RE: warum nicht nett?
RE: warum nicht nett?
Hallo Amira!
Zunächst einmal freue ich mich, dass sich das Problem von alleine gelöst hat.
Trotzdem möchte ich zum Schluß noch ein paar Bemerkungen „loslassen“:
< „...dass Neugeborene und Kleinstkinder Fieber ab 38,5°C gesenkt bekommen sollten, weil höhere Temperaturen noch zu viel ist zu bewältigen...“
Das ist eine ziemlich unvollständige und einseitige Behauptung bzw. Vorstellung vom Fieber. Richtig lautet es: „Babys unter 6 Monaten sollten grundsätzlich dem Kinderarzt vorgestellt werden, der dann entscheidet, wie damit umzugehen ist. Die meisten Ärzte setzen nicht gleich ein fiebersenkendes Mittel ein.
Ebenso verhält es sich mit der Aussage
<“...so ab 1 Jahr erst ab 39°C, weil sich da durch viele Impfungen und Infekte das Immunsystem schon gut entwickelt hat und die Fieberattacken besser ertragen werden“
Ich kann mich nicht erinnern, diese doppelt und dreifach widersinnigen Argumente unter den bisherigen Beiträgen gelesen zu haben. Außerdem sind das typische pauschale Statistiken, die auf ein spezifisches Kind mit einer spezifischen Auseinandersetzung eines Erregers wenig gemein haben! („Quietscht die Tür, wird sie halt geölt...“) Ich halte das für eine unangemessene Entwicklung, mit kranken Kindern umzugehen.
Richtig ist, dass die angegebenen Infekte von ca. 12x/Jahr tatsächlich nicht ungewöhnlich sind (Fieber hin oder her) – zum besseren Verständnis (bzw. um Dir eine eigene Meinung zu bilden, die Du bisher anscheinend nur angelesen hast), kann ich es mir nicht verkneifen, eine „vereinfachte, sachliche Fieberdokumentation“ anzuhängen. Die ließe sich natürlich noch unendlich fortführen mit „Maßnahmen“ oder „was, wenn fieberkrampfvorbelastet“ etc.etc.
Anhang:
Das Fieber ist ein geordnet verlaufender Prozeß: Es wird durch sog. Pyrogene in den Abwehrzellen ausgelöst. Diese alarmieren bei einer Infektion das Temperaturzentrum im Gehirn, das nun den Sollwert der Körpertemperatur erhöht. Um sie zu halten, läuft während der Fieberperiode der Stoffwechsel auf Hochtouren: Nun wird körpereigenes Eiweiß abgebaut (nach dem Fieber wieder neu aufgebaut), die Zahl der weißen Blutkörperchen nimmt zu, und der Körper produziert bei Fieber den natürlichen Abwehrstoff Interferon. Wenn die Körpertemperatur von 37 auf 39°C steigt, vermehren sich die körpereigenen Abwehrzellen um das Zwanzigfache. Sie spüren die Krankheitserreger auf und kapseln sie ein, um sie unschädlich zu machen.
Soviel zum Verständnis, warum man Fieber nicht „fürchten“ muss – im Gegenteil: es ist eine durchaus positive Reaktion. Es verhindert die Vermehrung von Viren und Mikroben und trainiert quasi unser Immunsystem. Der Körper lernt somit, sich mit ca. 200 unterschiedlichen Viren bzw. Bakterien auseinanderzusetzen (bei jeder neuerlichen Erkrankung werden weitere Antikörper gebildet; sind schließlich genug vorhanden, tritt sie auch seltener auf). Wenn man das Fieber drastisch senkt, legt man die natürliche Abwehr des Körpers lahm bzw. behindert sie, anstatt sie zu unterstützen.
Im Durchschnitt geht man bei der normalen Körpertemperatur von 36,5 bis 37,8°C aus (wobei viele Kinder, gerade beim Toben, nachmittags stete 38°C aufweisen); bis 38,5°C spricht man von erhöhter Temperatur; bis 39,5°C von mäßigem Fieber; bis 40,5°C von hohem und darüber hinaus von sehr Fieber. Das sind aber nur Anhaltspunkte; es ist daher unsinnig, ab einer bestimmten Temperatur pauschal ein Fieberzäpfchen zu verabreichen, wie es oft gemacht wird („Ab wann gibst Du?“ „Ab 38,5!“ „Ich erst ab 39,0!“)
Bei Säuglingen ist die Funktion des Temperaturzentrums noch nicht vollständig ausgereift, daher fiebern sie schneller und höher als Erwachsene. Die meisten Kinder ertragen Fieber recht gut; viele stecken sogar 41°C gut weg.
Die Höhe oder das Tempo des Fieberanstiegs ist kein Hinweis auf die Schwere der Erkrankung: stundenlang hohes Fieber von 41°C kann durchaus harmlos sein im Vergleich zu 38,5°C, das über mehrere Tagen oder Wochen besteht.