RE: 3,4-Diaminopyridin
3,4- Aminopyridin gehört zur Substanzklasse der Kalium-Kanal-Blocker. Im Tierversuch erhöhten und verlängern Kalium-Kanal-Blocker das Aktionspotential (= verlängerter elektrischer Impuls) am demyelinisierten (entmarkten) Nerven. Demyelinisierte Nerven sind das Hauptmerkmal der Multiplen Sklerose. Wegen der reizverstärkenden Wirkung wurden und werden Kalium-Kanal-Blocker als mögliche Therapie der MS-Symptome untersucht.
3,4- Aminopyridin wurde in vielen klinischen Studien bei MS-Patienten untersucht, jedoch sind die Ergebnisse vieler dieser Studien auf Grund methodischer Unterschiede nicht vergleichbar.
Es traten zum Teil schwere unerwünschte Wirkungen auf, andererseits zeigten manche Patienten auch Verbesserungen einzelner Symptome (Motorik, Augenbewegungen, Spastik, Gehfähigkeit, Sehfähigkeit). Keine Verbesserungen im Vergleich zu mit Placebo behandelten Patienten zeigten sich bei der EDSS-Entwicklung und bei den kognitiven Funktionen.
3,4- Aminopyridin ist NICHT zur Therapie der Multiplen Sklerose bzw. ihrer Symptome zugelassen.
Auf Grund der momentanen Datenlage kann keiner der maßgeblichen Wissenschaftler eine eindeutige Meinung für oder gegen 3,4- Aminopyridin abgeben.
Quellen:
Cochrane Review: Aminopyridines for symptomatic treatment in multiple sclerosis, Cochrane Library, 2000
Bostock 1978
Sherratt 1980