RE: Alle Jahre wieder Scharlach
Den Beiträgen von Beate Ullmann und Catherina zum Trotz (diese ahnt es sicher schon ;-) kopiere ich dennoch erneut meinen 10. Beitrag hierzu:
Scharlach ist eine rezidiv. Erkrankung (kann immer wieder auftauchen – je nach Immunsystem mehr oder wenigfer häufig). Meist besteht jedoch kein Grund zur Sorge, da Scharlach eine relativ harmlose Erkrankung ist, die selbst bei schweren Verläufen mit Penicillin gut in den Griff zu bekommen ist – und bei weniger schweren Verläufen, was hier interessant ist, unter Beobachtung sogar ohne Antibiotikum auskommt.
Scharlach ist meist nur selten ernst. Nur bei sehr gegen das Bakterium empfindlichen Kindern kann die Erkrankung zu Folgeerscheinungen (rheum. Fieber, Nieren- oder Herzbeschwerden etc.) führen.
Scharlach wird oft auch, selbst wenn diagnostiziert, ohne Penicillin behandelt (dieses verkürzt die Krankheitsdauer und die Ansteckungsgefahr und - es wird lt. „Bundesseuchengesetz“ dann nicht „abgesondert“ gehalten). Scharlach ist übrigens jederzeit zu Rezidiven bereit, zumal es mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Scharlach-Erreger gibt (Viele Fachmediziner machen übrigens ejne zu häufige AB-Gabe dafür verantwortlich...)
Der Scharlachverlauf sollte trotzdem unbedingt im Auge behalten werden, denn unbehandelter Scharlach erfordert zeitlich ein wenig mehr Ruhe zur Rekonvaleszenz, Zwischen- und Nachsorge als ohne AB durchzustehender, damit man etwaige Komplikationen (MOE etc.) sofort behandeln kann.
Viele Mediziner wollen die unterschiedlichsten Gründe dafür verantwortlich machen. In einfachen Worten:
a) „...Rezidive sind oft der Fall, wenn das Penicillin zu früh abgesetzt wurde...“
b) „...Immunität besteht nach der Krankheit nur, wenn kein Penicillin gegeben wurde (und immer nur gegen diesen einen Bakterientyp, eine erneute Infektion durch einen anderen Typ ist daher möglich)...“
c) „...da es mindestens 3 (vielleicht sogar 5) verschiedene Scharlacherreger gibt, erkranken manche Kinder (bis zu 5%) mehrmals an Scharlach. Diese Zweiterkrankungen haben nichts damit zu tun, ob das Kind mit Penicillin behandelt wurde...“
d) „...Bakterien lösen zwar zweifellos Scharlach aus, aber nur dasjenige Kind erkrankt daran, dessen Gesamtentwicklung die Bereitschaft zum spezifischen Krankheitsprozeß zulässt. Ein etwa durch sofortige Penicillingabe unterdrückter Scharlach kann sich nach wenigen Wochen wiederholen, u.U. sogar mehrmals...“
e) „...ein Scharlach-Rezidiv tritt erfahrungsgemäß nach antibiotischer Behandlung wesentlich häufiger auf. Auch tritt nach Penicillinbehandlung bald eine „indirekte Resistenz“ auf; d.h. in den Mandeln siedeln andere Keime, die das Penicillin auflösen und den Streptokokken dadurch „Schützenhilfe“ leisten...“
Ich denke, sich anzumaßen, zu wissen, wer mit seiner Meinung der Wahrheit am nächsten liegt, sollte bisher noch niemand. In Deinem Fall und bei Deiner Unsicherheit würde ich tatsächlich eine 2. Meinung einholen (nicht gerade beim nächsten Schulmediziner um die Ecke...) – denn in einem Punkt muss ich den bisherigen Beiträgen widersprechen: Es gibt durchaus Alternativen zum Antibiotikum bei Behandlung von Scharlacherkrankungen, aber sie bedürfen sorgfältigerer Beobachtung, verlaufen etwas länger und bedürfen mehr Pflege, Geduld und Zeit, was heute leider kaum niemand mehr aufbringen möchte oder, aus welchen Gründen auch immer, kann.
Gute Besserung! Pépé
Kopie2:
Tatsächlich bedeutet Scharlach heute kaum ein schwere Erkrankung und kann meist ohne Penicillin „durchstanden“ werden. Die gefürchteten Komplikationen wie Nierenentzündungen, rheumatisches Fieber etc. sind ziemlich selten geworden, auch wenn das Risiko in einigen Fällen besteht, wenn ein Kind „sehr empfindlich“ (ganz plump ausgedrückt) auf das jeweilige Bakterium reagiert. Andererseits ist es kein Ammenmärchen, sondern statistisch nachgewiesen, dass eine Scharlach-Erkrankung, die durch eine Penicillinbehandlung (auch wenn diese zur empfohlenen Dauer eingenommen wird; die Befürworter der AB machen oft ein „Aufflackern“ des Bakteriums dafür verantwortlich, dass das AB nicht bis zum Ende eingenommen wurde, wenn die Krankheit erneut ausbricht – das ist aber so nicht 100% richtig... ) abgeschwächt bzw. unterdrückt wird, innerhalb weniger Wochen viel öfter wiederkehrt als bei der „Durchmachung“ der Erkrankung. (Achtung: auch ein Kind, das ohne AB eine Scharlacherkrankung durchstanden hat, kann nach kurzer Zeit erneut erkranken – dann sind jedoch in den meisten Fällen neuartige Erreger verantwortlich).
Richtig ist, dass eine Scharlacherkrankung, die ohne AB behandelt wird, eine regelmäßige Kontrolle beim behandelnden Arzt voraussetzen sollte, um die etwaigen Komplikationen im Griff zu halten. Dazu sollten eigentlich, insb. Bei Unsicherheiten, zwischendurch Herz- und auch Urinkontrollen gehören. Ein abschließender Rachenabstrich (in NRW glaube ich vorgeschrieben) gibt dann das grüne Licht für den „öffentlichen Verkehr“.
Abtl A: Scharlach sowie seine gefürchteten Nachfolgekomplikationen sind durch Penicillin gut in den Griff zu bekommen! Auf ein Penicillin zu verzichten ist verantwortungslos! Außerdem sind die Kinder schnell wieder „fit“; zudem ist die Ansteckungsdauer gering und sie können nach kurzer Zeit wieder den KiGa/die Schule besuchen.
Abtl B: Scharlach kann unter ärztlicher Kontrolle auf eine Penicillin-Therapie verzichten! Es handelt sich jedoch noch immer um eine Krankheit, die den Körper stark „abbauen“ lassen kann. Hat das Immunsystem aus eigener „Kraft“ – ohne äußere“Hilfsmittel“ mit dem jeweiligen Erreger zu „kämpfen“, dauert es erstens ein wenig länger, auch den „letzten“ Eindringling zu „besiegen“, man sollte dem Körper aus demselben Grund auch eine längere Rekonvaleszenz zugestehen.
Ich habe diese Frage ein wenig offen gelassen, denn ich möchte niemanden zu einer „Gesinnung“ überreden. Das Thema Antibiotikum ist (wie auch das Thema Impfen) ein brisantes Thema, das in Internetforen (und auch unter Ärzten) gerne ausgeschlachtet wird. Ich kann nur hoffen, dass ein jeder sich seine eigene Meinung bildet und nach eigener Überzeugung handelt – unabhängig davon, dass meist ein Rattenschwanz von beleidigenden Beiträgen folgt (Ihr seid schulmedizinische Abzocker – Ihr seid homöopathische Scharlatane... haben wir alles schon zur Genüge gehabt)