkeiten zur Verfügung stellt, damit ich und meine Familie unseren Hobbies nachgehen können. Ich stell mir da grad folgendes Alternativleben vor:
Ich bin grundsätzlich zufriedener PC-Schrauber irgendwo zwischen Flensburg und Garmisch. Trotz akzeptabler Bezahlung wirft der Job aber mit Ach und Krach grad mal genug ab zum Leben für mich und die Familie, die üblichen Haushaltsinvestitionen und 1x Urlaub im Jahr. Die ganze Technik, die mich im Berufsalltag begeistert, möchte ich auch unheimlich gern privat bei mir Zuhause in meinem PC verbauen, case-modden, Komponenten tauschen, dieses und jenes ausprobieren. Eben auch mal ne High-End-Grafikkarte oder ne superflotte SSD, die ich in der Werkstatt schon x-mal verbaut und begeistert getestet habe.
Tja... nur leider fehlt mir das Geld dazu... Sohnemann wächst und braucht regelmäßig größere Klamotten, wir wollen jeden Tag was zu essen auf dem Tisch haben, auch mal mit Abwechslung, und alle Jubel Jahre sind auch mal ne neue Geschirrspül- und Waschmaschine oder ein Auto fällig. Viel finanzielle Luft für das Ausleben solcher Hobbies bliebe da nicht. Ganz zu schweigen davon, daß ja auch meine Frau mit ihrer Stick- und Nähmaschine Hobbies hat...
Bin ich mir aus meiner aktuellen Sicht heraus so sicher, daß mich ein solches Alternativleben so viel glücklicher und zufriedener machen würde...?!??? Jeden Tag top Gaming- und Performance-PC's für andere Leute zusammenbauen, aber Zuhause auf ner sechs Jahre alten Gurke herumkrebsen und dem aktuellen Star Wars Battlefront traurig hinterherweinen...?
Wie gesagt:
Alles nur mal so diverse Überlegungen, keine Bewertungen.
An deren Ende ich immer wieder bei der Einsicht und zunehmenden Überzeugung anlange:
Es ist gut so, wie es bisher gekommen ist.
Und vielleicht mache ich demnächst etwas anderes, vielleicht sogar mehr in diese Wunschrichtung hin. Wenn es so sein soll, wird es passieren.
Vielleicht mache ich auch was in Richtung Modellbau - mein zweites großes Hobby, das ich mal mit nem Freund zusammen zum Beruf machen wollte -, oder schreibe mal endlich mein erstes Buch fertig und veröffentliche es (was ich seit zwanzig Jahren noch nicht geschafft habe *g*).
Vielleicht aber auch nicht.
Dann ist es auch in Ordnung.
Meine größte Angst wäre es etwas "falsches" anzufangen, oder in einem Beruf fest zu stecken der mich nicht befriedigt.
Ja, kann ich verstehen. Und auf eine gewisse Weise sehe ich mich ja auch noch in einer solchen Sackgasse stecken.
Aber es gibt eben nie nur eine Sichtweise auf so etwas. Berufliche Sackgassen sind kein Weltuntergang, und auch aus beruflichen Sackgassen heraus kann man sich weiterentwickeln und Chancen bekommen. Womöglich sogar solche, die sich einem anders nie geboten hätten.
Insgesamt kann ich Dir wirklich nur raten, Deine Entscheidung(en) in Ruhe und ohne Druck - insbesondere eben nicht von außen - zu treffen. Es ist noch nirgends ein Meister vom Himmel gefallen, auch nicht in Sachen berufliche Entscheidungsfindung. Wenn das so wäre, bräuchte es keine Berufsberatungen *g*.
Taste Dich ran, mach Dich schlau, informiere Dich, überlege Dir, was Du gut und gern machst, mach Praktikas. Ich glaube, vor allem letzteres ist die beste Möglichkeit, einen konkreteren Eindruck von seinem vermeintlichen "Traumjob" zu bekommen. Ich meine: Klar bekommt man auch bei einem Praktikum lange nicht alles vom beruflichen Alltag mit. Aber es ist sehr viel hilfreicher, als sich immer nur auf das Hörensagen von anderen zu verlassen (insb. der Eltern *g*) und eigentlich gar nicht so genau zu wissen, worauf man sich einläßt.
Du wirst Deinen Weg finden und gehen. Allein schon auch deshalb, weil Du Dich aktiv damit auseinandersetzt.
